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Das Phantom von Schreckenstein

Das Phantom von Schreckenstein

Titel: Das Phantom von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Speicher über dem Ostflügel in Mauersäges Burghälfte hatten sie sich versteckt. Nur einmal, gleich zu Anfang, war der Lichtkegel einer Taschenlampe durch den Nordspeicher gegeistert.
    Die drei Kratzbürsten Esther, Doris und Martina, die Karate und Judo beherrscht, waren sprungbereit hinter Gebälk gehockt, doch der Ritter hatte sich nicht die Mühe gemacht, näher zu kommen und um die Ecke zu leuchten.
    Trotz alter Möbel und Kisten, die hier oben lagerten, hätte er die Mädchenschar mit der gesamten Beute gefunden. Ein leiser Rückzug wäre im Dunkeln unmöglich gewesen.
    Das Aufatmen nach diesem Schreck hatte indes nur kurz gewährt. Die listigen Schreckensteiner ahnten wohl, wo sich die Rosenfelserinnen befanden und führten über Stunden einen zermürbenden Nervenkrieg. Jedesmal wenn die Mädchen dachten, jetzt habe sich die Lage beruhigt, die Ritter lägen in ihren Betten und man könne das Versteck endlich verlassen, knarzte es in der Nähe oder polterte, als nähere sich die gesamte Ritterschaft. Dann war’s wieder unheimlich still, bis es an ganz anderer Stelle erneut zu knarzen und zu poltern anfing, daß es sich nach systematischer Einkreisung anhörte.
    „Vielleicht ist es nur dieser Theobald?“ flüsterte Beatrix einmal, während es gerade nicht knarzte und nur der Sturm heulte. Allein schon der Gedanke an eine Spukgestalt beschleunigte auf dem eisigen, stockdunklen Speicher die Pulse.
    „Wir dürfen nichts riskieren!“ warnte Ingrid immer wieder.
    Und Sophie meinte: „Mal werden sie ja schlafen gehen.“ Erst gegen Morgen wurden die verdächtigen Geräusche seltener. Jetzt wagten sie die unbequeme Zuflucht zu verlassen.
     
    Die Ritterschaft hatte sich nach Ingrids Liebesgeflüster am Portal über den Sternenhof in den Rittersaal geschlichen. Hier wartete sie, wie abgemacht, mucksmäuschenstill. Nur die vier Minis waren auf dem Vorplatz der Freitreppe zurückgeblieben. Um jeden Fluchtversuch auf diesem Weg zu vereiteln, hatten sie sich gebärdet, als sei noch die halbe Schule versammelt.
    Dampfwalze, Stephan und Ottokar waren in den gräflichen Speicher hinaufgestiegen, die gesamte Westfront der Burg entlanggeschlichen, wobei sie immer wieder Feuertüren mit ihren Dietrichen öffnen und hinter sich schließen mußten. In der Südwestecke der Burg hatten sie sich durch die Bodenklappe auf den Vorplatz zwischen Wohnzimmer und kleiner Treppe hinuntergelassen und sofort nach den Folgen des Hühnerstreichs gefahndet.
    Im Schein der Sparbeleuchtung hatten sie die Schränke in den Korridoren unberührt vorgefunden. Ebenso die Regale mit den Schuhen. Auch in den Zimmern hatten die Hühner alles an seinem Platz gelassen.
    Was zum Teufel hatten sie angestellt? Waren sie vielleicht gar nicht dazu gekommen…?
    Da die Ritter, ob Sommer oder Winter, Sturm oder Schnee, bei weit geöffneten Fenstern schliefen, war den dreien, sozusagen erst beim zweiten Blick, klargeworden, daß die Mädchen diesmal besonders gründlich zugepackt hatten.
    „Die Fenster sind weg!“
    Mit dieser Nachricht hatte Dampfwalze die Latten unter den Türklinken von Rittersaal und Hauptportal weggekickt. Die Gesichter der hereindrängenden Ritter wurden immer länger. In sämtlichen Zimmern fehlten die zwei Fensterflügel. Auch wenn der Sturm nachgelassen hatte, eine ausgesprochen lästige Überraschung.
    Neue Hiobsbotschaften kamen hinzu.
    „Die Fenster im Eßsaal sind auch weg!“

    „Und in den Klassenzimmern!“
    „Auch bei uns!“ meldeten der Rex und Doktor Waldmann.
    „Seichte Sache!“ Der Versuch von Witzbold Klaus, das Ärgernis herunterzuspielen, scheiterte.
    „Misthennen!“ schimpfte Armin.
    Es gab ein großes Palaver.
    „Wie war das möglich?“
    „Die müssen noch in der Burg sein!“
    „Samt den Fenstern.“
    „Caso claro.“
    „Auf einem der Speicher.“
    „Schnappen wir sie uns!“
    „Am besten mit der Feuerspritze!“
    „Wir zwingen sie, die Fenster wieder einzuhängen, und
    schauen zu!“
    Nachdem der Überdruck in ihren Köpfen abgelassen war, wurden die Vorschläge besonnener.
    „Wie war’s, wenn wir sie einfach ignorieren?“
    „Du meinst, sie laufenlassen…?“
    „Die hocken irgendwo und haben Angst.“
    „Sie meinen ja, wir hätten die Burg umstellt.“
    „Wenn Theobald noch ein bißchen knarzt…“
    „Soll er sie scheuchen! In unseren Betten ist es schön warm.“
    „Und die haben noch einen weiten Weg!“
    „Lassen wir sie zittern. Morgen sehen wir weiter.“
    „Mann! Einen Streich
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