Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
zu bringen. Du hast sie die ganze Zeit mit dem Schlauch angespritzt, und sie lachte und kreischte und rannte um das Boot herum, und du liefst hinterher. Sie war so glücklich. Ich sagte es ihr nicht. Ich bin nicht stolz auf mich, aber so war es.«
    Der junge Mann setzte sich auf den Stuhl neben dem Tisch. Er wollte etwas sagen, aber er fand keine Worte.
    Canfield fragte, leise: »Bist du ganz sicher, daß du zu mir gehören willst?«
    Der Junge blickte auf. »Du mußt sie sehr geliebt haben. «
    »Ich liebe sie immer noch.«
    »Dann – möchte ich immer noch zu dir gehören.«
    Canfield hatte das Gefühl, als säße ihm ein Kloß in der Kehle. Aber er hatte beschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, ganz gleich, was geschehen würde.
    »Ich danke dir dafür.«
    Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Die Straßenlaternen waren eingeschaltet worden – nur jede zweite, wie um die Leute daran zu erinnern, daß es auch hier passieren konnte, aber wahrscheinlich nicht passieren würde, damit sie sich entspannen konnten.
    »Dad?«
    »Ja?«
    »Warum bist du zurückgekehrt und hast die Akte abgeändert? «
    Canfield schwieg eine Weile, ehe er antwortete. »Weil ich es tun mußte. Jetzt klingt das seltsam – >weil ich es tun mußte<. Ich brauchte achtzehn Monate, um diese Entscheidung zu treffen. Als es schließlich soweit war, brauchte ich weniger als fünf Minuten dazu, mich selbst zu überzeugen.« Er hielt inne und dachte einen Augenblick lang darüber nach,
ob es notwendig war, es dem Jungen zu sagen. Aber warum nicht? »Am Neujahrstag 1938 hat mir deine Mutter einen neuen Packard Roadster gekauft. Zwölf Zylinder. Ein wunderschönes Automobil. Ich fuhr damit auf die Southampton Straße. Ich weiß nicht genau, was passierte – ich glaube, das Steuerrad blockierte. Es gab einen Unfall. Der Wagen überschlug sich zweimal, ehe ich hinausgeschleudert wurde. Er war völlig zerstört, aber mir war nichts passiert. Abgesehen von ein paar Schürfwunden fehlte mir nichts. Aber ich sagte mir, daß ich hätte tot sein können.«
    »Ich erinnere mich. Du hast von irgendwo aus angerufen, und Mama und ich fuhren hinüber und holten dich ab. Du sahst schrecklich aus.«
    »Stimmt. Damals entschloß ich mich, nach Washington zu fahren und die Akte zu ergänzen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Canfield setzte sich auf den Sessel vor dem Fenster. »Wenn mir irgend etwas passiert wäre, hätte Scarlett-Kroeger irgendeine Horrorgeschichte erfinden und damit seinen Zweck erreichen können. Janet war gefährdet, weil sie nichts wußte. Also mußte irgendwo die Wahrheit festgehalten werden, aber auf eine Art und Weise, daß keine der beiden Regierungen eine andere Alternative haben konnte, als Kroeger eliminieren zu lassen – sofort. Um für dieses Land zu sprechen – Kroeger hat eine Menge prominenter Männer zum Narren gehalten. Einige dieser distinguierten Herren sind heute für unsere Politik verantwortlich. Andere fabrizieren Flugzeuge, Panzer und Schiffe. Indem wir Kroeger als Scarlett identifizieren, werfen wir eine Menge neuer Fragen auf. Fragen, von denen unsere Regierung im Augenblick nichts wissen will. Oder vielleicht will sie nie mehr was davon wissen. «
    Er knöpfte langsam seinen Tweedmantel auf, wollte ihn aber nicht mehr ablegen.
    »Die Scarlatti-Anwälte haben einen Brief, der nach meinem Tod oder Verschwinden an das einflußreichste Kabinettsmitglied übergeben werden soll, oder welche Administration auch immer zu der Zeit in Washington an der Macht ist. Die Scarlatti-Anwälte verstehen sich auf solche Dinge. Ich
wußte, daß es Krieg geben würde. Alle wußten das. Ich erinnere daran, daß es 1938 war. Der Brief führt die betreffende Person zu der Akte und damit zur Wahrheit.«
    Canfield holte tief Atem und blickte zur Decke.
    »Wie du sehen wirst, legte ich eine ganz bestimmte Verhaltensweise für den Fall fest, daß wir uns im Krieg befanden, und eine Variation für den Fall, daß wir uns nicht im Krieg befanden. Deine Mutter sollte nur im äußersten Notfall etwas erfahren.«
    »Aber warum sollte jemand, nach dem, was du getan hast, auf dich hören?«
    Andrew Scarlett konnte solche Zusammenhänge schnell erfassen. Das gefiel Canfield.
    »Es gibt Zeiten, wenn Länder – selbst Länder im Kriegszustand, dieselben Ziele haben. Für solche Zwecke werden immer die Verbindungslinien offengehalten. Heinrich Kroeger ist einer dieser Fälle. Er repräsentiert zu viel Peinliches für beide Seiten, das geht klar aus der Akte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher