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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß
Autoren: Christoph Bausenwein
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schlechthin.
    Er sei eben nicht nur der beste, sondern auch der »bestgehasste Manager der Branche«, urteilte etwa die »Neue Zürcher Zeitung«. Nicht alle wollten aber in diesen Hassgesang einstimmten. Manch einer äußerte seine Bewunderung für den gewieften Taktiker, ideenreichen Pfiffikus, visionären Strategen und streitbaren Vorkämpfer. Diejenigen, die ihn näher kennen lernen konnten, lobten seine selbstkritische und weltoffene Toleranz, und alle, die näher mit ihm zu tun hatten, schätzten den Manager als geradlinigen, treuen, zuverlässigen und großherzigen Menschen mit steter Hilfsbereitschaft und einem enormen Engagement für wohltätige Zwecke.
    Uli Hoeneß scheint ein Mann voller Widersprüche zu sein. Aber wie ist diese schillernde und facettenreiche Persönlichkeit nun wirklich? »Den« Uli Hoeneß scheint es nicht zu geben. Bleibt die Frage: Wie viele »Hoeneße« gibt es? Und wie passen die zusammen? Das Persönlichkeitsbild des Uli Hoeneß scheint viele gegensätzliche Charakterelemente in sich zu vereinigen, und so haben sich denn schon viele Kommentatoren darin versucht, diese irritierende Vielgestaltigkeit als Kombination des Widersprüchlichen auf den Begriff zu bringen. »Es fällt nicht schwer«, urteilte das »Fußballmagazin« bereits 1978, »ihn als ebenso berechnend wie offen zu bezeichnen, als ebenso clever wie nach außen korrekt, weltmännisch wie spießbürgerlich, geschäftstüchtig wie großzügig.« Einige Jahre später schrieb Rolf Schneider in einem prämierten Hoeneß-Porträt: »An diesem Mannsbild scheiden sich die Geister. Für die einen ist Uli Hoeneß das Sinnbild von kalter Berechnung, Geldgier und Erfolgsbesessenheit. Für die anderen ist Bayern Münchens Macher nicht nur der erfolgreichste Manager der Bundesliga, sondern auch ein hilfsbereiter, gefühlsbetonter und nachdenklicher Typ.« Er sei »heiß- und kaltblütig zugleich«, meinte die »Süddeutsche Zeitung«, die »FAZ« charakterisierte ihn als »Gutmensch im Kampfanzug«, und die Zeitschrift »Sports« kam auf den Vergleich vom Kasperletheater, in dem Hoeneß je nach Bedarf sämtliche Rollen spiele – »den Kasper, das Krokodil, den Polizisten und wahlweise auch mal die gute Oma«.
    Uli Hoeneß selbst hat sich nie bemüßigt gesehen, Aufklärung über sich selbst zu geben. Er werde sicherlich nie eine Biografie über sich schreiben lassen, äußerte er wiederholt, ohne seine Zurückhaltung näher zu begründen. Andererseits kann man ein Menge über Uli Hoeneß erfahren. Kaum eine Woche ging in den letzten 30 Jahren ins Land, in der nicht in irgendeiner Publikation ein Artikel mit einer Hoeneß-Schlagzeile erschien. Das liegt nicht nur an den Journalisten, die begierig jede Hoeneß-Regung notieren, sondern vor allem auch an Hoeneß selbst, der die Öffentlichkeit nie gemieden hat und alle paar Tage Kommentare zum Fußballgeschehen abgab. In zahllosen Interviews und Stellungnahmen hat er so viel über sich erzählt, dass eigentlich nicht mehr viele Fragen übrig bleiben.
    Dieses Buch kann eine Autobiografie nicht ersetzen. Es will vielmehr die zahlreichen Aspekte des Wirkens von Uli Hoeneß darstellen und hinterfragen, was ihn dabei antrieb und was er damit bewirken konnte. In elf nur locker chronologisch angeordneten Kapiteln soll ein klares Profil jener Persönlichkeit herausgearbeitet werden, die den deutschen Fußball im letzten Vierteljahrhundert so stark geprägt hat wie keine andere. In diesem Vorgehen sollen die Grundzüge eines »Prinzips Uli Hoeneß« deutlich werden, das einerseits Garant beispielloser Erfolge wurde und andererseits, aber auch wohl vor allem deswegen, immer so viel Reibungsfläche bot, weil sich in ihm die Seele eines Fußballverrückten zeigte. Wer den Antrieben des Uli Hoeneß auf die Spur kommt, dem wird sich wohl nicht nur das »Sieger-Gen« des FC Bayern erschließen, sondern vor allem auch ein gutes Stück der »Faszination Fußball«.

Kapitel 1
Der ehrgeizige Aufsteiger
Uli Hoeneß und sein kurzer Weg auf den Gipfel
    Im Sommer 1974 stand Uli Hoeneß auf dem Gipfelpunkt seiner Fußballkarriere: Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Europapokalsieger, Europameister und nun auch Weltmeister. »Ich habe ein paar Jahre hinter mir, Jahre wie im Rausch«, konnte er es selbst kaum fassen. »Ich konnte machen, was ich wollte, alles gelang mir. Das Glück verfolgte mich, und der Ball rollte mir nicht vom Fuß.« Nachdem er 1970 als Achtzehnjähriger aus seiner Heimatstadt Ulm zum FC
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