Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar
Autoren: Emma Seymour
Vom Netzwerk:
teilgenommen. Er stand in Zusammenhang mit den Ermittlungen in Hinsicht auf die Ermordung von SaverioVannelli, Sekretär des Grafen Brandanti.« Valente legte eine Pause ein und hielt nach einer Reaktion des Kardinals Ausschau, doch Rosati blieb ruhig. »Bei dem Einsatz ging es um die Wewelsburg in Nordrhein-Westfalen, die nach meinen Informationen Sitz des Projekts Leben war, einer angeblich humanitären Organisation, geleitet von der Familie von Odelberg. Wie sich herausstellte, ging das Projekt Leben in Wirklichkeit illegalen Aktivitäten nach. Außerdem wird den von Odelbergs Entführung und Mord zur Last gelegt. Bei diesem Punkt möchte ich verweilen, da er Sie direkt betrifft.« Valente unterbrach sich erneut und sah den Kardinal an.
    »Ja? Fahren Sie fort«, sagte Rosati ungerührt.
    »Das letzte Opfer heißt Sabine Krause und arbeitete als Pflegerin für die Baronin Elfriede von Odelberg. In Wirklichkeit war sie Nonne in den Diensten des Vatikan und damit beauftragt, die Forschungen im gentechnischen Laboratorium zu überwachen, dem Herzen des Projekts Leben. Ich habe es für meine Pflicht gehalten, Ihnen selbst davon zu erzählen, bevor Sie in der Zeitung darüber lesen. Bald wird dies alles in der Öffentlichkeit bekannt sein...«
    »Ich danke Ihnen, Kommissar Valente, aber ich fürchte, es gibt hier ein großes Missverständnis. Den Tod dieser
armen Frau bedauere ich sehr, doch ich versichere Ihnen, dass sie keine Agentin war. Der Vatikan hat mit Spionage und dergleichen absolut nichts zu tun.Wer das Gegenteil behauptet, setzt Lügen in die Welt.«
    Guido Valente verbarg seine Enttäuschung hinter einem Lächeln. »Also war auch Saverio Vannelli kein Agent des Vatikan.«
    »Ich habe gerade betont, dass die Kirche keine Spionage betreibt.«
    »Nicht einmal in Hinsicht auf eine verschwundene alte Reliquie, Eminenz?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Ich meine das Kreuz von Byzanz, ein Kleinod, das ein Goldschmied auf Geheiß der Kaiserin Helena schuf, Mutter des Konstantin – seit Jahrhunderten wird danach gesucht. Es handelt sich um ein kostbares Objekt, das etwas noch Kostbareres enthält: ein Stück vom Kreuz, an dem Jesus gestorben ist. Entschuldigen Sie, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie nie etwas davon gehört haben.«
    »Mir sind tatsächlich entsprechende Geschichten zu Ohren gekommen, aber ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass das Kreuz eine Legende ist.Wenn es jemals existiert haben sollte, so ging es vor langer Zeit verloren, und die Kirche hält die Suche danach für sinnlos.« Der Kardinal lächelte. »Genauso gut könnte man den Heiligen Gral suchen.«
    »Signor Vannelli arbeitete also auf eigene Rechnung. Niemand hat ihn beauftragt, nach dem Kreuz zu suchen?«
    »Niemand«, bestätigte Rosati. »Welche Verbindung
soll es denn zwischen dem Vatikan und Signor Vannelli geben?«
    »Die Hinweise gehen auf Signor Vannelli zurück.Wir haben sie in den Dateien seines Computers gefunden.«
    Plötzlich wirkte der Kardinal beunruhigt. »Es existiert also ein Dossier?«, sagte er. »Zwar hat der Vatikan mit dieser ganzen Sache nichts zu tun, aber ich muss Sie dennoch bitten, mir alle Unterlagen auszuhändigen. Die Kirche darf nicht in diese Angelegenheit verwickelt werden. Wenn die Medien dahinterkämen, müssten wir damit rechnen, in eine recht schwierige Situation zu geraten. Das verstehen Sie sicher.«
    »Ich verstehe Sie durchaus, Eminenz. Aber wenn die Kirche wirklich nichts mit dieser Sache zu tun hat, so würde ein entschiedenes Dementi des Heiligen Stuhls sicher alle vorwurfsvollen Stimmen zum Schweigen bringen.«
    »Es wäre trotzdem sehr unangenehm. Und Sie wissen besser als ich, dass Dementis manchmal nicht beachtet werden. Versetzen Sie sich in meine Lage, Kommissar. Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
    Valente lächelte. »Es fällt mir sehr schwer, die Dinge aus Ihrem Blickwinkel zu sehen, Eminenz. Wir Polizisten haben die Aufgabe, die Wahrheit ans Licht zu bringen, und nicht, sie zu verstecken.«
    »Soll das heißen, dass Sie mir die Unterlagen nicht übergeben wollen?«, fragte Rosati, und diesmal ließ sich ein Hauch von Sorge in seiner Stimme vernehmen.
    »Das hängt nicht von mir ab.«
    Als der Kommissar gegangen war, griff Rosati nach dem Telefon und wählte eine Nummer. »Sie können jetzt
den Gefallen erwidern, den ich Ihnen vor einiger Zeit erwiesen habe«, teilte er der Person am anderen Ende der Leitung mit. »Wir haben ein Problem, das dringend eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher