Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Schließen, und sie klappten auf.
    »Ich habe dir gestern abend nicht geglaubt, weißt du«, sagte er leise, während er die Klappe der Tasche öffnete.
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Nein, nicht was ihn betrifft. Das glaube ich, weil es mir
eine Menge Fragen, die dich betreffen, beantwortet hat.« Er drehte sich um und musterte den Älteren. »Nun, eigentlich waren es keine Fragen, weil ich immer schon zu wissen glaubte, warum du dich so verhalten hast. Ich dachte, du könntest einfach die Scarletts nicht leiden. Nicht mich, die Scarletts. Onkel Chancellor, Tante Allison, all die Kinder. Du und Mama, ihr habt immer über sie gelacht. Ich auch. Ich kann mich noch gut erinnern, wie schmerzhaft es für dich war, als du mir sagtest, warum mein Nachname nicht derselbe wie der deine sein konnte. Erinnerst du dich?«
    »Ja, es war nicht gerade angenehm.« Canfield lächelte leicht.
    »Aber die letzten paar Jahre – da hast du dich verändert. Du wurdest ziemlich böse, wenn es um die Scarletts ging. Du warst immer richtig ärgerlich, wenn jemand die Scarlatti-Firmen erwähnte. Und du gingst die Wände hoch, wenn die Scarlatti-Anwälte erklärten, daß sie mit dir und Mama über mich sprechen wollten. Mama ärgerte sich über dich und sagte, du wärst unvernünftig. Sie hatte unrecht. Ich verstehe es jetzt. Du siehst also, ich bin darauf vorbereitet, das zu glauben, was diese Mappe enthält.« Er klappte sie wieder zu.
    »Es wird nicht leicht für dich sein.«
    »Es ist schon jetzt nicht leicht, und ich bin gerade dabei, über den ersten Schock hinwegzukommen.« Er grinste gezwungen. »Jedenfalls werde ich lernen, damit zu leben, denke ich... Ich habe ihn nie gekannt. Er hat mir nie etwas bedeutet. Ich habe nie sonderlich auf Onkel Chancellors Geschichten geachtet. Weißt du, ich wollte gar nichts wissen. Weißt du, warum?«
    Der Major musterte den jungen Mann scharf. »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Weil ich nie zu jemand anderem als dir – und Janet gehören wollte.«
    O Gott in deinem schützenden Himmel, dachte Canfield. »Ich muß jetzt gehen.« Er wandte sich wieder zur Tür.
    »Bleib noch. Wir haben noch nicht alles erledigt.«
    »Es gibt nichts zu erledigen.«
    »Ich will dir sagen, was ich gestern abend nicht glaubte. «
    Canfield drehte sich um, die Hand am Türknopf. »Was?«
    »Daß Mutter – nichts von ihm weiß.«
    Canfield zog die Hand vom Türknopf und blieb neben der Tür stehen. Als er sprach, war seine Stimme leise und kontrolliert. »Ich hatte gehofft, das bis später hinausschieben zu können. Bis du alles gelesen hattest.«
    »Es muß jetzt sein, sonst will ich die Akte nicht haben. Falls ihr irgend etwas vorenthalten werden soll, möchte ich den Grund wissen, ehe ich das alles lese.«
    Der Major kehrte ins Zimmer zurück. »Was soll ich dir sagen? Daß es sie umbringen würde, wenn sie es erführe? «
    »Würde es das?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber ich wage es nicht, die Probe aufs Exempel zu machen.«
    »Seit wann weißt du es?«
    Canfield trat vors Fenster. Die Kinder hatten den Park verlassen. Das Tor war jetzt geschlossen.
    »Am 12. Juni 1936 habe ich eine positive Identifizierung durchgeführt. Ich habe die Akte eineinhalb Jahre später vervollständigt, am 2. Januar 1938.«
    »Jesus Christus.«
    »Ja, Jesus Christus.« «
    »Und du hast es ihr nie gesagt?«
    »Nein.«
    »Dad, warum nicht?«
    »Ich könnte dir zwanzig, dreißig eindrucksvolle Gründe nennen«, entgegnete Canfield und blickte immer noch auf den Gramercy Park hinunter. »Aber drei davon sind in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Zum ersten – er hat ihr schon genug angetan, er war die Hölle für sie. Zum zweiten – seit deine Großmutter tot ist, gibt es sonst keinen lebenden Menschen mehr, der ihn identifizieren könnte. Der dritte Grund – ich sagte deiner Mutter, daß ich ihn getötet hatte. «
    »Du?«
    Der Major wandte sich vom Fenster ab. »Ja. Ich – ich glaubte, ich hätte ihn getötet – glaubte es hinreichend, um zweiundzwanzig Zeugen zu zwingen, Erklärungen zu unterschreiben,
daß er tot war. Ein korrupter Richter in einem Dorf außerhalb von Zürich ließ sich von mir dazu bestechen, einen Totenschein auszustellen. Alles ganz legal. An jenem Junimorgen im Jahr 1936, als ich die Wahrheit erfuhr, waren wir in dem Haus an der Bucht, und ich saß auf der Terrasse und trank Kaffee. Du und deine Mutter, ihr habt gerade ein Boot abgespritzt und nach mir gerufen, weil ich euch helfen sollte, es ins Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher