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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar
Autoren: Emma Seymour
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Ahnung?«
    »Vermutlich nach Sandriano, Eminenz«, antwortete Serpieri und überhörte den ironischen Klang der letzten Worte. »Soll ich sie verfolgen?«
    »Nein. Sie sind hiermit von Ihrer Aufgabe befreit. Ihnen ist hoffentlich klar, dass das Konsequenzen für Sie haben wird.«
    »Ja, Eminenz«, sagte Serpieri und unterbrach die Verbindung.
     
    Die Standuhr schlug zehn.
    Marta begann damit, die Lichter zu löschen, doch als sie durch die Diele ging, veranlasste sie irgendetwas, sich dem Fenster zu nähern. Draußen im Garten, im schwachen Licht, das durch die Fenster des Schlosses fiel, schritten zwei Gestalten über den Rasen.
    »Oh, das sind sie!« Marta lief zur Tür und brach in Tränen aus, als sie die beiden jungen Leute vor sich sah.
    Elena umarmte sie. »Wie schön, dich wiederzusehen, Marta!«
    »Du ahnst nicht, was ich in diesen Tagen ohne eine Nachricht von euch durchgemacht habe. Wie geht es dir?« Marta wich ein wenig zurück, sah Elena an und runzelte die Stirn. »Du bist blass.« Und zu Nicholas: »Auch Sie sehen nicht besonders gut aus.«
    »Es geht uns eigentlich ganz gut«, erwiderte Nicholas. »Wir sind nur hungrig und müde.«
    »Als ich euch eben gesehen habe... Ich dachte, ich könnte meinen Augen nicht trauen. Wie zwei Geister saht ihr aus! Woher kommt ihr?«

    »Aus Deutschland«, sagte Elena.
    Marta machte große Augen. »Aus Deutschland?«
    »Es ist eine lange Geschichte«, fügte Elena hinzu.
    »Kommt, gehen wir in die Küche.« Martas Sinn fürs Praktische setzte sich gegen ihre Ergriffenheit durch.
    »Warte«, wandte sich Nicholas an Elena. »Vielleicht sollten wir die Polizei verständigen und erklären, was geschehen ist...«
    Elena ging zum Telefon, doch dann zögerte sie. »Ruf du an, Marta. Und frag nach Kommissar Valente. Sag nichts, wenn du ihn nicht erreichen kannst.«
    Marta erfüllte ihr den Wunsch, ohne Fragen zu stellen. Jemand teilte ihr mit, dass Valente mit Ermittlungen beschäftigt war und erst am nächsten Morgen zurück sein würde. Daraufhin murmelte Marta eine Entschuldigung und legte auf.
    »Na schön, dann reden wir morgen mit ihm«, sagte Elena. Sie sah Nicholas an. »Vielleicht gelingt es uns bis dahin, die Botschaft zu entschlüsseln...«
    Martas verwirrter Blick ging zwischen ihnen hin und her. »Ich verstehe nicht...«
    »Wir erklären dir alles, keine Sorge.« Elena lächelte. »Aber jetzt mach uns bitte was zu essen. Ich habe einen Riesenhunger.«
    Marta beobachtete die jungen Leute zufrieden, als sie innerhalb kürzester Zeit die Teller leerten. So wie sie aussahen, hohlwangig, die Kleidung zerknittert, in den Augen etwas Gehetztes... Offenbar hatten sie einiges hinter sich. Sie wirkten älter, fand Marta, insbesondere Nicholas, der den Anschein des ewig Jugendlichen verloren hatte. Als sie fertig waren, lächelte Marta und sagte:
»Geht ins Bett. Ich kann ebenfalls ein bisschen Schlaf gebrauchen. Seit eurem Verschwinden bin ich praktisch nicht mehr zur Ruhe gekommen.«
    »Es tut uns leid, dass wir dir solche Scherereien gemacht haben«, sagte Elena.
    »Schon gut. Das ist jetzt alles vorbei.«
    Elena und Nicholas wünschten ihr eine gute Nacht und verließen die Küche Hand in Hand. Sie gingen die Treppe hoch, und oben, wo sich ihre Wege eigentlich trennen sollten, blieb Elena stehen und sah Nicholas an. »Ich möchte heute Nacht nicht allein schlafen.Vielleicht bekäme ich Albträume.«
    Nicholas umarmte sie. »In meinem Bett ist auch für dich Platz. Aber du musst mir versprechen, nicht zu schnarchen.«

Vatikanstadt, 14. November 2006
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich sofort empfangen haben, Eminenz. Und das um diese Zeit«, sagte Kommissar Valente. Er hatte ein langes Telefongespräch mit Polizeipräsidentin Roldani geführt und ihr von den Ereignissen in der Wewelsburg berichtet. Und er hatte hinzugefügt:Wenn sie Elena und Nicholas finden wollten, müsse er unbedingt zu Kardinal Rosati. So bald wie möglich. Dann hatte er in Düsseldorf den ersten Flug nach Rom genommen.
    Der Kardinal lächelte und deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. »Polizeipräsidentin Roldani hat ausdrücklich betont, wie wichtig es ist, dass ich Sie empfange. Allerdings nannte sie mir keine Einzelheiten. Ich nehme an, dass die Sache keinerlei Aufschub duldet?«
    »Andernfalls würde ich Sie nicht stören.«
    Rosati faltete die Hände auf dem Mahagoni des Schreibtischs. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Heute Morgen habe ich in Deutschland an einem Einsatz von Interpol
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