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Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan

Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan

Titel: Das Rad der Zeit. Das Vermächtnis des Don Juan
Autoren: Carlos Castaneda
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keine Schmerzen hat. Hungrig zu sein oder Schmerzen zu haben bedeutet, dass der Mensch kein Krieger ist; und die Kräfte seines Hungers und seiner Schmerzen werden ihn zerstören.
     
    Selbstverleugnung ist eine Art, sich gehen zu lassen, und zwar die weitaus schlimmste; sie macht uns glauben, wir täten große Dinge, während wir in Wirklichkeit nur auf uns selbst fixiert sind.
     
    Das Wollen ist kein Gedanke, auch kein Objekt oder Wunsch. Das Wollen kann einen Menschen obsiegen lassen, auch wenn sein Verstand ihm sagt, dass er besiegt ist. Es funktioniert, auch wenn der Krieger sich gehen lässt. Sein Wollen macht ihn unverletzlich. Das Wollen lässt einen Schamanen durch eine Mauer gehen, durch das All, in die Unendlichkeit.
     
    Wenn ein Mensch den Weg der Krieger einschlägt, wird ihm allmählich bewusst, dass er das gewöhnliche Leben für immer zurücklässt. Die Mittel der gewöhnlichen Welt sind für ihn kein Puffer mehr; er muss eine neue Lebensweise annehmen, wenn er überleben will.
     
    Bei jedem Wissen, das Macht wird, ist der Tod die zentrale Kraft. Der Tod gibt die letzte Berührung, und was vom Tod berührt ist, wird tatsächlich Macht.
     
    Nur der Gedanke an den Tod gibt einem Krieger die Losgelöstheit, die ihn befähigt, sich allem hinzugeben. Er weiß, sein Tod umschleicht ihn und lässt ihm nicht die Zeit, sich an etwas zu klammem. Darum erprobt er alles und jedes, ohne es zu begehren.
     
    Wir sind Menschen, und es ist unser Los, zu lernen und in unvorstellbare neue Welten geschleudert zu werden. Ein Krieger, der Energie sieht, weiß, dass die neuen Welten vor unseren Augen endlos sind.
     
    »Der Tod ist ein Wirbel; der Tod ist eine leuchtende Wolke über dem Horizont; der Tod bin ich, der zu dir spricht; der Tod bist du mit deinem Schreibzeug; der Tod ist nichts. Nichts! Er ist da, und doch ist er gar nicht da. «
     
    Der Geist eines Kriegers ist nicht darauf eingestellt, sich gehen zu lassen und zu klagen, auch nicht auf Gewinnen oder Verlieren. Der Geist eines Kriegers ist nur auf Kampf eingestellt, und jeder Kampf ist das letzte Gefecht eines Kriegers auf Erden. Der Ausgang bedeutet ihm daher sehr wenig. In seinem letzten Gefecht auf Erden lässt der Krieger seinen Geist frei und klar schweben. Und da er in den Kampf zieht und weiß, dass sein Wollen makellos ist, lacht der Krieger und lacht.
     
    Wir reden unentwegt mit uns selbst über unsere Welt. Tatsächlich halten wir unsere Welt durch unsere innere Rede in Gang. Und wenn wir aufhören, mit uns selbst über uns und unsere Welt zu reden, ist die Welt noch immer, wie sie sein sollte. Wir erneuern sie, wir entflammen sie mit Leben, wir halten sie mit unserer inneren Rede in Gang. Nicht nur das, wir wählen auch unsere Wege, indem wir mit uns selbst reden. So wiederholen wir die gleichen Entscheidungen immer wieder bis zu dem Tag, da wir sterben, weil wir immer wieder die gleiche innere Rede fuhren, bis zum Tag unseres Todes. Ein Krieger ist sich dessen bewusst und strebt danach, seine innere Rede abzustellen.
     
    Die Welt ist all das, was hier beschlossen liegt: das Leben, der Tod, die Menschen und alles andere um uns her. Die Welt ist unbegreiflich. Wir werden sie nie verstehen; wir werden niemals ihre Geheimnisse ergründen. Darum müssen wir die Welt nehmen, wie sie ist: als reines Mysterium.
     
    Die Dinge, die Menschen tun, können unter keinen Umständen wichtiger sein als die Welt. Darum nimmt ein Krieger die Welt als unendliches Geheimnis und das, was die Menschen tun, als endlose Narretei.

Kommentar
    In den Zitaten aus Eine andere Wirklichkeit wird die Stimmung, die die Schamanen des alten Mexiko mit all ihrem Wollen verbanden, mit bemerkenswerter Klarheit sichtbar. Don Juan selbst, wenn er über diese alten Schamanen sprach, erklärte mir, dass jener Aspekt ihrer Welt, der für heutige Schamanen von größtem Interesse sei, ihr scharf ausgeprägtes Bewusstsein für eine Kraft war, die sie das Wollen nannten. Sie behaupteten, dass jeder dieser Männer eine so reine und klare Verbindung zu dieser Kraft hatte, dass sie die Dinge nach Belieben beeinflussen konnten. Wie Don Juan meinte, sei das zu derart hoher Intensität entwickelte Wollen dieser Schamanen die einzige Hilfe, auf die heutige Praktiker des Schamanimus zählen könnten. Er drückte es mit weltlicheren Worten aus und sagte, dass moderne Praktiker, wenn sie ehrlich mit sich wären, jeden Preis zahlen würden, um unter dem Schirm eines solchen Wollens zu leben. Don
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