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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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scheute. Eine grünliche Flüssigkeit schwappte in den aufgedeckten Paukenkesseln.
    »Zweimal täglich zwei Kessel von Leas Arznei!« ordnete Guntram an. Goetz zögerte, doch dann ließ er sich von Guntram überzeugen. Zum erstenmal hörte er jetzt auch die Gedankenstimme von Agnes. Sie mußte es erst noch lernen.
    » ... möchten ... daß ... du ... hier bleibst ...«
    Goetz lächelte dankbar.
    »Ich werde euch besuchen, solange ich kann. Aber ich möchte nicht im Sakriversum bleiben. Ihr würdet euch durch meine Größe ständig beobachtet und bedroht fühlen. Das ist nicht gut!«
    Im gleichen Augenblick dröhnte es oben an der Teufelsmauer .
    Mit rumpelnden und schleifenden Geräuschen versuchte Galus, die Flugmaschine aus dem Inneren Altar zu bringen.
    Wir müssen ihnen helfen! dachte Guntram erschreckt. Seine Gedanken waren so laut und heftig, daß Goetz unwillkürlich zusammenfuhr. Das Gleiche passierte den Clan-Chefs überall im Dorf. Ohne zu zögern ließen sie fallen, was sie gerade in den Händen hielten. Sie kamen so schnell wie möglich auf die Linde zu. Direkt vor Goetz bildeten sie einen Kreis. Sie faßten sich an den Händen, nahmen auch noch Patrick, Lello und Nancy dazu und sahen Goetz an.
    Er verstand sofort, was sie meinten.
    »Gut!« sagte er knapp. Er schloß die Augen. Gleichzeitig fühlte er einen gewaltigen Gedankenstrom. Das Rumpeln wurde immer lauter. Die Bogen über dem Mittelschiff der Kathedrale bebten.
    An der Westseite der Teufelsmauer brach eine Lawine aus Steinen hervor, die sich bis in den Eichberg ergoß. Ein großes, kreuzförmig gezacktes Loch entstand zwischen der letzten Zisterne und dem Rosettenfenster. Über die oberen Bäume des Eichbergs wallte eine Staubwolke.
    Goetz öffnete die Augen. Ein dunkler Schatten huschte über das Rosettenfenster.
    Es ist gelungen! dachte Guntram erleichtert. Jetzt müssen sie allein weiterfliegen ...
    Der Aufbruch der Bankert-Gruppe mit Galus und Menennery Luck war noch lange Gesprächsthema unter den Zurückgebliebenen. Gegen Abend stand fest, daß auch einige Bankert- Mädchen mitgeflogen sein mußten. Von den Schandern fehlte niemand.
    Sie beendeten den ersten Tag im zerstörten Dorf mit einem Tanz unter der Linde. Obwohl sie alle müde und erschöpft waren, wurde es ein fröhliches, glückliches Fest.
    Goetz beschloß, doch ein paar Tage im Sakriversum zu bleiben.
    »Aber nur, bis das Gröbste geschafft ist«, sagte er zu Agnes und Guntram. Sie lächelten geheimnisvoll und nickten. Kurze Zeit später kam Jan auf seinem Motorrad vom Westen her über die Hügel. Lello saß auf dem Gestänge hinter ihm. Er schwenkte eine kleine Zeichnung.
    Hector schlenderte herbei, dann auch noch Pete, Patrick und Bronco mit Brunhilde. Sie benahmen sich wie Verschwörer, tuschelten, lachten und sahen sich immer wieder die Zeichnung an.
    »Was habt ihr denn?« fragte Goetz.
    »Ein eigenes Haus für dich!« sagte Guntram. »Du kannst den Inneren Altar haben! Der müßte groß genug für dich sein! Lello hat alles ausgemessen ...«
    Goetz schüttelte verdutzt den Kopf. Und dann lachte er vergnügt. Er hatte sie tief ins Herz geschlossen, seine kleinen Verwandten.

EPILOG
    Was aus ihnen geworden ist?
    Die ersten Tage nach der Zerstörung des Dorfes bestanden aus schweren, anstrengenden Aufräumungsarbeiten. Von Anfang an packten die Bankerts überall willig mit an. Gemeinsam wurde beschlossen, die ausgebrannten Ruinen ganz wegzuräumen und ein neues Dorf zu bauen, das auch den Kleeberg und die Salzlake umfassen sollte.
    Zusammen mit den Artisten und den Seilern aus der Familie von Meister Friedrich, den Schmieden und den Zimmerleuten baute Goetz Kräne, Flaschenzüge und eine hölzerne Rutschbahn, die vom Rosettenfenster bis zum Kompostanger im Osten reichte.
    Auf diese Weise konnten parallel zur Straße auch große Lasten viel leichter transportiert werden.
    Zwei Wochen später standen die Rohbauten von sechzehn neuen Häusern. Die einzelnen Grundstücke waren etwas schmaler als vorher, aber das störte niemanden. Bis zum Einzug blieben die Frauen und Kinder im Buch-Heim , während die Männer auf der Wiese zwischen der Linde und dem See schliefen.
    Die zweite Maihälfte und der Juni gehörten den Gärten und Feldern. Goetz entwickelte zusammen mit Lello und Nancy ein Führungssystem aus Seilen, in das sich die Abdeckplatte des Gabelstaplers wie eine Pflugschar einhängen ließ.
    Sie holten noch eine Menge weiterer Vorräte und Werkzeuge aus dem Keller der
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