Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Prometheus Mosaik - Thriller

Das Prometheus Mosaik - Thriller

Titel: Das Prometheus Mosaik - Thriller
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
nichts. Früher oder später wäre sein richtiger Name ohnehin herausgekommen und publik geworden.«
    »Publik …« Katharinas Stimme klang fremd. Sie zitterte unter der Kälte, die sie von innen heraus erfrieren zu lassen schien.
    Lorenz nickte. Dann deutete er auf die Zeitung in Katharinas Händen, an der sie sich inzwischen beinahe festzuhalten schien, als drohe sie andernfalls im Bodenlosen zu versinken.
    »Das dürfte erst der Anfang sein«, sagte er. »Wenn es nur bei einer Geschichte in der Zeitung bleiben würde, wäre ich nicht weiter beunruhigt. Aber so, wie es heute zugeht mit den Medien …« Er hob die Schultern, die auch im fortgeschrittenen Alter noch kräftig waren. »Ob er will oder nicht: Paul wird über kurz oder lang im Fernsehen auftauchen. Die Journalisten werden ihn jagen, Talkshows werden ihn haben wollen, und auch die Boulevardpresse wird keine Ruhe geben. Und dann, irgendwann, früher oder später …«
    »Dann werden sie ihn erkennen«, sagte Katharina dumpf und den Blick starr auf ein Astloch im abgetretenen Holzfußboden gerichtet. Als könne sie durch dieses Loch in eine dunkle Zukunft schauen, die auf sie zukommen würde – auf sie alle. »Einer von ihnen wird ihn sehen und sich seinen Reim darauf machen. Und den richtigen Schluss ziehen.«
    »Das steht zu befürchten«, sagte Lorenz.
    Katharina wurde schwindelig. Sollte denn letztlich doch alles vergebens gewesen sein?
    Nein.
    Sie und Lorenz hatten zu viel riskiert, zu viel geopfert, um so etwas zuzulassen. Sie mochte sich zwar aus der Welt zurückgezogen haben, und das aus mehr als einem Grund. Nur war keiner dieser Gründe Hürde genug, um sie an dem zu hindern, was getan werden musste.
    Abermals geschah etwas mit Katharina.
    Die Angst und der Schrecken, die sich ihrer bemächtigt hatten, wurden nun von etwas anderem ersetzt. In ihr erwachte etwas, das lange geruht hatte. Etwas, das die Kälte vergehen ließ und Katharina mit einer Wärme erfüllte, die sie seit Jahrzehnten nicht mehr gespürt hatte.
    Ihr alter Mut flammte wieder auf. Mut, wie sie ihn damals gebraucht und besessen hatte. Ohne den sie heute nicht hier wären, sie genauso wenig wie Lorenz.
    Sie warf die Zeitung beiseite.
    »Was jetzt?«, fragte sie Lorenz. Das Zittern war aus ihrer Stimme gewichen.
    »Das ist dir überlassen«, antwortete er.
    »Es geht auch um dich«, gab sie zu bedenken.
    »Aber vor allem um dich«, erwiderte er. »Um euch.«
    »Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Nur sollten wir nichts überstürzen.«
    Katharina holte tief Luft. »Ich werde Paul anrufen.«
    »Und was willst du ihm sagen?« Als sie ihm die Antwort schuldig blieb, hakte er nach: »Die Wahrheit vielleicht?« Er verzog die Lippen, aber das beabsichtigte Grinsen entgleiste.
    »Die Wahrheit …«, echote Katharina und formulierte in Gedanken, wie diese Wahrheit klingen würde. Absurd.
    »Nein«, sagte sie dann. »Nicht gleich jedenfalls, ganz bestimmt nicht am Telefon.«
    Lorenz legte sich seine nächsten Worte sorgfältig zurecht, ehe er sie aussprach: »Ich halte das für keine gute Idee. Lass uns erst einmal in Ruhe drüber reden, Katharina.«
    Sie mochte es für gewöhnlich, wenn er diesen Namen sagte – auch, wenn es nicht ihr wahrer Name war. Sein Akzent, den er sich über die Jahre angeeignet hatte, verlieh ihm einen besonders schönen Klang. Nur verfehlten heute der Klang und Lorenz’ Tonfall ihre Wirkung. Katharina hatte ihren Entschluss gefasst. Und deswegen war Lorenz schließlich hergekommen. Er hatte ihr die Entscheidung überlassen, was zu tun war. Also musste er sie auch akzeptieren.
    »Wir haben keine Zeit, um darüber zu reden. Der Junge …«, Katharina hielt kurz inne, »… Paul ist in Gefahr. Oder siehst du das etwa anders?«
    »Er könnte in Gefahr sein«, räumte Lorenz ein. »Das streit ich ja gar nicht ab. Aber ich seh keinen Sinn in blindwütigem Aktionismus. Dammit, so was will doch überlegt sein!« Er atmete durch. »Ich halte es für besser, wenn wir uns mit ihm treffen. Wenn man jemandem persönlich gegenübersteht, redet es sich doch viel leichter. Zumal unter Fremden – und fremd seid ihr euch. Vergiss das nicht, Katharina. Und denk dran, wie es sich für ihn anhören muss, wenn du auch nur andeutest …«
    »Ich werde ihn anrufen …«, unterbrach Katharina ihn, und als er ihr seinerseits wieder ins Wort fallen wollte, gebot sie ihm mit einer kleinen, bestimmten Geste Einhalt und fuhr fort: »… und ihn um ein persönliches Treffen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher