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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar
Autoren: Emma Seymour
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gefunden werden.«
    Die beiden Polizisten nickten und eilten fort.

    Der Kommissar wandte sich wieder an die Baronin. »Was ist mit den beiden Geiseln? Warum sind sie hierhergebracht worden?«
    Elfriede seufzte. »Es ist eine lange Geschichte. Sie können sie nur verstehen, wenn ich alles von Anfang an erzähle.«
    »Wenn Sie sich kräftig genug fühlen... Wir sind bereit, Ihnen zuzuhören.«
    »In Ordnung. Wissen Sie, mein erster Mann, Lodovico Brandanti, war von der Suche nach dem sogenannten Kreuz von Byzanz besessen...«
     
    Karl überraschte die Polizisten, indem er den Mord an Sabine sofort gestand. »Ich habe die Befehle des Barons ausgeführt«, sagte er. »Diese Frau hatte sein Vertrauen missbraucht und verdiente den Tod. Ich habe sie erwürgt«, fügte er hinzu und sah auf seine Hände hinab. »Sie hat sich kaum gewehrt.«
    »Was ist mit der Leiche geschehen?«, fragte Baumann.
    »Ich habe sie in den Kohlenkeller gebracht. Ich hatte vor, sie im Wald zu verscharren, aber dafür blieb mir nicht genug Zeit.« Karl sah die Beamten an, und seine Lippen formten ein seltsames Lächeln. »Kurz vor ihrem Tod hat sie behauptet, eine Agentin des Vatikans zu sein. Eine Nonne, die für den Papst spionierte.«
    Die beiden Polizisten wechselten einen Blick.
    »Was hat sie sonst noch gesagt?«, fragte Baumann.
    »Dass sie den Auftrag hatte, die Fortschritte des Projekts zu beobachten und ihren Vorgesetzten Bericht zu erstatten. Ich muss zugeben, dass sie wirklich auf Draht
war. Niemand hat etwas von ihrer wahren Identität geahnt, bis ich sie zwang, mir alles zu sagen. Es war alles andere als leicht, die Wahrheit aus ihr herauszuholen.«
    »Haben Sie die arme Frau gefoltert?«, warf Rasche ein.
    Karl zuckte mit den Schultern. »Zu Anfang habe ich nur Fragen gestellt, aber als sie nichts verraten wollte, musste ich zu handfesteren Mitteln greifen.«
    Baumann beschränkte sich darauf, voller Abscheu eine Grimasse zu schneiden, und wandte sich dann an seinen Kollegen. »Bleib hier. Ich gehe zum Chef und sage ihm, was wir herausgefunden haben.« Er kehrte in den Salon zurück, wo Elfriede von Odelberg die illegalen Experimente ihres Sohnes beschrieb und auch darauf hinwies, wo die Polizei Beweise finden konnte, mit denen sich Anklage gegen ihn erheben ließ. »Entschuldigen Sie die Störung, aber Karl hat gestanden, die Pflegerin der Baronin gefoltert und ermordet zu haben. Die Leiche befindet sich im Kohlenkeller. Aber da wäre noch etwas. Das Opfer war Nonne und arbeitete für den Geheimdienst des Vatikan.«
    Boch und Valente sahen Elfriede an.
    »Wussten Sie das, Baronin?«, fragte Boch.
    »Nein, aber ich dachte mir schon, dass sie keine einfache Pflegerin sein konnte. Das hat sie bestätigt, als sie mich dazu ermutigte, Elena und Nicholas zur Flucht zu verhelfen. Dass sie für den Vatikan arbeitete, war mir nicht bekannt.«
    Valente nahm mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis, dass seine Präsenz nicht länger vonnöten war. Ein erfolgreicher Einsatz lag hinter ihm: Auf Otto von
Odelberg und seine Komplizen warteten eine Gerichtsverhandlung und das Gefängnis. Aber Elena Brandanti befand sich vielleicht noch in Gefahr, und Valente hielt es für seine Pflicht, sie zu schützen. Deshalb beschloss er, sich so bald wie möglich auf den Weg nach Italien zu machen.

Brennerautobahn, 14. November 2006
    Das Klingeln des Handys riss Serpieri aus seinen Gedanken. Auch ohne einen Blick auf das Display wusste er, von wem der Anruf stammte. »Ja, Eminenz?«, sagte er.
    »Ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten.«
    »Ich habe eine gute und eine schlechte. Die gute ist: Ich habe das Paket aus dem Zug in Empfang genommen und in meinem Wagen verstaut. Die schlechte lautet: Das Paket ist verloren gegangen. Seine Spur lässt sich nicht verfolgen, denn es befindet sich in einem anderen Auto.«
    »Hören Sie mit diesem Paket-Blödsinn auf!«, brummte der Kardinal. »Was ist passiert?«
    »Wir haben einige Kilometer südlich von Bozen auf einem Rastplatz gehalten, weil sie auf die Toilette mussten. Bis zu diesem Moment hatten sie sich normal verhalten, und für mich gab es keinen Grund,Verdacht zu schöpfen – deshalb habe ich sie gehen lassen. Als sie nicht zurückkamen, habe ich mit der Toilettenfrau gesprochen und von ihr erfahren, dass wenige Minuten zuvor ein junges Paar einen Autofahrer gebeten hatte, es mitzunehmen. Ich fürchte, sie haben mir nicht getraut …«

    »Wohin könnten sie unterwegs sein? Haben Sie irgendeine
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