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Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller
Autoren: Timothy Stahl
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bitten.«
    Lorenz seufzte ergeben. »Einverstanden.«
    Katharina brachte ein kleines Lächeln zustande, dann griff sie nach der Zeitung und betrachtete eingehend das Foto. »Die Ähnlichkeit ist schon verblüffend, nicht?«
    Lorenz nickte. »Ein verteufelter Zufall.«
    »Oder Schicksal.«
    Katharina löste den Blick von Pauls Gesicht und ließ ihn zum Fenster wandern, hinter dem gerade das letzte Licht des Tages erlosch.
    Genauso schicksalhaft, dachte sie, wie die Tatsache, dass man vor der Welt draußen letztlich doch nicht davonlaufen und sich verstecken kann.
    Am Schluss holt sie dich trotzdem ein, immer.
    Und findet dich. Überall.
***
    W IEN , I NNERE S TADT
    »Ich wär dann so weit«, sagte Wolff. Mit der einen Hand klemmte er den letzten der vorgespülten Teller zwischen die Zähne im kantigen Maul der Gastronomiespülmaschine, mit der anderen stellte er die Bürste in den Plastikkorb neben dem großen Ausguss. Dann band er sich die Schürze ab und hängte sie auf.
    Der Küchenchef des Prückel schaute kurz zu ihm her. »Ist recht. Gute Nacht.« Er winkte einer der Kellnerinnen, die noch dabei waren, für den morgigen Betrieb die Tische einzudecken und die Stühle gerade zu rücken. »Regina, lässt du den Nathan bitte raus?«
    Regina nickte Wolff zu. Er zog sein Jackett über und folgte ihr aus der Küche hinaus ins Café, erst durch den hinteren Trakt, der noch im originalgetreuen Jugendstil gestaltet war, dann durch den vorderen, zur Ringstraße hin gelegenen Teil, wo in den Fünfzigerjahren der damalige Stil Einzug gehalten hatte und bis heute nicht gewichen war. Der Geruch hier vorn erinnerte Wolff sogar noch ein bisschen an die lange zurückliegende Zeit, die vielleicht nicht für jedermann, wohl aber für ihn Teil eines ganz anderen Lebens gewesen war.
    Eines besseren Lebens?
    Eine schwierige Frage. Um sie wirklich beantworten zu können, hatte jenes andere Leben nicht lange genug gewährt. Sein neues und rudimentär bis heute anhaltendes Leben hatte schon in recht jungen Jahren begonnen.
    Trotzdem, schon komisch, wie nicht nur jeder Ort – was sich erklären ließ – seinen eigenen Geruch entwickelte, sondern auch jede Zeit, was weit weniger erklärlich war. Durchaus zu verstehen war hingegen, warum Wolffs Gedanken jede noch so kleine Gelegenheit nutzten, um in die Vergangenheit zu flüchten …
    Der Herr Ober höchstpersönlich sammelte die Tageszeitungen ein, die an einem Regal zum Lesen bereit hingen und von denen die letzten Gäste etliche kurzerhand auf den Tischen liegen gelassen hatten. Fritz – der alte Fritz, wie sie ihn nannten, weil er schon länger im Prückel war als alle anderen Angestellten (einige behaupteten sogar, länger als alle anderen zusammen) – legte sie in einen Karton, den er hernach hinten raus zum Altpapier stellen würde. Sein allabendliches Ritual, aufgenommen vielleicht schon an dem Tag, da er im Café Prückel angefangen hatte, und es würde das Letzte sein, was er hier getan haben würde, wenn er eines Tages nicht mehr herkommen sollte. Es sei denn, er fiel irgendwann einfach mitten in seinem Kaffeehaus um, nachdem er einem Gast einen Mokka mit Schlagobers, einen Verlängerten oder eine Melange auf den Tisch gestellt hatte; ein Tod, wie der alte Fritz ihn sich gewiss wünschte.
    Wolff seufzte lautlos. Es war lange her, seit ihm ein Ober einen Kaffee – geschweige denn etwas Teureres – serviert hatte. Irgendwann einmal mochte sogar der damals noch nicht so alte Fritz das getan haben. Erinnern konnte Wolff sich nicht daran. Die wachen Augen des alten Mannes hatten Wolff jedoch, als er sich um den Posten als Spüler in der Küche bewarb – wie viele Jahre war das nun schon her?-, wie erkennend taxiert. Und schließlich rühmte Fritz sich der Gabe, nie das Gesicht eines Gasts zu vergessen.
    Na ja …
    Wolff war sicher ein, zwei Mal im Prückel gewesen, seinerzeit. Sein bevorzugtes Kaffeehaus war das Café Landtmann gewesen. Die Atmosphäre dort, die Leute hatten ihn … inspiriert.
    Lange her …
    Fritz nickte ihm im Vorbeigehen zu. Wolff erwiderte die Geste, dabei streifte sein Blick die Titelseite der Zeitung, eine Ausgabe der Kronen Zeitung, die der Ober gerade in seinen Karton packte. Und er stutzte, ganz kurz nur, nicht einmal lange genug, um wirklich stehen zu bleiben. Dann hatten sich seine Augen auch schon wieder gelöst von dem, womit sie ihn zu täuschen versucht hatten.
    Es konnte ja nicht sein, was hätte das auch für einen Sinn ergeben sollen
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