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Das Pestzeichen

Das Pestzeichen

Titel: Das Pestzeichen
Autoren: Zin meister Deana
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unsere Wege trennen.«
    Eckart würdigte den anderen keines weiteren Blickes und ging.
    –·–
    Susanna hatte das Gefühl, als ob der Rückweg zum Hof nicht enden wollte. Seit der Abfahrt vom Friedhof hatten weder Thomas noch sie ein Wort gesprochen. Stumm saßen sie nebeneinander auf dem Kutschbock und hingen ihren Gedanken nach. Nur das Rattern der Räder und das Stöhnen des Vaters, der zwischen ihnen döste, waren in der Dunkelheit zu hören.
    Als sie die Umrisse des abgebrannten Gehöfts vor sich sah, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie holte tief Luft. Thomas lenkte das Fuhrwerk umsichtig an den umgeworfenen und zerborstenen Fässern, verbrannten Holzbalken und dem Kadaver des Hundes vorbei. Vor dem Stall brachte er das Pferd zum Stehen, stieg vom Kutschbock und nahm eine Laterne und auf der anderen Seite die zweite von der Aufhängung des Fuhrwerks ab.
    »Warte hier, bis ich euch hole«, sagte der Mann und hängte die Laternen im Innern des Stalls an Nägel, die rechts und links der Tür in die Holzwand geschlagen waren. Das Licht erhellte nur schwach das Umfeld, worüber Susanna erleichtert war.
    So bleiben die Ecken des Schreckens im Dunkeln , dachte Susanna, als sie hörte, wie die hintere Pforte des Viehverschlags, die zu den Koppeln führte, geöffnet wurde. Nach einer Weile kam der Schäfer zurück, und Susanna stieg vom Kutschbock, um Thomas zu helfen, den Vater herunterzuheben. Als sie den Stall betrat, sah Susanna sofort, dass alle getöteten Tiere entfernt worden waren. Erleichtert wandte sie sich den beiden Männern zu.
    Der Bauer hing schwer in Thomas’ Armen, der Mühe hatte, den Freund auf sein Strohlager zu betten. Ächzend erhob er sich aus der Hocke und murmelte: »Hier liegst du trocken, mein Freund.« Als der keine Regung zeigte, befühlte er besorgt die glühenden Wangen des Mannes, der ihn nicht zu erkennen schien. Thomas war schon während der Heimfahrt aufgefallen, dass der Zustand seines Freundes sich verschlechtert hatte.
    Susanna schaute den Vater bekümmert an. Er zitterte am ganzen Körper, und seine Zähne schlugen aufeinander. Das Mädchen lief ins Haus und kam mit einer Decke zurück. Behutsam breitete sie diese über ihn. Als Susanna jedoch seine Beine zudecken wollte, wurde das Stöhnen lauter, sodass sie hastig die Decke zurückzog und nur den Oberkörper bedeckte.
    Der Bauer öffnete die Augen und ließ seinen Blick unruhig hin und her schweifen. Seine Lider flackerten. Mit jedem Atemzug, den er tat, entwich seinem Mund ein Stöhnen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Thomas leise und besah sich die Beine des Freundes. Die Haut glänzte und wirkte angespannt. Als der Schäfer sah, dass die wunden Fußsohlen nässten und eiterten, sog er die Luft zwischen den Zähnen ein.
    Auch Susanna war geschockt und flüsterte mit zitternder Stimme: »Vater, was soll ich nur machen? Wie kann ich dir helfen?« Sie blickte ratlos zu Thomas auf, der murmelte: »Wir benötigen verschiedene Heilmittel. Einen Heilsud, um die Füße zu reinigen, und Ringelblumensalbe, um sie einzureiben. Auch Johanniskrautöl würde helfen, und Mohnsaft, um ihm die Schmerzen zu nehmen.«
    »Woher sollen wir die Heilmittel nehmen?«, fragte Susanna verzweifelt. »Das meiste im Haus ist verbrannt. Selbst die Kräutersträuße in der Küche sind durch Asche und Hitze vernichtet.«
    »Deine Mutter war eine kräuterkundige Frau, mein Kind. Ich werde in ihrem Garten nachsehen, welche Heilkräuter sie angepflanzt hat.«
    »Viele Sträucher wurden zertreten«, erwiderte Susanna mutlos.
    »Verzweifle nicht, mein Kind! Da ich nach meiner kleinen Schafherde sehen muss, werde ich die Koppeln absuchen, ob ich Kräuter finde, die uns helfen können. Du bereitest derweil ein Feuer vor, um Wasser zu erhitzen, damit wir uns daraus einen Sud kochen können.« Als Thomas Susannas traurigen Blick sah, drückte er sie an sich. »Nur Mut! Dein Vater ist ein starker Mann.«
    Sie versuchte den Schäfer anzulächeln, doch das Lächeln misslang ihr.
    Susanna durchstöberte die Küche nach allem, was sie gebrauchen konnte. Sie nahm den eisernen Topf über der Herdstelle vom Haken und legte Suppenschüsseln, Löffel und Becher hinein. In der Vorratstruhe fand sie zwei unversehrte Brotlaibe, einen Kohlkopf und einen Schinken, der in einen Leinenbeutel eingewickelt war. Erst jetzt merkte Susanna, dass sie Hunger hatte. Bevor sie die Küche verließ, steckte sie mehrere Kienspäne, die auf dem Herdbalken lagen, in ihre Rocktasche. Als
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