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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Silvia Kaffke
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dorthin ließ sich lautlos öffnen – man hatte wohl Scharniere und Schloss geölt. Er spähte durch den Spalt, dann drehte er sich um und legte den Finger auf den Mund. Die Gemeinde kam nicht nur durch das Haus der Wienholds zum Versammlungsraum. So warteten sie schweigend hinter der Tür. Es kam Borghoff vor, als wolle der Zug kein Ende nehmen.

    Lina war auf ihrem «Stuhl» aus Holzwolle und Weinkisten immer wieder eingenickt und hochgeschreckt. Sie war müde und erschöpft, aber die Übelkeit war dank des Cognacs, den sie als Heilmittel schon immer geschätzt hatte, vergangen.
    Trotzdem gelang es ihr nicht, jetzt schnell aufzustehen, als sich ein Schlüssel in der Tür drehte. Die Champagnerflasche stand nutzlos in der Ecke.
    Die Tür öffnete sich, und eine Laterne schien hinein. Dahinter sah Lina zwei Frauen und erkannte Jutta Wienhold und Bertha Hartung, die ein weites, sackartiges Gewand aus tiefblauer Seide trug. Jutta hingegen hatte ein ganz normales Nachmittagskleid an – eines, das Lina geschneidert hatte.
    Noch bevor die beiden irgendetwas sagen konnten, hatte Lina sich hochgezogen.
    Die Hartung stellte einen Wassereimer ab und warf einen ebenfalls tiefblauen Mantel auf die Kisten. «Machen wir sie schön.»
    «Jutta», bat Lina. «Jutta, wir sind Freundinnen. Wie kannst du mir das antun?»
    «Ja, wir sind Freundinnen. Aber schwerer wiegt, was du mir angetan hast: Mein Kind, meine Annette, die wir jahrelang auf diese Aufgabe vorbereitet haben, sollte heute Abend initiiert werden. Aber jemand hat diesen Bengeln eingeredet, dagegen zu rebellieren. Und diejenige warst du, Lina. Jetzt müssen wir sehen, wie wir das Kind wieder in den Griff bekommen, und vielleicht wird es nie das erreichen, wofür es geschaffen wurde.» Juttas Gesicht rückte in den Schein der Laterne, und es war voller Hass. «Am liebsten würde ich dich auf der Stelle töten, aber Donatus hat dich zum Opfer bestimmt.»
    Die Hartung begann, Lina zu entkleiden, den Rock, die sechs Unterröcke. «Das kann ich selbst», sagte Lina, aber es war zu spät, sie hatten die Scherbe in ihrem Strumpfband entdeckt.
    «Sieh an, sie ist auf Mord aus», sagte Bertha Hartung und warf die Scherbe weg.
    Lina begann, ihr Korsett aufzuschnüren, und drehte sich schamhaft weg. Jutta und die Hartung rissen es ihr herunter, danach das Hemd und die Unterhose.
    «Was ist mit den Schuhen?», fragte die Hartung und sah angeekelt auf Linas erhöhten Schuh.
    «Ich kann nicht gehen ohne die Schuhe», log Lina.
    «Lass sie an», sagte Jutta. «Donatus mag es, wenn eine Frau noch ihre Strümpfe trägt.»
    Nackt und frierend, nur in Schuhen und Strümpfen, stand Lina da, während die beiden Frauen sie wuschen. Gesicht und Hände waren in dem staubigen Keller sicher schmutzig geworden, aber sie wuschen auch ihren Oberkörper und ihre Scham, was sie als zutiefst demütigend empfand.
    Schließlich lösten sie ihr Haar und bürsteten es. «So schönes Haar», sagte die Hartung. «Wir sollten es nachher abschneiden, das gibt eine schöne Perücke.»
    «Wenn es dir so gefällt, Bertha.»
    Zu Linas Entsetzen begannen sie, ihr Gesicht abzupudern und Wangenrot aufzutragen. «Ich bin doch keine Hure», sagte sie.
    «Heute Abend bist du eine», sagte Jutta kalt. Sie holte ein Tiegelchen hervor und schmierte rote Farbe auf Linas Lippen. «Schöne kleine Hure. Die Oberen werden viel Freude mit dir haben.»
    «Und jetzt schauen wir nach, ob du noch Jungfrau bist», sagte die Hartung geschäftig.
    «Das bin ich nicht», sagte Lina rasch.
    Jutta lachte auf. «Deine Schwester hat es Donatus versichert. Und wer sollte dich schon wollen!»
    Robert will mich , hätte Lina ihnen am liebsten entgegengeschleudert, doch sie wagte es nicht, ihre geheime Liebschaft zu offenbaren.
    «Was weiß die Verräterin schon», sagte sie stattdessen. «Ich habe meine Unschuld lange vor ihr verloren.»
    Die beiden ergriffen sie, aber Lina wehrte sich und klammerte sich an die Kisten, riss sogar eine herunter. Trotzdem zerrten die beiden sie in den hellerleuchteten Weinkeller und zwangen sie, sich dort auf einen Tisch zu setzen und die Beine anzuwinkeln. «Das kann ich nicht», sagte Lina und deutete auf ihre Hüfte.
    «Es geht auch so.» Die Hartung drückte ihre Beine weiter auseinander, aber von weiter hinten im Keller tönte plötzlich eine Stimme. «Seid ihr bald so weit? Wir können nicht mehr warten.»
    «Komm, lass sie», sagte Jutta. «Wer … wer fasst eine wie die schon an?»
    «Aber ich bin keine
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