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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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wußte er aus Erfahrung – ein ziemlich zuverlässiges.
    Tatsächlich: Das Ergebnis auch der zweiten Hälfte der Laboruntersuchung war negativ.
    Der Direktor blickte Herbert etwas verstört an. „Was nun?“ fragte er.
    „Das ganze noch mal von vorn“, sagte Herbert. „Mein ich auch“, pflichtete Dr. Willenius bei. „Aber vorher durchdenken wir alles nochmals. Gemeinsam mit den Kollegen hier. Vielleicht sollten wir auch die Meßbereiche etwas erweitern.“
    „Und Sie können sich auf gar keinen Fall geirrt haben?“ fragte der Direktor den Chemiker.
    „Auf gar keinen Fall“, erwiderte Dr. Willenius. „Das Sigmaphagin kann sich nicht spontan zersetzen. Ich kann die Berechnungen ja noch einmal mit Ihrem Laborchef durchgehen.“
    „Der ist nicht da. Ist gestern nach Moskau geflogen. Ich frage mich bloß, warum er nicht selbst daraufgekommen ist.“
    „Das konnte er aus zwei Gründen nicht“, sagte Dr. Willenius, „erstens stand ihm kein radioaktiv markiertes Phagin zur Verfügung, und zweitens ist das meine Spezialstrecke, nicht seine. Ich dagegen hätte die Strukturformel wohl kaum herausgefunden, schon gar nicht in dieser kurzen Zeit. Schade, daß er nicht da ist, ich hätte ihm gern zu dieser Leistung gratuliert. – Was ist“, wandte er sich an Herbert, „gehen wir?“
    „Die zweite Untersuchung“, sagte Herbert zögernd, „weißt du, kannst du die nicht mit Fred Hoffmeister zusammen leiten? Ich – ich möchte noch mal Wiebke anrufen. Wenn ich sie noch bei Bewußtsein antreffen will, ist es jetzt höchste Zeit. Ich hatte ja gedacht, ich könnte ihr gleich etwas Positives sagen, aber…“ Er zuckte mit den Schultern.
     
    Ingenieur Andropow, Dr. Monika Baatz und Wiebke Lehmann waren bereits gute Bekannte geworden – sie mußten sich unterhalten, damit bei Wiebke der Informationszustrom im Gehirn nicht auf natürliche Weise nachließ. Und so ergab es sich, daß der Ingenieur Schnurren erzählte, die er erlebt hatte, und er hatte anscheinend viel erlebt, wogegen Monika interessante Fälle auftischte, selbstverständlich ohne Namensnennung, und Wiebke aus der Plastvermüllung erzählte – nicht viel freilich, denn sie war die Jüngste im Labor.
    Ein zaghaftes Klopfen unterbrach die Plauderei. Eine Schwester kam herein und flüsterte mit der Ärztin.
    „Ein Anschluß ist hier“, sagte Monika Baatz laut, „bringen Sie ein Videogerät hierher!“
    „Was gibt's denn?“ fragte der Ingenieur.
    „Inspektor Lehmann ist am Apparat, er möchte seine Frau sprechen. Wollen Sie?“ fragte die Ärztin, zu Wiebke gewandt.
    „Das wird man dem Guten wohl nicht verwehren können!“ antwortete Wiebke und lächelte.
    „Höchstens zehn Minuten!“ sagte der Ingenieur.
    „Ist es dann soweit?“ fragte Wiebke.
    „Ich denke.“
    Die Schwester brachte das Gerät, und dann erschien Herbert auf dem Schirm.
    „Hallo, mein Lieber!“ sagte Wiebke. „Hab ich dir einen schlimmen Schreck eingejagt?“
    „Ich…, weißt du…“, sagte Herbert und mußte husten, weil er eine trockene Kehle hatte, „wir hoffen, daß wir heute den entscheidenden Schritt vorankommen…, vielleicht schon in ein paar Stunden…“
    „Brauchst dir nichts abzustottern“, sagte Wiebke mild, „ich weiß, du wirst das schon machen!“ Sie fühlte sich in ihrer jetzigen Situation ganz überlegen, fast ein wenig übermütig. „Mach nicht so ein sorgenvolles Gesicht“, rief sie, „sonst kann ich dir die paar Stunden nicht glauben, von denen du eben gesprochen hast. Na los, erzähl schon, was ihr treibt, das wird die Mediziner auch interessieren.“
    „Ja, weißt du, wir – wir suchen die Ursachen, die in Oranienburg zur Zersetzung des Giftstoffs geführt haben, vielleicht – vielleicht finden wir dadurch einen Weg, das Sigmaphagin auch im Gehirn zu zersetzen…“
    Seine Rede wurde flüssiger, je mehr er erzählte, er überwand seine Gemütsbewegung, oder besser, er überspielte sie, und als er sah, daß Wiebke die Augen schloß, redete er verzweifelt weiter, so, als könne er die Tatsachen hinwegreden, bis der Ingenieur die Hand hob. Da brach er mitten im Satz ab.
    „Ich muß Sie jetzt bitten…“, sagte der Ingenieur.
    „Ja, ich verstehe schon“, antwortete Herbert müde.
    „Nein, bleiben Sie dran, warten Sie“, sagte der Ingenieur, „wir haben ja hier auch Telefon!“ Er nahm den Hörer ab, wählte, sagte etwas auf russisch, horchte, nickte und legte wieder auf. Dann blickte er Herbert an und polterte gutmütig los: „Der
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