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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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und ruft neue Angst hervor! Es gibt nur eine Form der Verantwortung für andere: die ganze Wahrheit! Nur so hätte die Erde ein blühender Garten ohne Hunger, Neid und Not sein können. Wir hätten alle Möglichkeiten gehabt, um unsere Fähigkeiten und unsere Seelen in Frieden und in Harmonie mit dem Universum zu entwickeln. Aber wir haben es nicht getan, sondern nur zugesehen, wie draußen die Hoffnungen und der Glaube an den Sinn des Lebens immer mehr abstarben!«
    Die Clan-Chefs starrten Guntram bestürzt an.
    »Die Kelch-Bewahrer!« Galus nickte. »Ihr habt der Menschheit die Erfahrungen der Kindheit gestohlen, gerade als sie beginnen wollte, erwachsen zu werden! Sie mußte sich ein armes, seelenloses Weltbild aufbauen, in dem die wesentlichsten Teile fehlten. Da half es auch nicht viel, wenn alle Jubeljahre einmal einer von euch kam, um einem Suchenden den Weg zu zeigen! Ich will jetzt nicht von Leonardo, Kopernikus oder Giordano Bruno reden. Es hat noch viele andere gegeben, die ahnten, daß jenseits von Naturwissenschaften und Technik größere Geheimnisse verborgen lagen.«
    Er schob die Unterlippe vor und strich sich über seinen unförmigen kahlen Kopf.
    »Was ich jetzt von euch verlange, bezahlt nur einen kleinen Teil der Schuld, die ihr mitzutragen habt!«
    Er ging auf Otto zu.
    »Gib mir den ersten Teil des Testaments!«
    Otto begann zu zittern.
    »Das ... das darf ich nicht ...«
    Galus lächelte mitleidig.
    »Soll ich Menennery Luck sagen, wie man von Meister Albrechts Haus durch einen Gang unter dem Bach hierher kommt?«
    »Was willst du wirklich?« fragte Guntram scharf.
    »Ich möchte nicht, daß noch mehr Menschen durch eure Mitverantwortung sterben«, sagte Galus sanft. »Im ersten Teil des Testaments von Roland sind die geheimen Wege innerhalb der Kathedrale beschrieben. Auch die Wege durch das Labyrinth der Teufelsmauer .« »Dann wußtest du, was im Inneren Altar verborgen war?«
    »Ich selbst habe den goldenen Vogel leider nie gesehen. Aber ich konnte Corvay überzeugen, daß er damit König der Welt werden könnte!«
    »Corvay ist tot«, sagte Agnes. »Was waren deine Pläne?«
    Galus hob die Schultern.
    »Vielleicht ein letzter Versuch, die Menschheit noch zu retten? Vielleicht Haß auf euch? Ist das jetzt noch wichtig?«
    »Gib ihm das Testament, Otto!« sagte Guntram. Keiner der Clan-Chefs widersprach. Agnes ging zu Otto und hielt ihm die geöffnete Hand hin. Sie brachte Galus das schwere Medaillon.
    »Da fehlt noch etwas«, sagte Galus. »Die Teile, die in deiner Puppe versteckt waren, Agnes ...«
    »Hast du das etwa auch gewußt?«
    »Es war zu wenig«, sagte Galus abwesend. »Ich hatte nie die Kraft, das Richtige zu tun! Und das ist meine Schuld!«
    Agnes holte von Otto auch noch die kleinen Schnipsel aus ihrer Puppe.
    »Ihr werdet viel zu tun haben«, sagte er zu ihr und Guntram. »Es tut mir leid, daß euer Dorf durch ein paar Unbelehrbare zerstört wurde. Aber vielleicht ist daran auch etwas Gutes. Auf diese Weise gibt es keinen Unterschied mehr zwischen euch und den Bankerts , die hierbleiben wollen. Ihr habt alle nichts und könnt gemeinsam neu beginnen.«
    Er lächelte versonnen, dann drehte er sich um. An der Treppe nach unten blieb er noch einmal stehen.
    »Vergeßt nicht, daß ihr weiterhin ein großes Erbe besitzt! Aber nutzt es nicht wie ein Geheimnis sondern als Geschenk für alle. Auch bei den Bankerts gibt es Menschen, von denen ihr etwas lernen könnt!«
    »Wo gehst du hin?« fragte Agnes.
    »Ich warte oben in der Teufelsmauer , bis meine zukünftigen Gefährten über ihren Zorn und ihre Enttäuschung geschlafen haben. Dann werde ich versuchen, mit der Flugmaschine einen Fleck Erde zu finden, auf dem wir Häuser bauen können. Bis zu einem anderen Stern reichen meine technischen Fähigkeiten nicht.«
    Er nickte Agnes zu und dann Guntram. Schweigend stieg er die Treppe hinunter.
    Es dauerte lange, bis sich die Clan-Chefs von ihrem Schock erholt hatten. Die ganze Zeit saßen Guntram und Agnes dicht nebeneinander auf dem Schemel vor dem Großen Buch.
    »Was er gesagt hat, tut sehr weh«, seufzte Bieterolf schließlich. »Ich habe nicht gewußt, daß man als Hüter auch ein Räuber sein kann, der anderen etwas vorenthält ...«
    »Er ist ein kluger Mann«, sagte Otto. Er wirkte irgendwie erleichtert. »Ist euch auch aufgefallen, daß er die ganze Zeit nicht nach der zweiten Hälfte des Testaments gefragt hat?«
    Die Clan-Chefs blickten zu Guntram.
    »Ich habe sie nicht
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