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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Elmer Mendoza
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Elizabeth Taylor? Dann ist Leo McGiver Ihr Mann; er nahm Aufträge von allen Menschen an, guten, bösen, schlimmsten, und es war nicht sonderlich schwer, ihn in Mexiko-Stadt ausfindig zu machen. Er liebte teure Bars, Schummerlicht und Frauen, die nichts sagten, sondern nur lächelten. Bars sind heutzutage darauf ausgelegt, dass man lächelt, trinkt und flirtet, und nicht, um sich zu unterhalten. Wenn doch mal eine Frau ihre Meinung kundtun wollte, brachte er sie schnell zum Schweigen. Du sollst lächeln, meine Lady, mehr will ich nicht von dir. Gerade ließ er es sich, sexuell befriedigt, in der Jazzbar des Hotels San Luis in Culiacán gutgehen; in der Stadt war er, um sich die Unterstützung eines Drogenkartells zu sichern und um ein merkwürdiges Geschäft, das ihn tagelang auf Trab gehalten hatte, über die Bühne zu bringen. Er hatte sich nur darauf eingelassen, weil es sich um einen alten Bekannten handelte, vielleicht den einzigen Landsmann, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, dem einzigen auch, der seine Geschichte kannte. Seinem Wunsch nachzukommen war das Mindeste, was er tun konnte. Ich mag diesen Spinner,er hat die Druckmaschine mit beweglichen Lettern erfunden. Die dunkle Schönheit mit den grünen Kontaktlinsen lächelte und nippte gemächlich an ihrem russischen Wodka. Weiß du, was das ist, eine Druckmaschine mit beweglichen Lettern? Sie schüttelte den Kopf. Jedenfalls hat er sie erfunden; ein Supertyp und ein Spinner. Die Dunkelhaarige nickte wortlos; wenn sie etwas im Schnelldurchgang gelernt hatte, dann, dass der Kunde König war, und wenn dieser Idiot wollte, dass sie die Klappe hielt, würde sie die Klappe halten, quatschen konnte sie später wieder.
    Sie hatten bereits zwei Stunden miteinander verbracht, und McGiver hatte allmählich einen sitzen. Er hat noch andere Sachen erfunden, den Füllfederhalter zum Beispiel, hast du schon mal mit einem Füllfederhalter geschrieben? Wieder schüttelte sie den Kopf. Erfunden hat er ihn eines schönen Abends, als er nichts Besseres zu tun hatte; einfach so, ohne vorher drüber nachzudenken, und dieser coole Typ lebt hier, in dieser Stadt, in der sich alles so schnell verändert. Er gehörte zu der Sorte Männer, die einer Frau bei ihrem Geschwafel in die Augen sahen, das hatte sie schon nach drei Minuten kapiert. Auf meinen Freund und seine Erfindungen, Prost. McGiver trank sein Glas aus, das Mädchen nippte an ihrem und schenkte ihm nach. Aber jetzt ist er ein bisschen zu weit gegangen, nicht mit einer Erfindung, ich hab keine Ahnung, woran er gerade tüftelt, sondern mit was anderem, einer Besorgung, meine ganzen Kontakte musste ich dafür spielen lassen, mir regelrecht den Kopf martern und durch die Weltgeschichte gondeln, schräge Sache. Wenn ich dir sage, dass er spinnt, dann spinnt er; aber er ist nicht klinisch verrückt, von wegen Zwangsjacke und so, nein, er hateinfach nur die abartigsten Ideen, vollkommen gaga, verstehst du? Das Mädchen nickte. Ein normaler Mensch hat nicht so abgefahrene Wünsche, weißt du, was passieren würde, wenn alle so wären wie er? Sie schüttelte den Kopf. Dann würde das totale Chaos ausbrechen, der universelle GAU; und das will ich lieber nicht erleben. Was dem so einfällt, ist wirklich unfassbar, wenn ich dir sagen würde, was ich ihm besorgt habe, würde dir die Kinnlade runterfallen, sauteuer, das Ding, aber Geld spielt bei ihm keine Rolle, weißt du, wer Jeff Beck ist? Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf. Dachte ich mir schon, hast du den Film Blow-up gesehen? Kopfschütteln. Er nickte verständig und trank einen Schluck. Schade, dass man hier nicht rauchen darf, wenn ich was trinke, habe ich Lust auf eine Zigarette, ah, was ich sagen wollte: man muss schon ganz schön ballaballa sein, um in so was zu investieren; morgen werde ich ihm seinen wertvollen Schatz aushändigen, wie ein Blöder habe ich danach gesucht, in Brüssel und Turin, nur um das Ding dann in Lissabon aufzutreiben, im zweiten Stock eines Hauses im Viertel Santa Catarina, weißt du, wo Lissabon liegt? Sie sah zur Decke.
    Señor, ich muss was mit Ihnen besprechen. Hey, hey, hey, nichts da, wir sind gerade so schön in Stimmung, brich mir bloß diesen Zauber nicht, haben wir uns verstanden? Ich mach’s kurz. Nichts da, Prost, sie war sauer. Einige Minuten später fragte der Schmuggler sie nach dem Kellner. Das Mädchen winkte einen jungen Kerl herbei. Die Rechnung. Weil sie die Letzten waren, hatte er sie schon vorbereitet.
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