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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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eingeladen, und da gab es viel zuviel Kuchen. Also hat Mutter, wenn gerade niemand hingeguckt hat, welche in ihre Tasche verschwinden lassen und sie mit heimgebracht. Die haben fein geschmeckt.«
    Die Erwähnung von Alice entfesselte einen ganzen Strom von Fragen und Vermutungen über Beth’ Verschwinden. »Hier wohnen nur ehrliche Leute, wirklich! Immer freundlich, und alle helfen sich gegenseitig. Wer könnte dem Mädchen bloß so etwas antun?«
    Für eine Weile drehte sich die Unterhaltung ganz um diese örtliche Tragödie, aber schließlich wandte sich die Aufmerksamkeit doch wieder dem Tee zu. Augusta, die gehofft hatte, der Hauptmann würde erscheinen, bevor das Eierwasser kochte, warf jetzt einen Blick auf den Milchkrug und konnte einen leichten Schauder nicht unterdrücken. Der Krug enthielt gute, schöne Milch, aber rund um den Rand klebten Katzenhaare — augenscheinlich pflegte das reizende Tierchen sich einfach selbst zu bedienen, wenn ihm danach zumute war. Ach ja, sprach sie sich selber Mut zu, sie würde sich schon nicht gleich vergiften! Und die ganze Szene war doch herrlich für einen Roman, der jedem ans Herz greifen würde!
    Florrie freute sich einfach und dachte nicht daran, jemandes Herz rühren zu wollen. Sie war vollkommen glücklich. Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie genauso anständig wie alle anderen leben können. Sie hatten genug gespart, um ihr Haus vollkommen erneuern zu können. Ihre Rente zusammen mit den Erträgnissen durch die Kuh und die Hühner genügten für ihren Lebensunterhalt durchaus, und schon oft genug hatte sie ein schönes warmes Kleidungsstück, das sie geschenkt bekommen hatte, einfach weggeworfen, nur weil sie es hätte flicken müssen. Florrie war der Typ, den man sowohl in der Stadt wie auf dem Lande findet: faul und vollkommen glücklich!
    Irgendwie brachte Augusta es schließlich doch fertig, ein Schlückchen Tee herunterzuwürgen. Zu dem Kuchen konnte sie sich allerdings nicht entschließen — sie erklärte einfach, daß sie zwischen den Mahlzeiten nie etwas äße. Es gelang ihr, ihren Gastgebern eine Menge Informationen über ihr Leben zu entlocken, ohne daß die es groß gemerkt hätten, und sie hatte durchaus den Eindruck, daß ihr Opfer nicht vergeblich gewesen war.
    Aber etwas mußte unbedingt für diese unglücklichen Leute getan werden, beschloß sie. Man mußte ihnen eine neue Wohnung verschaffen, da sie ganz offensichtlich zu alt waren, um richtig für sich zu sorgen. Es mußte eine Rentnerwohnung in der Stadt für sie gefunden werden. Sie sollten ein neues Leben beginnen. Indem Augenblick wachte eine alte Henne auf, die anscheinend auf dem Herd geschlafen hatte. Sie fing sofort an, Reste eines Haferbreis aus dem ungewaschenen Topf zu picken. Eine solche Art von Tierhaltung war in der Stadt natürlich nicht möglich, wie Augusta fand. Offensichtlich hingen sie sehr an ihren Schützlingen. Aber sie würden sich schon bald an eine andere Lebensart gewöhnen. Man mußte sich eben etwas um sie kümmern. Das war das wichtigste. Der Gedanke, daß irgend etwas die beiden abhalten könnte, in ihren gutgemeinten Plan einzuwilligen, kam ihr gar nicht und versetzte sie später in größtes Erstaunen.
    Zunächst mußte sie ihnen ja irgend etwas geben. Augusta verdiente ein ganze Menge Geld mit ihren Büchern, aber sie war auch von ihrem Werk überzeugt. Sie sprach viel über Unkosten und Spesen und hatte Anfälle von sinnloser Sparsamkeit, unter denen ihre Familie ziemlich zu leiden hatte. Gelegentlich kam es allerdings auch vor, daß sie einer plötzlichen großmütigen Regung nachgab, was sie allerdings hinterher meist bereute. Jetzt wurde sie gerade einmal wieder von so einer Regung ergriffen.
    Wenn der Morgen Mrs. Wharton allerhand neue Erkenntnisse beschert hatte, für ihre Gastgeber war er ein reines Vergnügen gewesen. Augusta wußte ganz genau, wie sie sich beliebt machen konnte, Deshalb vermied sie es in diesem Falle gänzlich, von ihren Büchern zu sprechen. Sie wußte, daß weder Florrie noch Jakob je ein Buch gelesen hatten, noch etwas darüber hören wollten. Deshalb bezwang sie sich heldenhaft und brachte es fertig, über ihre Arbeit zu schweigen. Sie fragte sie nach ihrem Leben aus, bewunderte ihre Katze, zeigte, wie beeindruckt sie von den vielen Eiern war, die sie am Vortage eingesammelt hatten, und war sehr empört, als sie ihr vom Tod ihres Hundes berichteten.
    Kurz und gut, die Autorin eroberte die Herzen ihrer Gastgeber, und als sie
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