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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament
Autoren: Tim Willocks
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sein würde, sich mit jemandem wie ihm einzulassen. Carlas Reize hatten ihn vielleicht quer über den ganzen Kontinent hierhergelockt, aber an seiner eigenen Anziehungskraft hegte er gewisse Zweifel.
    Da wehte Musik vom Herrenhaus zu ihm herüber. Eine Gambe. Sie setzte mit äußerster Zartheit ein, vielleicht sogar zögernd, schwang sich dann aber in schwindelnde Höhen und tanzte dort in königlicher Freiheit. Tannhäuser durchströmte ein großes Glücksgefühl, so groß wie nichts, was er je gekannt hatte, denn die Musik war eine Stimme aus Carlas Herzen, und sie spielte nur für ihn.
    Als die Töne verklangen, mußte er sich wieder sammeln und stand auf. Carla kam den Gartenpfad entlang auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Sie war genauso elegant, wenn auch nicht so aufreizend, gekleidet wie bei ihrer ersten Begegnung. Doch nun wehte ihr Haar frei um ihre Schultern, und ihre Haltung strahlte eine Freude aus, die er nie zuvor an ihr gesehen hatte. Ihre Schönheit war aufgeblüht. Sie lächelte, als hätte sie zwar an einen Augenblick wie diesen geglaubt, ihn aber nicht ernsthaft erwartet.
    »Ihr habt Eure Kunstfertigkeit nicht verloren«, sagte er. »Wunderbar, wenn ich das sagen darf, in Eurer Kunst und in Eurer Erscheinung.«
    Carla neigte dankend den Kopf.
    Einen Augenblick lang schauten sie einander an.
    »Wie Ihr seht«, sagte er schließlich, »bin ich wie immer gezwungen, Eurem Ruf zu folgen.«
    Sie erwiderte: »Ich hoffe, daß es auch immer so bleibt.«
    Ihre grünen Augen strahlten. Sie lächelte. Sie warf ihr Haar über die Schulter. Ihm verschlug es die Sprache. Was hatte er ihr sagen wollen? So vieles. Aber wo sollte er anfangen? Sie standen nur einfach da und schauten einander an. Das Schweigen dehnte sich aus. Er streckte ihr die Hand hin, und Carla ergriff sie. Die Zartheit ihrer Berührung ließ ihm einen Schauer den Rücken hinunterlaufen. Ihre Finger drückten die seinen, und er sah, wie sie schlucken mußte, weil ihr die Gefühle den Hals zuschnürten. Sein erster Impuls war, sie an sich zu reißen und seine Lippen auf ihren Mund zu drücken und alle schlafenden Instinkte nun wieder zu neuem Leben zu erwecken, aber er beherrschte sich. Ihren letzten Kuß hatten sie in einer Welt voller Schrecken gestohlen.Und obwohl diese Schrecken, das Feuer und der Wahnsinn immer ein Teil des Mörtels sein würden, der sie miteinander verband, so wollte er doch, daß ihr erster Kuß hier, in einer sanfteren Welt, frei von jedem Schatten war. Und es lag noch ein Schatten über ihnen – eine unvergeßliche Leidenschaft, ein Geist, den sie ehren mußten, ehe sie frei wurden. Der Geist der Frau, die sie beide geliebt hatten und die sie alle beide noch immer liebten.
    Er sagte: »Ich habe Euch ein Versprechen gegeben, das ich nun einlösen möchte.«
    Im Garten gab es ein Rosenbeet mit roten und weißen Rosen, das Tannhäuser bemerkt hatte, sobald ihn Orlandu hierhergebracht hatte. Er führte Carla den Pfad entlang und blieb bei den Blüten stehen.
    »Ich hatte gehofft, diese Rosen hier zu finden«, sagte er.
    Carla sagte: »Ihr werdet mir also eine Geschichte erzählen.«
    Sie lächelte. In ihren grünen Augen standen Tränen. Tannhäuser wußte, daß sie verstand, und er wußte, warum er sie liebte und immer lieben würde. Sie waren beide blutrote Rosen. Alle waren sie blutrote Rosen. Er deutete auf eine große weiße Blüte.
    »In Arabien«, sagte er, »sagt man, daß früher einmal alle Rosen weiß waren.«

    ENDE

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DIE MALTESISCHE INSELGRUPPE ZUR ZEIT DER GROSSEN BELAGERUNG 1565

Informationen zum Buch
    Liebe, Krieg & Glaube
    Die Weltpremiere: Das große historische Epos vom Rang der "Säulen der Erde" Malta 1565 - die letzte Bastion der Christenheit im Kampf gegen die Türken Die Insel Malta wird von den Türken belagert. Nur ein Mann, so scheint es, kann den Christen noch helfen: Der Deutsche Mattias Tannhäuser wurde als Zwölfjähriger von den Türken entführt und ist bei ihnen aufgewachsen. Er kennt ihre Kultur und ihre Waffen. Um ihn auf die Insel zu locken, schickt der Großmeister des Malteser Ordens die schöne Contessa Clara nach Sizilien, wo Tannhäuser mit einem jüdischen Freund erfolgreich Handel treibt. Schafft die Contessa es, Tannhäuser nach Malta zu locken, darf sie ihn auf die Insel begleiten, auf der ihr verlorener Sohn lebt. Doch kaum hat sich Tannhäuser entschieden, den Christen zu helfen, wird sein Haus zerstört, sein Freund gefoltert - die Inquisition ist ihm auf den
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