Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
geschüttelt wurde, blickte d’Our anklagend zu Imbert, der teuflisch grinsend
     neben ihr stand und damit seine tiefe Befriedigung anstandslos zur Schau stellte.
    Der Komtur der Templer von Bar-sur-Aube würde es nicht über sich bringen, seinen Schützling zu opfern, schon gar nicht vor
     den Augen von Mutter und Schwester.
    Ein Schatten bewegte sich hinter Imbert und räusperte sich verhalten. Es war der Medicus, der die Szene mit großem Interesse
     verfolgt hatte.
    Imberts Augenmerk schnellte zwischen der reglos daliegenden Gräfin und dem neugierig dreinblickenden Arzt hin und her.
    »Habt Ihr nicht gesagt, die Frau kommt wieder zu sich?«
    Der Medicus nickte willfährig.
    »Gut. Dann könnt Ihr fürs Erste verschwinden. Aber haltet Euch bereit, wie immer, falls ich Euch rufen lasse.«
    Mit einem enttäuschten Zug um den Mund und einer unterwürfigen Verbeugung entfernte sich die schwarze Gestalt ebenso eilig,
     wie sie erschienen war.
    Imbert wandte sich um und holte unter einem an der Wand stehenden, hölzernen Schreibpult einen unscheinbaren Leinensack hervor.
     Mit lauerndem Blick brachte er einen filigran gearbeiteten Frauenkopf aus reinem Silber zum Vorschein, der nur geringfügig
     kleiner war als ein echter menschlicher Kopf. Er stand auf einem kleinen Sockel, in den gut lesbar die Initialen CAPUT LVIII
     eingraviert waren.
    »Mich interessiert weder, ob Ihr selbst gezeugte, frisch gebratene Neugeborene zum Abendmahl verspeist habt«, begann er in
     scharfem Ton, »noch, ob Eure Novizen ihre unkeuschen Schwänze in den Arsch des Meisters schieben mussten, bevor man sie selbst
     in einen weißen Mantel steckte.«
    Für einen Moment weidete sich Imbert an dem bestürzten Blick der jungen Frau, die sich aufgerichtet hatte und nun zitternd
     auf ihren Fersen hockte.
    »Ich weiß, dass Ihr etwas viel Interessanteres für mich bereithaltet.« Seine Stimme erhob sich in teuflischer Genugtuung.
     »Damit wir uns |12| richtig verstehen. Mich interessiert weder Euer Gold, noch wo Ihr es versteckt habt. Das sollen andere herausfinden. Mich
     interessiert vielmehr, wo der Born Eures Wissens sprudelt.« Beinahe zärtlich strich er über das silbern schimmernde Gesichtchen.
     »Und ob dieses reizende Antlitz etwas damit zu tun hat.«
    Unvermittelt setzte er die wissensdurstige Miene eines Gelehrten auf. »Warum, frage ich mich«, fuhr er mit dozierender Stimme
     fort, »finden wir beim Durchstöbern der Privatgemächer des Großmeisters der Templer in Paris einen silbernen Kopf, dessen
     nebulöse Existenz durch unzählige Verhöre geistert, darin versteckt eine Botschaft, die besagt:
Geht zu H d O – nur er weiß, wie man die Stimme zum Sprechen bringt?
«
    Imbert lachte boshaft. »Ja, da schaut Ihr«, rief er und versah Henri d’Our mit einem triumphierenden Blick. »Wir
sind
in der Lage Eure geheimen Schriften zu dechiffrieren. Der Rest war ein Kinderspiel.« Wieder lachte er, diesmal leise und noch
     bösartiger. »Könnt Ihr mir verraten, warum diese drei Initialen nur auf einen einzigen Namen zutreffen, von den vielen, die
     wir in den ellenlangen Personallisten in der Ordensburg von Troyes gefunden haben?« Der Großinquisitor hielt inne. »Nämlich
     auf den Euren?«
    D’Our blieb regungslos, bemüht darum, seinen Blick so klar zu halten wie reines Quellwasser.
    »Was seid Ihr?«, fauchte Imbert ungehalten. »Ein Zauberer? Könnt Ihr dieses Ding hier zum Sprechen bringen?« Wie ein lauerndes
     Reptil näherte er sich seinem Opfer und ließ sich dazu herab, vor ihm in die Hocke zu gehen.
    Dabei kam er d’Our so nahe, dass dessen bereits abgestumpfter Geruchssinn mühelos die unappetitliche Mischung aus fauligem
     Atem und teurem Parfüm wahrnehmen konnte.
    »Wir haben Euren Großmeister verhört, vor vier Tagen in Corbeil«, resümierte Imbert in der ihm eigenen Selbstgefälligkeit.
    Wohl eher unbeabsichtigt verriet er Henri d’Our damit, wo man das Oberhaupt der Templer zurzeit gefangen hielt.
    »Auf dieses Phänomen hin angesprochen, behauptete Jacques de Molay, er sei nur ein einfacher Mann, der noch nicht einmal des
     Lesens und Schreibens mächtig sei, und er wisse nichts von einem Kopf, geschweige denn etwas von einem Zettel, den er zusammen
     mit diesem |13| niedlichen Antlitz in das ihm völlig unbekannte Versteck gelegt haben sollte!« Imberts Stimme war immer lauter geworden, und
     sein ansonsten bleicher Schädel hatte vor lauter Wut die Farbe eines gekochten Hummers angenommen.
    Unvermittelt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher