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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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er war sich sicher,
dass der Verfasser des Rätsels sie aus einem bestimmten Grund
hinzugefügt hatte. Ihm fiel auf, dass die Zeichnung auf beiden
Seiten in 13 Strichen endete, die die Zeichnung sozusagen
durchquerten und auf der anderen Seiten an einer anderen Stelle zum
Vorschein kamen. 3 mal 13 macht 39, also genau die Anzahl der
Buchstaben im Lösungsschlüssel. Er zeichnete das Bild
dreimal auf, senkrecht untereinander. Dann schrieb er in
senkrechter Reihenfolge die Buchstaben des
Lösungsschlüssels daneben und übertrug sie den
Strichen entsprechend auf die andere Seite. Und dann auf einmal
hatte er diesen Satz – selten hat nur einer Schuld, wenn zwei
streiten. Das ist der zweite Teil eines Satzes, der
vollständig lautet: Hier wird es wie so oft sein, selten hat
nur einer Schuld, wenn zwei streiten, und das kann man gewiss als
einen weisen Spruch bezeichnen.
    Dieser Satz steht in der Saga von
Hakon dem Alten.
    Mein Vater hatte sich mit solchem
Eifer in dieses Rätsel gekniet, dass er sich an diesem Abend
viel zu viel zumutete. Als ich ihn in der Bibliothek fand, war er
zwar sehr geschwächt, aber ich habe ihn selten so froh
gesehen. Jetzt brauchte er nur noch seine Antworten zu den
neununddreißig Fragen aus den Buchstaben zu
überprüfen und festzustellen, ob damit die letzten beiden
Zeilen des Gedichts gebildet werden konnten. Das hätte nicht
mehr als ein paar Stunden erfordert, aber er war jetzt so leidend,
dass er das Haus nicht mehr verlassen konnte. Gemäß den
Spielregeln musste aber alles in der Bibliothek geschehen. Kurz
darauf kam Gaston Lund zu seinem schicksalhaften Besuch. Mein Vater
hat ihm gezeigt, wozu das ›magische Zeichen‹ da war,
um den Schlüssel zur Lösung und die Antwort auf die
vierzigste Frage zu finden. Lund war natürlich
äußerst interessiert, er bekam den Schlüssel zur
Bibliothek geliehen, um dort seine Lösungen zu
überprüfen. Aber ihm lief die Zeit davon. Er hat es nicht
geschafft, das Rätsel zu entschlüsseln, und
außerdem hat er dann wahrscheinlich noch das Postschiff
verpasst. Aber was dann geschehen ist, kann ich mir nur sehr schwer
vorstellen.«
    »Mein Vater versuchte den
ganzen Winter über, Kräfte zu sammeln, um noch einmal in
die Bibliothek zu kommen und seine Lösungsbuchstaben
auszuprobieren. Ich habe ihm oft angeboten, das für ihn zu
machen, aber das wollte er nicht. Er wollte selber sehen, wie sich
die Lösung offenbarte. Er spürte, dass der Tod sich
näherte, und wollte das Ende der Strophe sehen, bevor er
hinüberging. Ich hatte vor, Ingibjörg zu bitten, bei ihm
zu sein, aber während ich auf sie wartete, verlor er das
Bewusstsein, und im Verlauf des Abends starb er dann. Er hatte den
Code herausgefunden, aber keine Gewissheit darüber bekommen,
ob er die richtige Gesamtlösung gefunden hatte. Aber jetzt
sehen wir einfach mal zu, was passiert.«
    Jóhanna schrieb die
neununddreißig Buchstaben untereinander und nummerierte sie
dabei. Dann übertrug sie jeden Buchstaben auf die andere Seite
des Bildes und schrieb ihn dort nieder. Da, wo Björn Snorri
und Gaston Lund verschiedene Lösungen gefunden hatten, schrieb
sie beide Buchstaben auf. Dann betrachtete sie die Lösung eine
Weile. Sie strich drei Buchstaben in der Lösung ihres Vaters
und drei bei Gaston Lund durch und trennte die Wörter durch
Querstriche.     
     

     
    Sie sagte:
    »Die Lösung
ist:
    Unstern bringt Tod
Glücksstern lässt
leben
    Bei meinem Vater sind Antworten 17,
26 und 30 nicht korrekt, und da hat Gaston Lund die richtige
Antwort. Auch er hatte drei Fehler, aber nachdem er den Hinweis zum
Lösungsschlüssel hatte, hätte es einfach für
ihn sein müssen, seine Antworten zu korrigieren. Die beiden
Zeilen, die irgendwann mal auf das Blatt geschrieben wurden, sind
völlig falsch. Die letzte Strophe des Gedichts lautet
folgendermaßen:
    Finster ist die Not,
nach Lösung zu
streben:
Unstern bringt Tod,
Glücksstern lässt
leben.«
    Jóhanna schlug die Saga von
Sverrir auf. »Hier steht etwas über einen Bauern zu
lesen, der seinem Sohn zu einem Kriegsschiff folgte, ihm gute
Ratschläge gab und ihn anwies, mutig und standhaft in Gefahr
und schwierigen Lagen zu sein. ›In jeder Schlacht, an der du
teilnimmst, wird es entweder so sein, dass du fallen oder heil
davonkommen wirst. Sei tapfer, denn alles ist vom Schicksal
vorherbestimmt: Unstern bringt Tod, Glücksstern lässt
leben. Flucht ist das schlimmste
Vergehen.‹«

     
    Kjartan dachte über diese
Spruchweisheiten
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