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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf
Autoren: Stefan Wolf
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muß ich mein Zimmer noch
aufräumen. Evi kommt heute schon.“
    „Ich denke, morgen.“
    „Hat sich geändert. Sie kommt
mit dem 18-Uhr-Zug aus Frankfurt.“
    „Meine Mutter kommt um vier.
Dann kannst du ja gleich auf dem Bahnhof bleiben.“
    Evi war Gabys Cousine, aber
schon 17. Die beiden verstanden sich gut und freuten sich auf das Wiedersehen
nach fast einem Jahr. Evi hatte nach der Mittleren Reife die Schule verlassen
und wollte im April ihre Ausbildung als Arzthelferin beginnen. Tarzan kannte
das Mädchen nicht, hatte aber ein Foto gesehen. Darauf sah sie recht nett aus.
Besonders neugierig war er trotzdem nicht.

3. Dunkle Geschäfte im Bahnhof
     
    Zu einer Riesenstadt gehört
auch ein Riesenbahnhof. Wo Hunderte oder Tausende von Menschen herumhasten,
verliert man leicht den Überblick. Wer gegen Lärm empfindlich ist, den nerven
die Geräusche: Das Donnern der Züge, die Lautsprecherdurchsagen, das Stimmengewirr
— und irgendwo unter dem mächtigen Kuppeldach mit den rußverschmutzten Scheiben
wird immer gehämmert, genietet, geschweißt.
    Die vier Freunde störte das
nicht. Aber Oskar hätte sich am liebsten mit den Vorderpfoten die Schlappohren
zugehalten. Ängstlich drückte er sich mal an Gabys Beine, mal an Tarzans Beine.
Immerhin — daß ihm reihum von jedem der Kopf gekrault wurde, milderte seine
Unruhe.
    Sie standen auf Bahnsteig 9.
Tarzans Augen leuchteten. Mit einem mächtigen Blumenstrauß hatte er sich bewaffnet.
Aufgeregt trat er von einem Fuß auf den anderen.
    „Mann, o Mann!“ sagte Willi
Sauerlich, den sie Klößchen nannten. „Wir sind 17 Minuten zu früh da. Ich
friere ganz schön.“ Rasch stopfte er sich ein Stück Schokolade in den Mund.
    Schokolade war seine Leidenschaft.
Leider mit unseligen Folgen. Klößchen hieß nicht nur Klößchen, er sah auch so
aus: Rund und dick wie ein Kloß. Unsportlich war er leider auch, und sein
sommersprossiges Mopsgesicht mit den Segelohren paßte dazu. Aber charakterlich
war er prima: Ehrlich, verläßlich und immer gut gelaunt.
    „Laß’ den Zug noch Verspätung
haben“, meinte Karl, der Computer, „dann frieren wir hier an.“
    Er sah wie das Gegenteil von
Klößchen aus: Lang, schlacksig, mit spitzem Windhundgesicht und dickglasiger
Nickelbrille.
    „Mir ist auch kalt“, sagte
Gaby. Sie begann zu hüpfen. Sie trug zwar ihre blaue Jacke, und die war mit
Schaffell gefüttert. Aber vor kalten Füßen bewahrte das nicht.
    „Du frierst wohl gar nicht?“
fragte sie Tarzan.
    Er antwortete nicht.
    „He, Herr Carsten! Ich spreche
mit Ihnen!“ Übermütig stieß sie ihm ihre kleine Faust in die Rippen.
    „Au!“ sagte Tarzan. „Ruhe!
Keine Kindereien! Seht ihr denn nicht, was los ist!“
    Aus schmalen Augen sah er zum
anderen Bahnsteig hinüber. Seine Miene verriet höchste Spannung.
    „Wie bitte?“ fragte Klößchen.
„Ich verstehe nur Bahnhof. Wir sind zwar auf dem Bahnhof, aber...“
    „Pst!“ machte Tarzan — mit
einer Lungenkraft, daß es wie aus dem Dampfkessel einer alten Lokomotive klang.
    Auf Bahnsteig 11 standen
mindestens 100 Leute. Koffer-Kulis wurden geschoben. Man verabschiedete sich.
Einer aß heiße Würstchen. Einer Frau war die Tasche umgekippt. Sie suchte den
Inhalt zusammen. Einige Jugendliche sahen interessiert zu, kamen aber nicht auf
die Idee, ihr zu helfen. Jemand, der in den Wintersport fuhr und lange Ski
trug, hatte schon zweimal damit um sich gehauen und wurde angemessen
beschimpft. Ein Dackel machte mit erhobenem Hinterbein seinen See und traf
dabei die hellbeigen Wildlederstiefel seines Frauchens, was einen entsetzten
Sprung zur Folge hatte.
    Das und noch mehr passierte
dort drüben. Aber dafür hatte Tarzan keinen Blick.
    Er sah nur den hochgewachsenen,
hageren Typ: Schnee-Stiefel, Winterjeans, blaue Pilotenjacke. Über den Kragen,
der wie geschaffen war für einen Würgegriff, hing eine braunblonde Mähne.
Ziemlich lang für einen Jungen, aber immerhin leidlich gepflegt. Da er
abgewandt stand, konnte Tarzan das Gesicht nicht erkennen.
    „Der dort drüben in der
Pilotenjacke“, sagte er, „ist einer der beiden Maskierten. Kein Zweifel. Ich erkenne
ihn.“

    „Uiiih!“ grunzte Klößchen. „Wer
denn? Wo denn? Ah, der? Moment! Der kommt mir bekannt vor.“
    „Bist du sicher, Tarzan?“
fragte Karl. „Das ist Detlef Egge aus der 11 a. Ein Externer. Zum Henker, zu
dem würde es passen. Ein Mistkerl!“
    „Ich kenne ihn nur vom Sehen“,
sagte Tarzan. „Aber er kam mir gleich bekannt
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