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Das private Universum

Das private Universum

Titel: Das private Universum
Autoren: Stephen Goldin
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seufzte Kirk sehnsüchtig. »Teamsport schafft noch viel mehr gesellschaftliche Berührungspunkte. Allerdings ist nicht einmal auf einem Schiff von dieser Größe an einen ordentlichen Platz zu denken. Wir müssen uns mit Gymnastik für geringe Schwerkraft und mit Freifallpolo begnügen. Ich vermisse den Fußball allerdings schon.« Er strahlte Metika an. »Wußten Sie, daß ich in meinem Seniorjahr an der Akademie der führende Uni-Fußballer war?«
    »Oh, Sie sehen nicht nur gut aus, Sie sind überdies auch noch unglaublich bescheiden. Ich bin außerordentlich beeindruckt, Sir. Aber ich hatte irgendwie den Eindruck gewonnen, daß Ihr Schiff Einrichtungen hat, um eine Umgebung im Freien zu simulieren.«
    »Genau. Und dorthin gehen wir jetzt.« Der Captain nahm ihren Arm und führte sie durch den Raum in die Zone, die »Park« genannt wurde. Hier gab es einen Kiesweg, der sich durch einen blaugrünen Grasteppich des Schwammgrases vom Planeten Delestra schlängelte; die schulterhohen Stengel der Prismenblumen wiegten sich wie in einem leichten Wind, den es gar nicht gab, und ihre schimmernden Blütenblätter zerlegten das Licht in Regenbogenfarben, die sich überall fingen und spiegelten. Ein Fleck mit kleinen gelben Hummelblumen ließ einen Lockruf erschallen, der wandernde Insekten heranholen sollte, um sie zu befruchten; ein Stück weiter strömte ein ganzes Kissen roter Ehrenblüten ihren süßen, charakteristischen Duft in die frische Parkluft. Sogar Bäume und Büsche von der Erde gab es, die kleine Dickichte bildeten.
    Unmittelbar vor den beiden Menschen stand ein Brunnen, der sein Wasser in ständig wechselnden Farbschattierungen über eine abstrakte Skulptur rieseln ließ, die wiederum fortwährend die Gestalt veränderte. Grundlage dafür war eine sehr komplizierte Form, die sich in etwas mehr als einer Minute umformen konnte. Metika lachte wie ein Kind und lief eifrig voraus, um nur ja nichts von all den Schönheiten zu versäumen, die dieser Teil der Enterprise der Mannschaft bot. Kirks Mundwinkel bogen sich zu einem Lächeln, als er ihr würdigeren Schrittes folgte. Er holte sie ein, als sie kurz vor dem Brunnen stand.
    Sie drehte sich zu ihm um. »Ah, das ist alles ja wunderschön! Wer würde schon glauben, daß es so etwas in einem Raumschiff gibt? Das scheint ewig so weiterzugehen. Warum können Sie kein Fußballfeld anlegen, wenn Sie es doch so sehr wünschen?«
    »Diese Größe hier ist eine sorgfältig ausgeführte optische Täuschung. Mit aus diesem Grund sind ja auch die Bäume und Büsche hier – damit Sie nicht mit einem Blick das ganze ›Gelände‹ überschauen können. Wollten sie geradeaus der Länge oder Breite nach sehen, so würden Sie entdecken, daß der Park an der breitesten Stelle nicht mehr als fünfunddreißig Meter mißt. Er rundet sich auch um die Zentralachse des runden Primärrumpfs, und das ergäbe ein ziemlich merkwürdiges Fußballfeld.«
    Er nahm ihre Hand und führte sie den gewundenen Pfad weiter durch den Park. »Auch dieser Pfad stützt die Illusion, daß der Park viel größer sei als er wirklich ist, und das Vogeltrillern, die Geräusche kleiner Tiere und das Insektenzirpen sind Tonbandaufnahmen und tragen dazu bei, daß wir uns hier richtig behaglich fühlen.«
    »Keine Illusion ist gut genug für unser Sternenflottenpersonal, nicht wahr?«
    »Sie machten sich wirklich große Mühe. Aber, wie schön dies alles auch ist, wir wissen immer, daß dies eine Illusion ist.« Er legte ihr einen Arm um die Taille. »Eine Illusion kann eine sehr einsame Sache sein, wenn man sie mit keinem teilen kann.«
    Das war natürlich das Stichwort zu einem handfesten Flirt, doch Metika wollte ihn nicht so leicht damit wegkommen lassen. Sie tat, als habe sie ihn nicht gehört, beschleunigte ihren Schritt ein wenig und ging vor ihm her. »Schafft das auch Probleme?« wollte sie wissen. »Ich meine, ein solcher Raum könnte den einen oder anderen doch heimwehkrank machen nach seiner eigenen Welt. Ich weiß, ich bin es im Moment.«
    »Ist Epsilon Delta 4 etwa so?«
    Sie wurde ein wenig rot. »Das war ein Versprecher. Ich dachte an meine alte Heimat auf Parthenia, wo wir lebten, ehe wir uns auf Epsilon Delta 4 niederließen. Ich habe nur etwa zwei Jahre lang in der Kolonie gelebt, und manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, daß Parthenia für mich ›daheim‹ heißt. Ich halte das für ganz natürlich, wenn ich auch versuchte, es mir abzugewöhnen. Ich neige dazu, Epsilon Delta 4 …
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