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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss
Autoren: Marcia Willett
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Ebenbild seines Vaters, aber Kate sieht genug Gemeinsamkeiten zwischen den beiden, um zu fürchten, dass die Geschichte sich möglicherweise wiederholt.
    Sie nippt an ihrem Kaffee und denkt erneut über Jess nach. Während der Zug langsam über die von Brunel errichtete Eisenbrücke rumpelt, sieht Kate nach unten auf den Hamoaze, wo kleine Segel hin- und herflitzen und die Fähre zwischen Torpoint und Devonport pendelt. Sie dreht sich in die andere Richtung und sieht jenseits der Straßenbrücke die vertraute imposante Fassade von Johnnie Trehearnes Herrenhaus aufragen, das am Ufer des Tamar liegt, und mit einem Mal stellt sie die Verbindung zwischen dem nagenden Gefühl im Hinterkopf und Jess Penhaligon her. Kate erinnert sich an Jess’ Worte: »Die Familie meines Vaters stammt aus Cornwall. Sein Vater war bei der Marine.« Und sie fragt sich, ob Jess’ Großeltern etwa Mike und Juliet Penhaligon sind. Vor vierzig Jahren war Mike auf einem U-Boot im Einsatz, genau wie Mark, und ein guter Freund der Trehearnes. Der alte Dickie Trehearne war damals Flaggoffizier, und die Partys in dem eleganten alten Haus am Ufer des Tamar waren legendär.
    Alle jungen Kadetten kannten Al und Johnnie Trehearne. Seit Jahrhunderten waren die Trehearnes Seeleute, Händler und Kaufleute, und Dickie und seine Söhne hatten diese Tradition fortgesetzt, indem sie zur Königlichen Marine gegangen waren. Als er in den Adelsstand erhoben wurde, hatte Dickie eine wunderbare Party ausgerichtet, die sich aus dem Haus bis in den Seegarten ausgebreitet und bis in die frühen Morgenstunden gedauert hatte. Bei der Erinnerung seufzt Kate. Was für ein Abend! Als sie sich nach vorn beugt, um noch einen Blick auf das Haus zu erhaschen, sieht sie die Schatten aus ihrer Vergangenheit: junge Offiziere in Uniform, Mädchen in langen Kleidern. Sie spürt den scharfen, durchdringenden Schmerz der Nostalgie. Namen hallen wider wie bei einem Appell, und sie murmelt sie halblaut vor sich hin: »Al und Johnnie Trehearne, Mike Penhaligon, Freddy Grenvile …«
    An dem Samstag, an dem vor all den Jahren die Party stattfinden sollte, war sie mit derselben Eisenbahnlinie wie heute von Penzance hinauf nach Plymouth gefahren. Kate weiß noch, wie sie sich gefühlt hat, wie unbehaglich. Sie hatte gezögert, die Einladung anzunehmen.
    »Jetzt fang nicht an, hin und her zu überlegen!«, hatte Cass sie gewarnt. »Ich weiß, dass Mark nicht eingeladen ist, aber das liegt daran, dass er nicht zum engeren Kreis der Trehearnes gehört. Ja und? Noch bist du nicht mit ihm verlobt. Meine Güte, du kennst ihn erst seit ein paar Wochen. Komm und amüsiere dich! Sie können immer zusätzliche Tanzpartnerinnen gebrauchen, und es ist eine richtig große Party. Dickie Trehearne ist frisch zum Flaggoffizier ernannt und geadelt worden, und er hat jede Menge junge Offiziere eingeladen. Du wirst Johnnie Trehearne anbeten. Du bist ihm schon beim Sommerball begegnet, weißt du noch? Tom und ich gehen jedenfalls hin, und ich weiß, dass es dir da unten am Tamar wunderbar gefallen wird.«
    Die schöne, blonde, freche Cass war ihre beste Freundin. Fünf gemeinsame Internatsjahre an der Nordküste von Somerset hatten ein starkes Band zwischen den beiden geschmiedet, und die Mädchen waren fest entschlossen, ihre Freundschaft auch nach der Schule fortzusetzen. Und jetzt hatte Cass einen jungen Marineoffizier, Tom Wivenhoe, kennengelernt und war dabei, sich in ihn zu verlieben. Und sie war entschlossen, Kate ebenfalls in die Kreise der Marine einzuführen. Cass hatte sie es zu verdanken, dass sie vor ein paar Wochen zum Sommerball der Marineakademie in Dartmouth eingeladen worden war – genau wie jetzt die Einladung zur Party bei den Trehearnes.
    Während sie damals im Sommer von St. Just herfuhr, fragte sich Kate, ob Cass bereits bedauerte, sie Mark vorgestellt zu haben. Tom und Mark waren zusammen an der Königlichen Marineakademie, und beide hatten den Ehrgeiz, später auf einem U-Boot zu dienen, waren jedoch nicht besonders eng befreundet. Mark war reserviert, ruhig und hatte etwas von einem Einzelgänger; Tom dagegen war extrovertiert, laut und gern unter Menschen. Es war reines Glück für Kate gewesen, dass Marks vorgesehene Begleiterin sich den Knöchel verstaucht hatte. Darauf hatte Tom – angestiftet von Cass – Mark eröffnet, Cass habe eine sehr hübsche Freundin, die gern kurzfristig für das arme Mädchen einspringen würde.
    Die Königliche Marineakademie, die hoch über dem
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