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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman
Autoren: Aufbau
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Familie«, sagte d’Our und blickte auf die junge Frau, deren Blicke halb hoffend, halb bangend zwischen
     ihm und dem Scheusal im vornehmen Aufzug hin und her schnellten. »Und sobald ich Nachricht von seinen Verwandten habe, dass
     er wohlbehalten zu Hause angekommen ist, verrate ich Euch alles, was Ihr hören wollt.«
    »Gut«, bestimmte Imbert kurz angebunden und gab seinem Folterknecht ein Zeichen. »Lasst sie ziehen!«
    Mit ungläubigem Blick nahm der Kerkermeister den Befehl entgegen.
    »Zwei Wochen«, schnarrte Imbert, während er ärgerlich auf d’Our herab schaute. »Und keinen Tag mehr. Dann werdet Ihr mir die
     wahren Geheimnisse Eures Ordens offenbaren.« Der Großinquisitor legte eine theatralische Pause ein und verengte drohend seine
     tief liegenden Augen. »Wenn nicht, werde ich Euch und Euren zwei übrig gebliebenen Kameraden das Fell über die Ohren ziehen.
     Direkt hier, bei lebendigem Leib, und noch bevor der Antichrist Eure Seelen endgültig an sich gerissen hat.«

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    |17| Teil I
Der Auftrag
    »Hebt einen Stein auf und ihr werdet mich finden, spaltet ein Holz, und ich bin da«
    (Thomasevangelium, Vers 77)

1
    Mittwoch, 11. Oktober 1307 – Gregorianischer Gesang
     
     
    An diesem späten, herrlich sonnigen Oktobernachmittag im Jahre des Herrn 1307 ließen nur der auffrischende Wind und die ersten
     fallenden Blätter vermuten, dass der Herbst Einzug gehalten hatte.
    Über die helle Kalksteinstraße aus Richtung Thors kommend, wälzte sich eine dicke Staubwolke den Hügel herab, und auf dem
     Aussichtsturm der Templerkomturei von Bar-sur-Aube erspähte der wachhabende Bruder in der Ferne das schwarzweiße Banner seiner
     Mitbrüder.
    Zug um Zug vereinzelte sich das unscharfe Bild in sechs kräftige Rösser und deren stattliche Reiter. Templer, allesamt gekleidet
     in weiße, flatternde Mäntel, mit je einem leuchtend roten Tatzenkreuz auf Schulter, Brust und Rücken, dazu Haupthaar und Bart
     kurz geschoren, wie es die Tradition verlangte. Die stolze Haltung der jungen Männer und deren offen zur Schau gestellte Bewaffnung
     mit Schwert, Schild und Messergürtel unterstrichen zudem den Eindruck eiserner Disziplin und kämpferischer Entschlossenheit.
    Ein paar kleine Buben blieben für einen Moment ehrfürchtig am Wegesrand stehen, als die Kavalkade an ihnen vorbei trabte.
     Doch kaum hatte der letzte Reiter die Meute passiert, lärmten die Jungen johlend und wild gestikulierend hinter dem martialisch
     anmutenden Trupp hinterher.
    Gerard von Breydenbach, genannt Gero, ein deutschstämmiger Ritter aus dem Erzbistum Trier, der die Gruppe der weißen Reiter
     anführte, drückte seinen Rücken noch ein wenig mehr durch als allgemein üblich, nicht wegen der Haltung, sondern wegen der
     leidigen Schmerzen, die |18| ihn neben einer bleiernen Müdigkeit schon seit dem Mittag plagten. Einzig der Gedanke, dass es nicht mehr lange dauern konnte,
     bis er den harten Sattel gegen eine weiche Matratze eintauschen durfte, verschaffte ihm eine vorübergehende Linderung.
    Er und seine Kameraden waren noch vor der Frühmesse aufgebrochen, um eine streng geheime Botschaft ins zwei Meilen entfernte
     Thors zu überbringen. Eigentlich hatten sie gegen Mittag zurück sein wollen, aber ihr Reiseweg hatte sich unvorhergesehen
     verzögert. Der Oberbefehlshaber der Baylie von Thors, wie das Hauptquartier der umliegenden Templerniederlassungen im gleichnamigen
     Ort genannt wurde, hatte die Brüder von Bar-sur-Aube dazu aufgefordert, noch vor ihrer Heimkehr jede einzelne der benachbarten
     fünf Komtureien aufzusuchen, um weitere, gesiegelte Pergamente zu überbringen, deren Auslieferung keinen Aufschub duldete.
    Ein helles Auflachen riss Gero aus seinen Gedanken. Nicht weit von der Straße entfernt sammelten drei Wäscherinnen schwatzend
     und kichernd die weißen Leinenlaken ein, die sie am Morgen in den Auen der Dhuys zum Bleichen ausgelegt hatten. Die blonden
     Haare der Mädchen flatterten mit den dünnen Kleidchen in einer aufkommenden Böe um die Wette.
    Während die Mönchskrieger an ihnen vorbei ritten, war eine jede versucht, die Aufmerksamkeit von wenigstens einem der jungen
     Männer zu erhaschen. Entgegen aller Disziplin ließ sich Gero zu einem verhaltenen Schmunzeln hinreißen, als er die Absicht
     der Frauen erkannte. Der spanische Bannerträger, der dicht neben ihm ritt, grinste breit, und für einen Moment waren seine
     schneeweißen Zähne zu sehen. Einer der nachfolgenden Ritterbrüder
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