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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Saal wurde nur zu festlichen Ereignissen benutzt. Nacheinander schlichen sie hinein und warteten auf dem Treppenabsatz des tieferliegenden Raumes. Eine kleine Ewigkeit verging, aber sie gaben nicht auf.
    Plötzlich war es wieder da, ein Ächzen und Knarren unmittelbar vor ihnen.
    Dampfwalze drückte die beiden am Arm. Sie sollten abwarten und ja nicht mit der Taschenlampe blinken. Das Ächzen und Knarren schien näher zu rücken, keinen Meter von den dreien entfernt. Eine ungemütliche Lage. Sie wagten kaum zu atmen. Aber Dampfwalze behielt die Nerven. Erst als das Geräusch lauter wurde und noch näher kam, schaltete er plötzlich seine Taschenlampe ein. Beni und Ralph folgten seinem Beispiel.
    Nichts!
    An der Wand standen die Rüstungen der Vorfahren von Graf Schreckenstein, in der Mitte der Tisch mit den schweren Stühlen, im mannshohen Kamin lagen Scheite geschichtet.
    „Das gibt’s doch nicht!“ sagte Dampfwalze halblaut. „Seit wann haben wir Hallo… Halluzinationen?“

    „Hallu…“, verbesserte Ralph unpassenderweise. „Kann nur das alte Gebälk sein.“
    „Aber warum ist es dann jetzt still?“ brummte der Muskelprotz.
    Beni ging zum nächsten Wandschalter und knipste die Festbeleuchtung an.
    „Satte Idee!“ lobte Ralph. „Licht mögen die Turbulenzen nicht. Danach war auch letzte Nacht Ruhe.“
    Sie kehrten in den Nordflügel zurück. Dampfwalze verschloß die Tür. „Kein Grund zur Panik, morgen früh mach ich’s wieder aus!“ sagte er. „Hauen wir uns aufs Ohr. Schließlich war’s ja nicht bei uns.“
    Als sich die Ritterschaft nach Sonnenaufgang, nur mit Turnhose bekleidet, zum Dauerlauf durch den Prinzengarten sammelte, rückten sie mit ihrem Erlebnis im Festsaal heraus, und stellten fest, daß sie nicht die einzigen waren. Auch andere hatte Turbulenzen wahrgenommen. Der vorsichtige Dieter, der bestimmt nicht übertrieb, auf dem Weg zu seiner Wache, kurz vor fünf Uhr früh, als er am Duschraum vorbeikam. Auch er hatte sofort Licht gemacht; der kleine Herbert war im Durchgang zum Sportplatz von lautem Gepolter verfolgt worden, daß er davonrannte und im Burghof das Flutlicht einschaltete. Betreten sahen die Ritter einander an.
    „Dabei hat meine Mami mir jede Aufregung verboten, solang ich noch wachse!“ witzelte Klaus.
    Die Turbulenzen blieben Thema Nummer eins. In der Physikstunde wurden physikalische Erklärungen gesucht.
    Man einigte sich auf den Ausläufer eines fernen Erdbebens, bis Musterschüler Strehlau fragte: „Seit wann sind Erdbeben lichtscheu?“
    Beim Mittagessen erinnerte sich Direktor Meyer, kurz Rex genannt, er habe in der Nacht ein seltsames Rollen gehört, es aber für ein fernes Gewitter gehalten.
    Mücke fand auf dem Postbrett vor dem Eßsaal einen Brief mit englischen Marken vor. „Unsere Freunde lassen wieder mal was hören“, sagte er.
    Angeregt durch Iain Mac Harris, einen schottischen Verwandten von Mauersäge, hatten es die Ritter seinerzeit geschafft, nach Schottland zu fliegen und Duncraig Castle, eine düstere Burgschule an der Steilküste, zu besuchen.
    Für alle war die Schottland—Reise ohne Zweifel das aufregendste Erlebnis außerhalb von Burg Schreckenstein gewesen. Und mancher bekam, wenn er daran zurückdachte, noch nachträglich eine Gänsehaut. Seit jenen Tagen standen die Ritter mit einigen Boys in Briefwechsel.
    Mücke las vor.
    Es gehe ihnen gut, berichtete Bill, der auf Duncraig auch so etwas wie Schulkapitän war. Das Lernen halte sie vom Segeln ab. Und das Wetter. Es regne seit zwei Wochen. Aber die Ritter sollten doch wieder mal vorbeikommen. Alle ließen herzlich grüßen, auch die Burggeister Archibald, Duncan und Hector.
    „Mann! Archibald! Dieser blöde Stolpergeist!“ schimpfte Andi. „Wenn ich an den denke, tut mir noch heute das Knie weh. Dreimal hat er mir ein Bein gestellt, und ich bin lang hingeschlagen!“
    Klaus grinste. „In Schottland sind Geister eine echte physikalische Größe. Wären wir droben, wüßt ich, woher die Turbulenzen kommen.“
    „Das ist mir auch hier klar“, trumpfte Mini—Ritter Egon auf. „Grüne Männchen von einem anderen Stern, die unsichtbar werden, wenn man Licht macht.“
    „Nicht doch, Junior!“ flachste Beni. „Das sind UKOs – Unidentifizierte Knarz—Objekte.“
    „Satte Sache“, pflichtete ihm Armin bei, um bemerkt zu werden.
    Doch ein gewisses Unbehagen blieb, und alle waren auf die kommende Nacht gespannt.
    Wieder wurden Wachen aufgestellt. Diesmal gegen Hühner und
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