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Das rote U

Das rote U

Titel: Das rote U
Autoren: Wilhelm Matthießen
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jetzt noch sehen. In einer
halben Stunde sind sie wieder verschneit!“
    „Nanu?“ rief Herr
Behrmann, „ihr habt das ganz genau gesehen?“
    „Ganz genau...“
    „Aber die drei Kerle sind
doch eingesperrt...“
    „Dann war’s eben
der ‚ Aujust ’“, rief Knöres sofort.
    „Natürlich, der
August Liebenbein . Wir haben eben den Brief an ihn
wieder abgeholt. Das Rote U ist noch nicht an der Post gewesen. Ihr seid dem
Kerl natürlich nachgegangen?“
    „Ja, ein
Stückchen“, sagte Silli kleinlaut,
„aber es war so furchtbar am Schneien auf einmal – da haben wir ihn
aus den Augen verloren... Hinten an der Hafenstraße ging er um die Ecke,
und auf einmal war er fort... Es kam auch grad eine Elektrische, die fuhr ganz
langsam, und vielleicht ist er da hinaufgesprungen.“
    „Na, dann wird ihn die
Polizei ja am Krips haben... Und jetzt, jetzt gehen
wir natürlich mal in der Villa Jück nachsehen.“
    „Das wollten wir auch
schon tun“, sagte Knöres , „aber wir
hatten Angst, einer von den Kerlen käme zurück.“
    „Das war klug von
euch“, lobte Herr Behrmann, „denn ihr konntet ja nicht wissen, dass
ich der Polizei wegen des August Telefoniert hatte. Also los! Ich werde ja
hoffentlich nicht zu dick sein für das Mauerloch im Schuppen.“
    Aber sie hatten noch kaum ein
paar Schritte vom Rhein weg getan, da sahen sie drüben an der Kirche ein
Auto mit hellen Scheinwerfern um die Ecke flitzen... Da, nun hielt es, und von
weitem konnten sie genau sehen: es stieg einer aus, gab dem Wagenführer
Geld und ging dann eilig der Fährgasse zu.
    „Verstecken!“ rief
Herr Behrmann.
    Aber als er sich umsah, war
schon keiner von den Rote-U-Leuten mehr da. Fort waren sie wie ausgeblasene
Lichter.
    „Die sind fixer als
ich!“ dachte Herr Behrmann, und langsam ging er in die Gasse hinein, wie
wenn er einen Spaziergang an den Rhein gemacht hätte und nun, froh
über den schönen Winterabend, nach Hause bummelte. – Der Fremde
musste also an ihm vorüber. Vielleicht war er ein harmloser Mann, der sich
hier nur bis in die Nähe seiner Wohnung hatte fahren lassen und dem das
Autojagen nun in den engen Gassen zu gefährlich wurde. Doch man konnte
nicht wissen. Stehenbleiben und ihm nachschauen, das ging aber nicht. Herr
Behrmann spazierte also mit brennender Zigarre an ihm vorüber... Ja, der
Mann musste Eile haben und vielleicht auch kein gutes Gewissen. Denn er hatte
den Mantelkragen hochgeschlagen und die Sportmütze tief in das Gesicht
hinabgezogen. Man konnte wirklich nur seine Nasenspitze sehen. Aber schon war
er vorbeigehastet, und Herr Behrmann bog um die nächste Ecke. Er hatte
keine Sorge. Fünf Paar junge Augen folgten jetzt dem Fremden, und diese
Augen waren scharf wie die Augen der Adler.
    Richtig, er war noch nicht weit
gegangen, da knirschte es hinter ihm im Schnee, und wie aus der Erde gewachsen
stand Knöres da.
    „Herr Behrmann“,
stieß der Junge ganz außer Atem hervor, „der Lump ist durch
den Torweg in die Schreinerei gegangen... Ganz lange Schritte hat er gemacht,
dass man nicht so viele Spuren sehen sollte...“
    Herr Behrmann begriff sofort:
der Mann war eben mit der elektrischen Bahn nach Hause gefahren, und vielleicht
hatte er gerade die Polizei, die ihn verhaften wollte, hineingehen sehen. Da
hatte er natürlich sofort kehrtgemacht, sich ins nächste Auto gesetzt
und war wieder hierher geeilt.
    „Jetzt versteckt er sich
vor der Polizei in der Villa Jück !“ sagte Knöres .
    Aber Herr Behrmann schien das
besser zu wissen. Er hatte auf einmal eine Eile, als ginge es um Tod und Leben.
„Junge“, sagte er, „du rennst jetzt, so schnell wie du
kannst, drüben in die Wirtschaft und sagst dem Wirt, er soll sofort das
Überfallkommando nach der Villa Jück bestellen... Schnell, schnell...!“
    Im nächsten Augenblick war
der Knöres weg, und der Schnee sprühte
hinter ihm hoch.
    Aber auch Herr Behrmann rannte
jetzt. Trotzdem er ein bisschen dick war. Rannte an dem öden Haus
vorbei... da, nun war die Gasse zu Ende... Wo waren nur die Kinder? Aha, da aus
einem Hauseingang sah er Sillis rote Wollmütze
spitzen.
    „Wo sind die anderen, Silli ?“
    Aber da kamen sie schon.
    „Habt ihr Courage,
Jungens?“
    „Sie fragen aber
blöd!“ sagte Boddas .
    „Dann hinein in die Villa Jück ! Der Kerl ist bestimmt schon im Keller. Silli , du bleibst hier und wartest auf das Polizeiauto...
Sagst, wir wären schon drin...“
    Schon stand das Mädchen
allein da, und ängstlich schaute es sich um.
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