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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte
Autoren: Steven Erikson
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Klingen, die sich dort befanden, wo der Kampf am heftigsten tobte. Die Semk schienen ganz wild darauf zu sein, sich mit den malazanischen Schoßhunden zu schlagen, und sie zahlten einen hohen Blutzoll für ihren Wunsch. Nichtsdestotrotz war Setrals Trupp nur noch halb so stark wie zuvor – weniger als zwanzig Mann.
    »Ich will noch etwas näher ran«, verkündete Duiker.
    »Ja, Herr«, erwiderte List. Er deutete nach vorn. »Dort, die Anhöhe – wir werden dann aber in Bogenschussweite der Feinde sein, Herr.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    Sie ritten auf die Siebte zu. Die Standarte der Kompanie stand allein und staubbedeckt auf einem niedrigen Hügel direkt hinter der Frontlinie. Drei grauhaarige Veteranen bewachten sie. Der Hang war mit den Leichen von Semk-Kriegern übersät – ein Beweis dafür, dass der Hügel früher am Tag heiß umkämpft gewesen sein musste. Die Veteranen hatten mitgekämpft, und alle drei hatten leichte Verwundungen davongetragen.
    Als der Historiker und Korporal List sich den Männern näherten, sah Duiker, dass die drei um einen gefallenen Kameraden herumhockten. Auf ihren staubigen Wangen konnte man Tränenspuren erkennen. Der Historiker ritt zu den Männern und stieg langsam vom Pferd.
    »Ihr habt eine Geschichte zu erzählen, Soldaten«, sagte er mit fester, kräftiger Stimme; er versuchte, das Waffengeklirr und die Rufe zu übertönen, die von dem Kampf herrührten, der nur dreißig Schritt nördlich von ihnen tobte.
    Einer der Veteranen blickte auf, kniff die Augen zusammen. »Der Historiker des alten Imperators, beim Grinsen des Vermummten! Ich hab Euch in Falar gesehen, oder vielleicht war's auch auf den wickanischen Ebenen ...«
    »Ich war an beiden Orten. Die Standarte ist bedroht worden, wie ich sehe. Und ihr habt einen Freund verloren, als ihr sie verteidigt habt.«
    Der Mann blinzelte. Dann ließ er den Blick schweifen, bis er schließlich an der Standarte hängen blieb. Der Pikenschaft stand ein wenig zu einer Seite geneigt, die Farben des zerfetzten Banners waren von der Sonne geisterhaft ausgebleicht. »Beim Atem des Vermummten«, grollte der Mann. »Denkt Ihr etwa, wir hätten gekämpft, um ein Stück Stoff an einer Stange zu retten?« Er deutete auf den Leichnam, neben dem seine Kameraden knieten. »Nordo hatte zwei Pfeile abbekommen. Wir haben einen Trupp Semk aufgehalten, damit er in Ruhe sterben konnte. Diese elenden Bastarde greifen sich verwundete Feinde und päppeln sie wieder auf, damit sie sie anschließend foltern können. Das wollten wir Nordo ersparen.«
    Duiker schwieg geraume Zeit. »Soll die Geschichte so erzählt werden, Soldat?«, fragte er schließlich.
    Der Mann kniff erneut die Augen zusammen, dann nickte er. »Genau so, Historiker. Wir sind nicht mehr einfach nur eine malazanische Armee. Wir sind Coltaines Männer.«
    »Aber er ist eine Faust.«
    »Er ist eine kaltblütige Eidechse.« Der Mann grinste. »Aber er ist einer von uns.«
    Lächelnd drehte Duiker sich um und musterte den Verlauf der Kampflinie. Eine Schwelle war überschritten worden. Die Semk waren gebrochen. Sie waren zu Dutzenden gestorben, während drei Legionen vorgeblicher Verbündeter reglos auf den Hängen hinter ihnen gehockt hatten; kein Wunder, dass ihnen der allerletzte Eifer für die heilige Sache abhanden gekommen war – zumindest, was dieses Gefecht anbelangte. In der kommenden Nacht würde es im Lager der Feinde eine Menge Flüche und hitzige Anklagen geben, das wusste Duiker. Gut. Soll ihr Bündnis doch aus eigenem Antrieb zerbrechen.
    Einmal mehr war es nicht der Tag des Wirbelwindes gewesen.
     
    Coltaine gewährte seiner siegreichen Armee keine Zeit zum Ausruhen. Im Licht des Nachmittags wurden neue Befestigungen erstellt, andere wurden ausgebessert. Gräben wurden ausgehoben und Vorposten eingerichtet. Die Flüchtlinge wurden auf die steinige Ebene im Westen der Furt geführt, wo blockweise ihre Zelte aufgeschlagen wurden, mit breiten Gassen dazwischen. Wagen voller verwundeter Soldaten wurden in diese Gassen gebracht, und die Feldscher und Heiler begannen mit ihrer Arbeit.
    Das Vieh wurde in Richtung Süden getrieben, zu den grasbewachsenen Hängen der Bari-Hügel, einem verwitterten, buckligen Höhenzug aus bleichen Felsen, der mit krummen, verkrüppelten Strauchkiefern bewachsen war. Viehtreiber, unterstützt von Reitern des Tollhund-Clans, bewachten die Herden.
    Während die Sonne hinter dem Horizont versank, versammelte Coltaine seine Offiziere in seinem
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