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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug
Autoren: Arthur W. Upfield
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wollte Sergeant Cox schon aushorchen, aber er ist verschwiegen wie ein Grab.«
    Bony lachte ihr verschmitzt in das frische, hübsche Gesicht, dann sagte er ernst: »Ich habe auch nicht viel mehr zu sagen als Sergeant Cox.«
    »Aber Bony, seien Sie nicht so unbarmherzig«, entgegnete Captain Loveacre, der eine Klappe auf seinem verletzten Auge trug.
    »Na gut«, meinte Bony. »Vorausschicken muß ich allerdings, daß meiner Eitelkeit durch diesen Fall ein schwerer Schlag versetzt wurde. Sergeant Cox hat ungleich wichtigere Arbeit geleistet als ich. In dieser Sache war ich ein reiner Amateur; zugute halten kann ich mir einzig, daß ich den Grund für die Verschwörung gegen Miss Markhams Leben erriet. Die Beweise hat Sergeant Cox gesammelt.
    Also, die Anfänge der ganzen Geschichte liegen in der Zeit vor dem Krieg. Ende 1913 starb die alte Mrs. Kane, ihr Mann führte weiterhin auf Tintanoo das Regiment. Neben diesem Gut gehörte ihm sehr viel Grundbesitz, den er zu gleichen Teilen seinen beiden Söhnen, John und Charles, zu hinterlassen gedachte. Damals war Golden Dawn noch eine richtige kleine Stadt, zehnmal größer als heute, und an der Schule unterrichtete eine Miss Piggot. Es gab sogar einen Rechtanwalt, Mr. Markham, der mit seiner Frau in Golden Dawn lebte.
    Anfang 1914 brannte Charles mit Miss Piggot durch, und die beiden gingen nach Sydney. Der alte Kane ließ Mr. Markham kommen und machte ein neues Testament, in dem er bestimmte, daß sein gesamtes Hab und Gut an John übergehen sollte. Dann kam der Krieg, und seinem Vater zum Trotz ging John zur Luftwaffe, wurde nach Übersee geschickt und erwirkte schließlich eine Versetzung zur britischen Royal Air Force. Das veranlaßte den alten Kane neuerlich nach Mr. Markham zu schicken und wiederum sein Testament zu ändern. Diesmal setzte er seine vier Neffen als Erben ein.
    Der alte Herr scheint eine wahre Leidenschaft für Testamentsänderungen gehabt zu haben. 1920 machte er schon wieder ein neues Testament, demzufolge seine beiden Söhne zu gleichen Teilen erben, während die Neffen leer ausgehen sollten. Kurz darauf kam es zwischen John und seinem Vater zum Streit, und John ging mit einem Missionar auf die York–Halbinsel. Er interessierte sich sehr für Anthropologie, und während er da oben im Norden war, hörte er von Illawalli und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Wieder einmal enterbte ihn sein Vater und hinterließ alles dem zweiten Sohn Charles und dessen Erben. Ende des Jahres 1920 kamen Charles und seine Frau bei einem Autounglück ums Leben, und ihr tragischer Tod beschleunigte den Tod des alten Kane. Kurz danach verließ Mrs. Markharn Golden Dawn und ging nach Sydney. Sie nahm Muriel mit, die Tochter von Charles Kane und seiner Frau, von deren Existenz weder der alte Kane noch John Kane etwas wußten.
    Nach dem Tod seines Vaters übernahm John Tintanoo, und da zeigte sich, daß der Alte leichtsinnig genug gewesen war, nicht jedes Testament, das er gemacht hatte, bei der Unterzeichnung eines neuen eigenhändig zu vernichten. Markham präsentierte eiskalt das letzte Testament, demzufolge Charles und dessen Erben die Begünstigten waren. Charles war tot, doch Charles’ Tochter lebte. Markham bewies es mit der Geburtsurkunde. Er legte John Kane außerdem das vorletzte Testament vor, durch das der gesamte Besitz John hinterlassen wurde, und erklärte sich bereit, gegen eine Rente von tausend Pfund im Jahr dieses Testament beim Nachlaßgericht vorzulegen und das letzte zu unterschlagen. John Kane gab der Erpressung nach, oder besser, er machte bei dem Schwindel mit.
    Im Gegensatz zu den meisten anderen Erpressern war Markham zufrieden mit dem, was er bekam und stellte keine weiteren Forderungen. Er starb 1927. Die Rente wurde von da an seiner Frau bezahlt. Sie war keineswegs eine schlechte Person. Zwischen ihr und ihrer Adoptivtochter hatte sich eine starke Zuneigung entwickelt, und auf dem Totenbett gestand sie Muriel Kane die ganze Wahrheit, da sie wußte, daß die Rente mit ihrem Tod erlöschen würde. Sie übergab Muriel die Testamente, auch das letzte, das sie als Tochter von Charles Kane zur Alleinerbin des alten Kane machte.
    Daraufhin schrieb Muriel an John Kane, ihren Onkel. Sie schrieb den Brief mit der Maschine, da sie als selbständige Journalistin daran gewöhnt war, mit der Schreibmaschine zu arbeiten. Großzügig erklärte sie sich bereit, auf die Hälfte ihres Erbes zugunsten des Onkels zu verzichten. Kane antwortete ihr, bekundete
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