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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Elmer Mendoza
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zu ihm auch so ungezogen sind. Gelächter.
    Was zum Teufel soll ich in Madrid? Mendieta und Briseño sahen sich an, ohne zu blinzeln. Der Comandante hatte ihn zu sich zitiert, um ihm mitzuteilen, dass der Fall der Frau ohne Brüste eingestellt worden war. Wir sind erst gar nicht darauf angesetzt worden. Ich weiß, aber ich will kein böses Gerede auf den Fluren, unsere tägliche Mordrate macht uns schon genug zu schaffen; wenn das so weitergeht, überholen wir in der Landesstatistik noch Tijuana und Ciudad Juárez. Wäre keine schlechte Trophäe, stellen Sie sich vor, eine AK-47 mit Goldsockel auf Ihrem Schreibtisch, ich hab da einen Kumpel, der würde sich mit dem Geschäft dumm und dämlich verdienen. Das ist nicht witzig, Mendieta, deine Bemerkung ist völlig deplatziert. Der Zurdo lächelte, machte eine beschwichtigende Geste und ließ es auf sich beruhen. Was diese Frau angeht, war’s das, kapiert? Lass es auch die anderen wissen; ah, ich hab hier noch eine Einladung von der Drug Enforcement Administration, zu einem Seminar über Ermittlungsmethoden im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Die muss für Pineda sein, Briseño streckte ihm den Brief hin. Die ist für dich, da steht’s, schwarz auf weiß: Mr. Edgar Mendieta. Er las das Schreiben, den Kurs können sie sich sonst wo hinstecken. Von den Gringos hält man sich am besten so fern wie möglich, Comandante, und von der DEA noch ferner. Ein vorwurfsvoller Blick. Wir haben auch noch eine Einladung aus Madrid.
    Bevor er sich mit Gris zusammensetzte, rief er Doktor Parra an. Um acht bei mir in der Praxis. Geht’s nicht früher? Ich fühle mich komisch, hab irgendwie keine Wünsche mehr, als hätte ich ein Loch in mir; heute Nacht bin ich aufgewacht und fand mein Leben beschissen, hab sogar meine Pistole geholt. Ruf mich in zwei Stunden noch mal an, ich will sehen, was ich machen kann.
    Die Kavalleriefanfare ertönt. Ger. Ich weiß, dass Sie es gar nicht mögen, wenn ich Sie anrufe, aber es musste sein, kommen Sie zum Essen? Ich kann nicht, wir müssen den Fall einer Frau lösen, der man die Brüste abgeschnitten hat. Großer Gott, schwören Sie mir das? Hand aufs Herz. Um Himmels willen, wie kann man nur so grausam sein, wo soll das alles noch hinführen? Keine Ahnung, ich weiß nur, dass wir da gerade dran sind. Dann will ich Sie nicht länger aufhalten, wollte nur schnell sagen, dass der Gringo gerade angerufen hat, er will unbedingt mit Ihnen sprechen. Wenn er sich noch mal meldet, sag ihm, ich bin verreist und dass ich ihn auf jeden Fall zurückrufe, wenn ich wieder da bin. Ach, Zurdo, ich verstehe nicht, warum Sie so abweisend sind, er fragt mich immer nach Ihnen, wie es Ihnen geht, welche Vorlieben Sie haben, was Sie so anziehen, wie groß Sie sind; als ich ihm erzählt habe, dass Sie gern schwarze T-Shirts tragen, hat er sich gefreut. Sag ihm, dass ich in zehn Tagen wieder da bin. Er legte auf. Allein der Gedanke, sein Bruder Enrique könnte recht haben, machte ihn ganz krank, war doch nicht seine Schuld, wenn der Sohn seiner Exgeliebten ihm ähnlich sah, oder? Manche Leute sind nicht dafür geschaffen, Vater zu sein, und ich bin so einer.
    Chef, Gris hatte ihn gefunden; ein S-26 auf der mautfreien Landstraße nach Mazatlán, Ortegas Leute sind schon vor Ort.
    Am Tatort suchte Ortega den abgesperrten Bereich ab, ein Praktikant der Rechtsmedizin vermerkte seine Beobachtungen in einem Notizbuch. Die abgedeckte Leiche lag im Gestrüpp, rund acht Meter von einer Lagerhalle für Saatgut entfernt. Mendieta ging zu der Leiche, zog das Tuch vom Gesicht und erstarrte. Bist du ein Bulle? Siehst gar nicht wie einer aus. Du wirkst etwas geknickt, bist du etwas durcheinander? Bist du der Zurdo? Die Augen der Frau waren geöffnet, die Schönheit ihres Gesichts war trotz der Totenstarre erschütternd. Der Zurdo war wie gelähmt: Polizisten haben immer etwas Grausames, das sie verrät, du dagegen wirkst ganz normal, trainierst du viel? Sie liegt noch so da, wie wir sie aufgefunden haben, informierte ihn Ortega, sie wurde erschossen, die Patronenhülse haben wir gefunden, außerdem wurde ihr eine Brustwarze abgeschnitten; wir haben auch Fußabdrücke entdeckt, von ihren Sandalen und von schwereren Schuhen. Gelähmt. Im Fall unserer Unantastbaren, war das da auch nur die Warze oder die ganze Brust? Zurdo, alles okay mit dir?, du bist ja ganz gelb. Er musste ihre Augen ansehen, er musste einfach: das eine honigfarben, das andere grün. Der Rechtsmediziner kam zu
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