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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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– Ich muß das gleich Fred sagen“, meinte Herbert, als der Schirm erloschen war.
    Sie fanden ihn im Labor, wo er den Schlossern aufmerksam zusah, die eben ihre Arbeit beendeten.
    Fred hörte mit ausdruckslosem Gesicht zu, das Herbert nun schon als Zeichen großer Beherrschtheit an ihm kannte. Er. sagte nichts.
    Minuten später war alles arrangiert. Die Laboranten sahen sich noch einmal prüfend um und bestätigten: Ja, so sei es gewesen.
    Die Zentrifuge wurde angestellt. Ein leises Brummen ertönte, das schnell höher wurde und schließlich verschwand. Jetzt – jetzt mußte es sich erweisen, ob…
    Die Meßtrupps hatten nur ihre Detektoren angebracht und waren mit den Anzeigegeräten außerhalb des Labors geblieben, um die Personenverteilung nicht zu stören. Sie hörten einen Ruf. Dann wurde die Tür aufgerissen: „Anzeige im Ultraschallbereich!“
    Herbert verständigte sich durch einen Blick mit Onkel Richard und lief hinaus, um Neuenwalde anzurufen.
    Es gab viele Erfahrungen über die medizinische Verwendung des Ultraschalls, allerdings nur wenige, die das Gehirn betrafen. Und keine in dem fraglichen Frequenzbereich.
    Es gab medizinische Geräte, die Ultraschall erzeugten. Aber die meisten waren Kontaktgeräte, die unmittelbar die zu behandelnden Stellen berührten.
    Es gab vielerlei Modelle des Gehirns – Modelle für Denkfunktionen, Steuerungsmodelle, solche für die mechanische Festigkeit des Schädels – aber keins für die Schallausbreitung.
    Alles Probleme, deren wissenschaftlich-technische Lösung Wochen dauern konnte. Aber man hatte keine Wochen zur Verfügung – nicht einmal Tage.
    Die Ärzte und Wissenschaftler entschlossen sich zu improvisieren. Ein Gerät war schnell entworfen: In eine schwenkbare Anlage, wie sie für Gamma-Bestrahlung benutzt wurde, sollte anstelle der Strahlungsquelle ein Ultraschallgenerator eingebaut werden, genauer neun Generatoren von Nadelform, die auf den Mittelpunkt des Schwenkkreises gerichtet waren. Experimentell sollte das Gerät so justiert werden, daß die notwendige Frequenz und Intensität auf ein Gebiet von wenigen Kubikmillimetern beschränkt blieb.
    Zielfrequenz, Intensität und die wenigen Minuten Einwirkungszeit waren von den Messungen in Oranienburg her bekannt, und bekannt war auch, daß der Ultraschall nicht ununterbrochen einzuwirken brauchte.
    Herbert ermittelte über IVN, wo die fehlenden Teile für die Anlage zu beschaffen waren, und sorgte dafür, daß sie herankamen.
    Dr. Willenius konferierte stundenlang über Video mit dem zentralen Computer für Hirnforschung – er ging alle bekannten chemischen Verbindungen, die im Gehirn vorkommen, daraufhin durch, ob sie unter der notwendigen Einwirkung Schaden leiden konnten. Das Ergebnis war erfreulich negativ – aber das betraf eben nur die bekannten Verbindungen, und es ließ sich noch nicht einmal sagen, wie klein der Prozentsatz dieser Verbindungen war.
    Die Ärzte erarbeiteten Schemata für jeden Patienten, die, ausgehend von der Schädelform, ein möglichst genaues Zielen erlauben sollten.
    Gerätetechniker, darunter auch K. O. den Herbert herbeigeholt hatte, montierten und justierten die Anlage.
    Gegen zwanzig Uhr war sie einsatzbereit.
    Ein schlafender Hund wurde auf den Tisch der Anlage geschnallt. Tierärzte hatten ein Zielschema ausgearbeitet. Der Kopf des Schnauzers war dort, wo der Ultraschall auftreffen und eindringen sollte, rasiert.
    Lautlos schwenkte die zylinderförmige Schallkanone im Halbkreis von einer Seite auf die andere – hin und zurück, hin und zurück –, dann Ruhe. Dann erneutes Schwenken.
    Dann warteten sie.
    Und dann – nieste der Hund. Er knurrte, zuckte mit den Beinen, weil er festgeschnallt war.
    Die Riemen wurden gelöst. Der Hund stand auf, unsicher, bellte zwei-, dreimal und sah die Umstehenden schweifwedelnd an. „Komm!“ sagte ein Tierpfleger.
    Der Schnauzer sprang vom Tisch herunter und lief auf den Mann zu. „Fuß! – Sitz! – Platz!“
    Der Hund führte alle Kommandos einwandfrei aus. Der Pfleger gab ihm ein Stück Fleisch, und unbekümmert begann der Hund zu fressen.
    Erst jetzt löste sich die Spannung, die auf allen lag, ein wenig. Trotzdem jubelte niemand, und niemand atmete erleichtert auf. Zu viele Schwierigkeiten konnten noch unversehens auftreten. Und zu groß war die Entscheidung, die noch vor ihnen lag.
    Es war dreiundzwanzig Uhr. Alle, die an der Bekämpfung der Vergiftung führend beteiligt waren, hatten seit zwei Stunden die Lage beraten.
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