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Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)

Titel: Das Rachespiel: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Arno Strobel
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Vielleicht kam diese Aktion ja von einer Seite, die er öfter besuchte und auf der er seinen korrekten Namen angegeben hatte, ein Internetshop. Wenn man dort seinen Namen und seine IP -Adresse in einer Datenbank gespeichert hatte und das nun mit seiner Eingabe abglich … Wie auch immer, er wollte wissen, wie es weiterging und gab seinen richtigen Namen ein. Damit allein konnte kein Datensammler etwas anfangen. Frank betätigte die ENTER -Taste und starrte gebannt auf den Monitor. Erst tat sich eine Weile nichts, dann verschwand die Eingabemaske. Sekunden später schien der schwarze Hintergrund sich langsam aufzulösen, immer durchscheinender wurde er und gab dabei mehr und mehr den Blick auf eine verwirrende Szene frei. Lange Zeit konnte Frank nicht einordnen, was er sah. Schemenhaft, von dem langsam durchscheinender werdenden Schwarz noch verfremdet, wie mit einem engmaschigen Netz bedeckt, glaubte er eine menschliche Gestalt zu erkennen, ein Gesicht mit einem langen Bart, lange Haare … die Perspektive, in der er diesen … Mann? … sah, war ihm noch unklar, aber es konnte nur noch Sekunden dauern, dann … Der Mann war offenbar nackt, schien auf einem grauen Untergrund zu liegen. Die letzten Schlieren verschwanden, und Frank konnte alle Einzelheiten der bizarren Szene erkennen. Der Mann war hager, wirkte verwahrlost. Er lag mit panisch aufgerissenen Augen auf einem grauen Betonboden. Die Arme waren über dem Kopf an den Handgelenken aneinandergefesselt und mit einem Seil irgendwo außerhalb des Bildausschnittes festgebunden. Auch um die schmutzigen Fußgelenke konnte Frank einen groben Strick erkennen, dessen Ende auf der anderen Seite aus dem sichtbaren Bereich verschwand. Die Rippen stachen deutlich unter der dünn erscheinenden Haut hervor, der Körper war übersät mit dunklen Flecken, die wie Blutergüsse aussahen. Die langen Haare lagen strähnig um den Kopf des Mannes, vermengten sich teilweise mit seinem verfilzten Bart. Inmitten dieses Gestrüpps klaffte ein lippenloser Mund wie eine schwarze Spalte auseinander, zu einem irren Schrei geöffnet. Der Anblick war schrecklich, aber das Schlimmste war nicht die ausgemergelte, jämmerliche Gestalt, die gefesselt dalag. Was Franks Magen rebellieren und ihn ein »O mein Gott« ausstoßen ließ, war etwas anderes.

3
    Das Spiel hatte begonnen, alle Spieler hatten sich erwartungsgemäß angemeldet.
    Es war ihm egal, ob einer von ihnen seine erste Aufgabe erfüllen würde, wahrscheinlich würde es keiner versuchen. Aber das würde sich ändern, wenn sie ihre nächste Aufgabe bekamen. Er würde dafür sorgen, dass das Spiel so verlief, wie es geplant war. Zumindest jetzt noch.
    Bald schon würde er keinen Einfluss mehr darauf haben. Dann, wenn sie gegeneinander spielen würden.
    Er sah sich um, betrachtete die grauen Betonwände, die Einrichtung des Raumes, in dem er saß, die Gerätschaften, die hier überall herumstanden. Relikte einer vergangenen Ära. Dann stand er auf und öffnete die stählerne Tür. Er musste sich bald um die erste Spielfigur kümmern und überlegte, ob sie schreien würde, wenn ihr Leben erlosch. Er dachte in einer Weise darüber nach, wie er sich Gedanken über das Wetter am nächsten Tag machen würde.
    Das kalte Neonlicht des schmalen Flurs ergoss sich über die kahlen Wände und ließ sie abweisend und unwirklich erscheinen, aber davon spürte er nichts.
    So, wie er auch sonst nichts spürte.
    Schon lange nicht mehr.

4
    Um den gefesselten Mann herum standen große Käfige, und diese Käfige waren so vollgestopft mit ineinander verschlungenen und hektisch zuckenden Körpern, dass es eine Weile gedauert hatte, bis Frank in den schmutzig-pelzigen Knäueln Ratten erkannt hatte. Die Tiere schienen wie von Sinnen zu sein, sie krabbelten wild um sich beißend übereinander, bekämpften sich gegenseitig. Manche Körper waren verstümmelt und wurden, noch zuckend, von Artgenossen aufgefressen. Es war ein ekelerregender Anblick, und doch schaffte Frank es nur unter größter Anstrengung, den Blick abzuwenden. »Mein Gott«, wiederholte er flüsternd. »Was ist das?« Dass es kein Marketinggag sein konnte, war ihm schon beim Anblick des Mannes klar gewesen.
    Jetzt erschien in der unteren Hälfte des Monitors ein neuer Text:
    Ihr seid die Kandidaten. Ihr seid vier, und ihr habt sechs Spielfiguren. Das ist eure erste.
    Erfüllt ihr eure Aufgabe, kommt eure Spielfigur frei. Erfüllt auch nur einer von euch seine Aufgabe nicht, kommen SIE frei.
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