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Das Paradies auf Erden

Das Paradies auf Erden

Titel: Das Paradies auf Erden
Autoren: Betty Neels
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und trank nur schnell eine Tasse Tee, ehe er den nächsten Patienten hereinrief. Mit einem Seufzer der Erleichterung hielt er endlich vor seinem Haus in einer kleinen, baumbestandenen Straße hinter der Harley Street, wo sich auch seine Privatpraxis befand.
    Es war ein schmales Haus im Regencystil in einer Reihe ähnlicher Häuser, mit Erkern und einer schönen, von einem Giebelfenster überragten Eingangstür, zu der drei Stufen mit einem zierlichen gusseisernen Geländer hinaufführten.
    Mr. Tait-Bullen schloss auf und wurde im Flur von einem Mann mittleren Alters begrüßt, der ein faltiges Gesicht und einen Schopf weißer Haare hatte. Er sah wie ein würdiger Kirchendiener aus und versorgte den Haushalt des Professors mit größter Umsicht und Gewissenhaftigkeit.
    Seine Begrüßung fiel betont förmlich aus, dann fuhr er fort: “Diese Miss Thompson hat wieder angerufen, um Sie an heute Abend zu erinnern. Ich habe gesagt, Sie seien noch im Krankenhaus und mir sei nicht bekannt, wann Sie zurückkommen würden.” Er senkte ehrerbietig den Blick. “Ich nehme an, das war in Ihrem Sinn, Sir.”
    Mr. Tait-Bullen sah die Post durch, die auf dem Flurtisch lag. “Ganz in meinem Sinn, Cork. Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie tun sollte.” Er warf dem Butler einen flüchtigen Blick zu. “Habe ich Miss Thompson versprochen, heute Abend mit ihr auszugehen? Ich weiß es wirklich nicht mehr.”
    Cork verzog unmerklich das Gesicht. “Sie sind zu der Premiere des neuen Theaterstücks eingeladen worden.”
    “Habe ich zugesagt? In meinem Terminkalender findet sich keine Notiz.”
    “Sie haben sich die Entscheidung vorbehalten, Sir.“
    Mr. Tait-Bullen nahm seine Tasche und öffnete die Tür zu seinem Arbeitszimmer. “Dann entscheide ich jetzt, dass ich keine Zeit habe und halb verhungert bin.”
    “Ich serviere das Essen in fünfzehn Minuten, Sir. Die Telefonnummer der jungen Dame finden Sie neben dem Telefon.”
    Mr. Tait-Bullen setzte sich an seinen Schreibtisch und griff nach dem Telefonhörer. Honor Thompson war gleich am Apparat. Ihre immer etwas schrille Stimme klang jetzt zusätzlich gekränkt.
    “Endlich, Thomas! Warum bist du eigentlich nie zu Hause? Es ist inzwischen so spät, dass wir uns im Theater treffen müssen. Die Pickerings holen mich jeden Moment mit ihrem Auto ab.”
    “Es tut mir Leid Honor, aber ich kann mich heute Abend beim besten Willen nicht freimachen”, antwortete Mr. Tait-Bullen ruhig. “Würdest du mich bitte bei den Pickerings entschuldigen?”
    Sie unterhielten sich noch einige Minuten, bis Miss Thompson mit einem gezwungenen Lachen erklärte: “Du bist wirklich kein sehr brauchbarer Kavalier, Thomas. Vielleicht sollte ich dich aufgeben.”
    “Es gibt genug Männer, die bei dir Schlange stehen, Honor. Ich bin nicht sehr zuverlässig.”
    “Du wirst als verknöcherter Junggeselle enden, wenn du dich nicht endlich verliebst, Thomas.”
    “Ich werde darüber nachdenken.”
    „Tu das, und teile mir deine Entscheidung mit.”
    Mr. Tait-Bullen legte den Hörer auf und dachte nicht länger an Miss Thompson. Er sollte am nächsten Morgen ein Arbeitsgespräch leiten und musste sich noch Notizen dafür machen.
    Nachdem er Corks wie immer köstliches Essen verzehrt hatte, kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück. Als er später schlafen ging, sah er plötzlich Claudia vor sich - mit feuerrotem zerzaustem Haar und in alten Klamotten. Darüber musste er lächeln.

    Der November mit seinen frostigen Morgen und blassen Wolken wurde kälter und regnerischer, und je näher der Winter rückte, desto mehr nahmen Großonkel Williams Kräfte ab. Nur sein Geist blieb ungebrochen. Er verbat sich jedes Anzeichen von Mitleid und ließ sich weiter von Claudia die “Times” vorlesen, obwohl er ab und zu darüber einschlief.
    Mrs. Pratts unermüdliche Versuche, den Patienten mit kleinen Leckereien zum Essen zu bringen, hatten keinen Erfolg, und an die Einstellung einer Pflegerin wollte der alte Herr nicht einmal denken. Claudia, Mrs. Ramsay und Tombs wechselten sich bei der Erfüllung seiner bescheidenen Wünsche ab. Dr. Willis machte täglich seine Visite, ohne auf die bissigen Bemerkungen des Kranken zu hören, bis dieser etwa eine Woche nach Mr. Tait-Bullens letztem Besuch mit seiner alten Kommandostimme erklärte: “Morgen oder übermorgen werde ich sterben. Sagt Tait-Bullen, dass er herkommen soll.”
    “Er hat viel zu tun …”
    “Das weiß ich, oder haltet ihr mich für einen Esel?” Der
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