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Das rote U

Das rote U

Titel: Das rote U
Autoren: Wilhelm Matthießen
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Lachen auszuruhen und sich eine Zigarre
anzustecken.
    In der Zeit schlang Mala schnell ein Kaffeeteilchen herunter – Boddas , der nicht zu erzählen brauchte, hatte schon
dreie gegessen...
    „Weiter!“ sagte
Herr Behrmann dann.
    Und nun erzählte Mala das letzte Abenteuer. Dem Herrn Behrmann ging dabei
die Zigarre wieder aus, und als Mala fertig war, rief
er sofort die Wirtin, bezahlte, und dann ging’s in raschen Schritten zum
Postamt hinüber.
    „Ich möchte drauf
schwören, dass der Brief noch da liegt“, sagte er, „denn euer
Rotes U – na, ich will nichts gesagt haben...“
    Nun riss er an dem
‚Schalter für postlagernde Sendungen’ einen Zettel von dem
Papierblöckchen, das dort hing, und schrieb mit Bleistift darauf:
     
    „Rotes
U“.
     
    „Bitte, sehen Sie doch
mal nach“, sagte er zu dem Schalterbeamten und hielt ihm den Zettel hin.
    Der Mann in der Postuniform
schüttelte den Kopf. So eine komische Adresse war ihm denn doch noch nie
vorgekommen. Aber er sagte nichts, nahm einen Packen Briefe aus dem Fach und
fing an, nachzublättern... Da – die Jungen, die mit den Köpfen
über das Schalterbrett schauten, kannten ihren Brief schon – den
gelben Umschlag, mit dem Stempel links in der Ecke: Hermann Döll,
Mühlenfabrikate...

    „Danke“, sagte Herr
Behrmann, nahm seinen Brief und ging mit den beiden an ein Fenster. Gleich riss
er den Umschlag auf, und nun las er... Zuerst den Brief, den die Jungen
geschrieben hatten, und dabei lachte er immer wieder schallend heraus... Nun
den anderen Brief – aber jetzt wurde Herr Behrmann ernster, und
schließlich schaute er ein paar Augenblicke in das Dämmern und den
Schnee hinaus, dann sagte er:
    „Kommt, jetzt geht unsere
Arbeit los... Aber zuerst wollen wir den Herrn ‚ Aujust ’
mal ein bisschen verhaften lassen. Wollen mal eben telefonieren!“
    Die beiden Jungen baten und
bettelten so lange, bis sie sich mit in die Telefonzelle quetschen durften. Und
nun hörten sie, wie Herr Behrmann das Polizeipräsidium anrief:
    „Bitte Herrn Kommissar
Rademacher!“ sagte er, und dann dauerte es ein Weilchen. Endlich
hörte man eine Stimme im Apparat schnarren, und nun nannte Herr Behrmann
seinen Namen... „Ja, ganz richtig, Herr Kommissar – Behrmann, vom
Tageblatt... Und nun notieren Sie sich bitte folgende Namen: August Liebenbein , Gerresheimer Straße 307, 3. Stock links. Ich habe erfahren, dass die drei Kerle, die
Sie heute morgen im
Fährgässchen festgenommen haben, vorgestern an den Mann einen Brief
schrieben... Warten Sie, ich lese ihn vor – ich habe eine Abschrift
da...“
    Und nun las Behrmann, langsam,
Wort für Wort... Die Polizei am anderen Ende der Leitung schrieb sicher
mit... Und als er fertig war, da sagte Behrmann noch: „Jetzt dürfen
Sie die drei natürlich nicht entlassen. Danke schön, Herr Kommissar!
Ich komme heute Abend noch mal herüber zum Präsidium!“
     
    Das Schneetreiben hatte
aufgehört, und der klare Mond glitzerte nun über dem Rhein.
    Silli und die beiden Jungen, Knöres und Döll, stampften auf und ab an der
Rheinpromenade, immer gerade gegenüber dem Fährgässchen. Es war
ihnen zu gefährlich, selbst zwischen den dunklen Häusern
herumzuspionieren. Wie leicht hätte das einem auffallen können! Und
von hier aus sahen sie ja in dem hellen Mond und dem Schneelicht auch jeden,
der hindurchkam .
    Wenn nur Boddas und Mala da wären! Sie hatten ihnen so Wichtiges
zu erzählen... Aber kamen sie da nicht? Nein, das war nur ein kleiner
dicker Mann mit zwei Jungen... Und sie waren es doch! Aber der Mann bei ihnen?
Wer konnte das sein? – Knöres wusste es
schon. Er sah Silli und Döll an und
flüsterte beinahe andächtig: „Das Rote U!“
    Vielleicht hatten sie es gerade
an der Post angetroffen, als es den Brief abholen wollte...
    Die drei wagten gar nicht,
ihnen entgegenzugehen. Sie waren ganz voll von Ehrfurcht. Doch der fremde Mann
gab ihnen schon die Hand.
    „Na, da seid ihr ja. Und
nun wird euch der Onkel Behrmann mal ein bisschen helfen...“
    Ganz enttäuscht waren sie.
Also Herr Behrmann war das nur, der Mann mit dem Schuljubiläum. Aber
vielleicht war Herr Behrmann das Rote U? Man konnte es doch nicht wissen.
    Und Silli sagte: „Wenn Sie das Rote U sind, dann will ich es Ihnen gleich
erzählen: Vor einer Stunde, wie es gerade dunkel wurde, ist ein Kerl in
die alte Schreinerei neben der Villa Jück gegangen, und erst als es halb fünf schlug, ist er wieder
herausgekommen... Man kann die Spuren im Schnee
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