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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original
Autoren: Robert Jordan
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konnte. Und
Rand klang vielleicht vernünftig, aber wenn er im Dorf war, gelang es den
anderen oft, ihn mit hineinzuziehen. Und Perrin auch. Die anderen drei würden
bei allem mitmachen, was Mat oder Dav vorschlugen.
    Besser, wenn sie jetzt verschwand. Sie
würde ihnen nicht folgen und sehen können, was sie vorhatten, jedenfalls nicht,
ohne gesehen zu werden. Und sie würde eher sterben, als Rand auf die Idee zu
bringen, dass sie ihn wie eine dumme Gans beobachtet hatte. Und ich habe nicht mal was erfahren.
    Als sie an dem Schafpferch vorbei zu der
Stelle zurückging, an der sie ihren Eimer stehen gelassen hatte, ging Dannil
Lewin an ihr vorbei. Mit dreizehn war er noch dürrer als Rand und hatte eine
große Nase. Sie zögerte über den Eimer gebeugt und lauschte. Zuerst hörte sie
nur Gemurmel, aber dann …
    Â»Der Bürgermeister will mich sehen?«,
rief Mat aus. »Das kann nicht sein! Ich habe nichts getan!«
    Â»Er will euch alle sehen, und zwar
schnell«, sagte Dannil. »Ich an eurer Stelle würde mich beeilen.«
    Egwene ergriff schnell den Eimer,
entfernte sich mit langsamen Schritten und hielt auf den Fluss zu. Rand und die
anderen kamen kurz darauf an ihr vorbei, da sie in dieselbe Richtung gingen.
Egwene lächelte, es war ein schmales Lächeln. Wenn ihr Vater nach jemandem
schickte, dann kam derjenige auch. Selbst der Frauenkreis wusste, dass
Brandelwyn al’Vere kein Mann war, mit dem man sich anlegen wollte. Egwene hätte
das eigentlich nicht wissen dürfen, aber sie hatte Frau Luhhan und Frau Ayellin
und ein paar der anderen bei einem Gespräch mit ihrer Mutter belauscht. Sie
hatten behauptet, ihr Vater sei stur und dass ihre Mutter dagegen etwas
unternehmen müsse. Egwene ließ die Jungen ein Stück vorausgehen – nur ein
kleines Stück – und beschleunigte dann ihre Schritte, um mitzuhalten.
    Â»Ich verstehe das nicht«, knurrte Mat,
als sie sich der Reihe der scherenden Männer näherten. »Manchmal weiß der
Bürgermeister schon in dem Augenblick, in dem ich etwas mache, dass ich es
mache. Genau wie meine Mutter. Aber wieso?«
    Â»Vermutlich berichtet es der Frauenkreis
deiner Mutter«, murmelte Dav. »Die sehen alles. Und der Bürgermeister ist der
Bürgermeister.« Die anderen nickten düster.
    Ein Stück voraus sah Egwene ihren Vater,
einen korpulenten Mann mit dünner werdendem, grauem Haar, die Ärmel bis über
die Ellbogen aufgerollt, eine Pfeife zwischen den Zähnen stecken, eine Schere
in der Hand. Und zehn Schritte von den Schafscherern entfernt stand Frau
Cauthon, Mats Mutter, flankiert von ihren beiden Töchtern, und sah den Jungen
entgegen. Natti Cauthon war eine ruhige, beherrschte Frau, was sie bei einem
Sohn wie Mat auch sein musste, und im Augenblick zeigte sie ein zufriedenes
Lächeln. Bodewhin und Eldrin zeigten ein beinahe identisches Lächeln, und sie
betrachteten Mat doppelt so streng wie ihre Mutter. Bode war noch nicht alt
genug, um auch schon Wasser tragen zu dürfen, und es würde noch zwei Jahre
dauern, bis Eldrin so weit war. Rand und die anderen
müssen blind sein!, dachte Egwene.
Jeder, der über Augen verfügte, konnte sehen, wieso Frau Cauthon immer alles
wusste.
    Frau Cauthon und ihre Töchter reihten
sich in die Menge ein, als die Jungen sich Egwenes Vater näherten. Keiner der
Burschen schien Egwene zu bemerken. Sie hatten alle nur Augen für ihren Vater
und machten einen verlegenen Eindruck. Bis auf Mat; er zeigte ein breites
Grinsen, das ihn schuldig aussehen ließ. Rands Vater schaute von dem Schaf auf,
über das er gebeugt stand, und schenkte ihm ein Lächeln, nach dem er weniger
wie ein zur Flucht bereiter Reiher aussah.
    Egwene fing an, den Scherern in der Nähe
ihres Vaters Wasser anzubieten; es waren alles Mitglieder des Dorfrats. Nun,
Meister Cole lag mit dem Rücken an einen hüfthohen Stein gelehnt, der aus dem
Boden ragte, und schien ein Schläfchen zu machen. Er war so alt wie die Dorfheilerin,
vielleicht sogar noch älter, obwohl er noch über alle Haare verfügte, auch wenn
es weiß war. Aber die anderen schoren, und das Vlies fiel in dicken weißen
Bündeln von den Schafen. Meister Buie, der Dachdecker, ein knorriger, aber
munterer Mann, murmelte bei der Arbeit unhörbar vor sich hin; die anderen
schafften zwei Schafe, während er mit dem ersten gerade fertig war, aber jeder
schien in die
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