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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika
Autoren: Elfie Ligensa
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Beweis ihrer Liebe hätte sie David nicht geben können.« In Olivias Augen schimmerten Tränen, als sie zu dem Brautpaar hinübersah, das schon im Herbst des Lebens stand.
    David trug einen grauen Cut, sehr distinguiert sah er darin aus. Karoline hatte sich bei Madame Severine, einer jungen Französin, ein silbergraues Kleid anfertigen lassen. Der Schnitt war betont schlicht gehalten, so kam das edle Material, feinste Rohseide, besonders gut zur Geltung. Der lange Rock hatte eine leichte Glockenform, wie es in Paris schon seit drei Jahren aktuell war. Das Oberteil schloss am Hals mit einer plissierten doppellagigen Rüsche. Eine Diamantbrosche in Form einer Schleife war der einzige Schmuck.
    Auf Haarschmuck hatte Karoline ganz bewusst verzichtet, Kranz und Schleier waren der jungen Braut vorbehalten. Mit schlichten Hornkämmen war Karolines Haar, das von vielen weißen Fäden durchzogen war, hochgesteckt worden.
    Der Pfarrer, ein noch junger Mann, der erst vor drei Jahren aus England ans Kap gekommen war, räusperte sich zweimal, ehe er sagte: »Ein zweites Paar wird sich heute, im Angesicht des Herrn, das Eheversprechen geben. Ich frage dich, Karoline Ruhland, willst du David Bernhard zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?«
    Im Kirchenschiff entstand Unruhe, einige der Gäste ließen ihrer Verblüffung, aber auch ihrem Unmut freien Lauf. Ein alter Holländer verließ, gemeinsam mit zwei Freunden, die Kirche. Solange er im Gotteshaus war, schimpfte er verhalten vor sich hin, doch kaum draußen angekommen, machte er seinem Unmut ungeniert Luft. Und auch im Kirchenraum schüttelten etliche der Gäste verständnislos den Kopf.
    Der Skandal war perfekt!
    Eine wohlhabende reiche Weiße heiratete einen Mann, dessen Haut zwar nicht schwarz, aber doch dunkel war – ein Unding!
    Bislang hatte die Gesellschaft es toleriert, dass Karoline Ruhland mit ihrem Kellermeister das Bett teilte. Die Liaison war stadtbekannt, doch es gab keine offiziell beglaubigte Beziehung, also konnte man den Mantel des Schweigens darüberbreiten.
    Von dieser Stunde an war das anders!
    Fragend, unsicher sahen sich einige der Gäste an, und erst als der Gouverneur zustimmend nickte und wohlwollend lächelte, beruhigte sich die Gesellschaft.
    David, der sich diskret umschaute, biss sich auf die Lippen, als die Kirchentür hinter den drei Buren zufiel, doch Karoline lächelte nur. »Lass sie«, flüsterte sie ihm zu. »Es kümmert uns nicht.« Dann nickte sie dem Priester auffordernd zu, der dann David Bernhard fragte, ob er die verwitwete Karoline Ruhland ehelichen wolle.
    Â»Ja, ich will.« Davids Worte klangen laut und selbstbewusst durch die Kirche. Dann beugte er sich vor, zog Karolines Hand an die Lippen und küsste sie. »Danke«, flüsterte er dabei. »Danke für deine treue Liebe.«
    18
    M an schrieb das Jahr 1899 .
    Auf Hopeland ging es fröhlich und lebhaft zu, denn seit zwei Wochen war Charlotte mit ihrer Familie zu Gast. Drei bezaubernde Kinder hatten Peter und sie inzwischen. Benjamin, der Älteste, war zwölf Jahre alt und seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er war ein kluger, ruhiger Junge, der lieber über seinen Büchern saß, als draußen herumzutollen. Zurzeit lernte er intensiv Französisch, da er sich vorgenommen hatte, so wie sein Vater einmal in den diplomatischen Dienst zu gehen.
    Ganz anders waren seine beiden Geschwister Anna-Maria und Johannes. Die sechsjährigen Zwillinge hielten sich am liebsten draußen auf, sie tollten ausgelassen durch die Rebhänge oder waren in einem der Ställe anzutreffen. Die Ferien am Kap genossen sie in vollen Zügen.
    Â»Es ist zu schade, dass ihr schon so rasch wieder abreisen müsst.« Karoline und Charlotte saßen in bequemen Korbstühlen auf der westlichen Terrasse und sahen den Zwillingen zu, die hingebungsvoll zwei Ponys striegelten. David und Peter waren zum südlich gelegenen Weinberg geritten. Dort wurden seit Tagen neue Stöcke angepflanzt, und David wollte die Arbeiten kontrollieren. Peter, ein begeisterter Reiter, nutzte die Gelegenheit zu einem langen Ausritt. Der erfolgreiche Diplomat schätzte David Bernhard sehr – von der Rassentrennung, die in Südafrika immer ungenierter praktiziert wurde, wollte er nichts wissen und zeigte sich demonstrativ mit David in der Öffentlichkeit.
    Â»Die Kinder müssen
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