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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik
Autoren: Robert Ludlum
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auch mein Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit«, erwiderte Havelock lächelnd. »Vielleicht interessiert Sie eine ziemlich umfangreiche Akte«, fuhr der elegante Franzose fort, als hätte Michael ihn nicht unterbrochen, »die Einzelheiten über gewisse geheime Aktionen enthält, wobei notwendigerweise konkrete Vorgänge und Personen beschrieben worden sind. Die Akte befindet sich außer Reichweite jener, die am meisten an ihrem Besitz interessiert wären.« Havelocks Lächeln verblaßte.
    »Das ist natürlich keine finanzielle Sicherheit«, fuhr Gravet fort, »aber es gibt einem doch ein angenehmes Gefühl, nicht wahr?« »Sie vergeuden Ihre Zeit, ich kaufe nichts. Wenn Sie eine wertvolle Information haben, werden Sie Ihren Preis dafür bekommen. Sie wissen, mit wem Sie verhandeln müssen.«
    »Die sind zweitklassig und haben Angst. Keiner von denen hat direkten Zugang zu den entscheidenden Leuten, so wie Sie.« »Den habe ich nicht mehr.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie sind der einzige Mann hier in Europa, der direkt mit Anthony Matthias spricht.« »Lassen Sie ihn aus dem Spiel. Und zu Ihrer Information, ich habe schon seit Monaten nicht mehr mit ihm gesprochen.« Plötzlich richtete sich Havelock auf und drehte sich zu dem Franzosen herum. »Jetzt nehmen wir uns ein Taxi und fahren zur Botschaft. Ich kenne dort ein paar Leute. Ich werde Sie einem Attache vorstellen und ihm sagen, daß Sie etwas zu verkaufen haben. Ich habe weder die Mittel noch das Interesse, mich hier einzuschalten. Okay?«
    »Sie wissen, daß ich das nicht tun kann. Und bitte ...« Gravet brauchte seinen Wunsch nicht auszusprechen. »Schon gut, schon gut.« Michael drehte sich wieder herum und blickte zum Fluß hinunter. »Dann geben Sie mir eine Nummer oder einen Kontaktort. Ich rufe an, und Sie können zuhören.« »Warum tun Sie das? Was soll das Theater?«
    »Es ist eben kein Theater. Wie Sie schon sagten, das geht weit zurück. Ich tue Ihnen den Gefallen, dann sind Sie vielleicht überzeugt. Vielleicht werden Sie sogar andere überzeugen, wenn die Fragen stellen. Was meinen Sie?«
    Der Franzose starrte Havelock an. »Nein, danke, Mike. Dann doch besser einen zweitklassigen Mann, den ich bereits kenne, als einen neuen. Ich weiß, wie wertvoll meine Informationen tatsächlich sind; deshalb glaube ich, vertraue ich Ihnen auch. Sie würden jemanden wie mich niemals verraten, nicht einmal einem hohen Attache. Dafür weiß ich zuviel, bin ich zu wichtig. Sie könnten mich brauchen. Ja, ich vertraue Ihnen.«
    »Machen Sie mir das Leben leichter. Halten Sie nicht länger geheim, daß ich ausgeschieden bin.«
    »Und was ist mit Ihren Gegenspielern im KGB? Wird die das überzeugen?«
    »Da bin ich sicher. Deren Maulwürfe haben bestimmt schon die Zentrale am Dscherschinski-Platz informiert, ehe ich meine Entlassungsurkunde unterzeichnet hatte.« »Die werden eine List vermuten.«
    »Ein Grund mehr, mich in Frieden zu lassen. Warum in einen giftigen Köder beißen? Ich kann denen ohnehin nichts sagen, was sie nicht bereits wissen. Außerdem sind meine Kenntnisse inzwischen weitgehend überholt. Das ist das Komische: Meine Feinde haben von mir nichts zu befürchten. Die wenigen Namen, die sie erfahren könnten, sind den Preis nicht wert. Es würde Repressalien geben.«
    »Sie haben sich persönliche Feinde geschaffen, die sich womöglich an Ihnen rächen wollen, das ist menschlich.« »Trifft hier nicht zu. Wir sind in diesen Bereichen quitt, und noch einmal, ich bin es nicht wert, weil es keinen praktischen Nutzen hätte. Niemand tötet ohne Grund. Keiner von uns will für die Folgen verantwortlich sein. Verrückt, nicht wahr? Das ist die Ironie an dem Ganzen, das, was unseren Job so sinnlos macht, Gravet: Wenn wir einmal draußen sind, interessiert uns das alles nicht mehr. Wir haben keinen Grund mehr zu hassen. Oder zu töten.« »Treffend formuliert, me in Freund. Offensichtlich haben Sie über diese Dinge nachgedacht.« »Ich hatte in letzter Zeit viel Gelegenheit dazu.« »Es gibt gewiß Leute, die sich für Ihre letzten Beobachtungen, Ihre Schlüsse daraus, ungemein stark interessieren. Aber das ist natürlich zu erwarten. Ihre Stimmungen sind unberechenbar: erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt; im ersten Augenblick voller Gewalttätigkeit, im nächsten sentimental. Die russische Seele ist so widersprüchlich.«
    Havelock stockte der Atem; er erwiderte Gravets Blick. »Warum haben Sie mir mißtraut?«
    »Das geschah ohne
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