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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf
Autoren: Stefan Wolf
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ihnen erreichte
Detlef das Ende der Treppe. Karl und Klößchen standen dort. Sie blickten
zurück, als warteten sie auf jemanden. Aber sobald Detlef vorbei war, stürzten
sie heran. Aufgeregt waren sie wie ein Wespenschwarm, und Karl rieb heftig
Daumen und Zeigefinger aneinander, als zähle er Geld.
    „Ratet mal“, stieß er hervor,
„was Boxernase aus dem Schließfach geholt hat. Ratet ihr nie!“
    „Für ein Quiz ist jetzt nicht
der richtige Moment“, sagte Tarzan. „War Geld drin?
    „Donnerwetter!“ staunte
Klößchen. „Du könntest Hellseher werden. Du hast... Nee, gilt nicht! Karl hat
sooo gemacht.“ Klößchen wiederholte die Bewegung mit Daumen und Zeigefinger.
    „Und wieviel?“ fragte Gaby, der
das zu dumm wurde.
    Karl hob die Schultern.
„Jedenfalls ‘ne Menge. Ein Kuvert lag drin. Sonst nichts. Hat’s aufgerissen und
die Scheine gezählt. Das war vielleicht Kies. Ich schätze, ein paar tausend
Mark. Und...“
    „Wartet hier!“ sagte Tarzan
rasch. „Ich glaube, Detlef hat sein Fach gefunden.“
    Das stimmte. Der Junge war
suchend bis zum Ende einer langen Schließfachreihe gegangen. Jetzt schob er den
Schlüssel ins Schloß.
    Als er das Fach öffnete, stand
Tarzan hinter ihm.
    Detlef merkte nichts. Er griff
in das Fach.
    Tarzan reckte sich auf die
Zehenspitzen. Da er fast genauso groß war wie Detlef Egge, konnte er ihm bequem
über die Schulter sehen. In dem Fach stand ein Paket. Es war etwa halb so groß
wie ein Schuhkarton und in graues Packpapier gehüllt. Auf das Papier hatte
jemand mit schwarzem Filzschreiber einen Totenkopf gemalt; nicht sehr gekonnt,
aber eindrucksvoll — obwohl der Totenschädel recht freundlich grinste.

    Detlef griff in die
Jackentasche und zog eine Plastiktüte hervor, wie man sie in Geschäften und
Supermärkten beim Einkaufen kriegt.
    Hastig schob er das Paket
hinein.
    Als er sich umdrehte, prallte
er gegen Tarzan.
    „Verzeihung!“ sagte Tarzan und
hielt seinen Blumenstrauß so, daß die Blüten nicht zerdrückt wurden.
    Detlef Egge starrte ihn an.
Innerhalb von Sekunden färbte sich sein Gesicht schmutziggrau wie der Schnee
auf den Straßen. Er hatte tatsächlich wasserhelle Augen, aus denen jetzt
regelrecht Schlitze wurden.
    „Wird dieses Fach frei?“ fragte
Tarzan und starrte lächelnd zurück.
    „Was? Was wird...?“
    „Ob das Fach frei wird?“
wiederholte Tarzan. „Aber es muß ja nicht unbedingt dieses sein. Wie ich sehe,
sind auch andere frei. Besten Dank!“
    Ohne ein Wort drängte Detlef
Egge sich an ihm vorbei. In der linken Armbeuge hielt er die Tüte mit dem
Paket. Auf dem Weg zur Treppe wäre er am liebsten gerannt. Das merkte Tarzan
ihm an.
    Bei der Treppe mußte Detlef an
Tarzans Freunden vorbei. Mit ihren Blicken ließen sie ihn buchstäblich
Spießruten laufen. Sogar Oskar hob schnüffelnd die Nase.
    „Und?“ fragte Gaby, als Tarzan
zu ihnen trat.
    „Ein Paket war drin. Mit einem
aufgemalten Totenkopf.“
    „Gift?“ fragte Klößchen.
    „Höchstens Rauschgift, denke
ich. Vielleicht soll der Totenkopf abschrecken, falls das Paket Fremden in die
Hand fällt. Aber vielleicht ist auch was ganz anderes drin.“
    „Als er dich sah, hat er —
glaube ich — einen mordsmäßigen Schreck gekriegt“, sagte Gaby.
    Tarzan nickte. „Aber nicht
wegen des Pakets. Sondern wegen der Prügelei im Stadtwald. Ich bin mir sicher,
daß er der eine war. Und wer der andere war, kriegen wir auch noch raus. Und
was sonst noch dahinter steckt. Vielleicht können wir dabei die unbekannte
Rauschgiftbande auffliegen lassen, von der Gabys Vater erzählt hat.“
    „Au weil“ meinte Klößchen.
„Wenn wir uns mit richtigen Verbrechern einlassen, brauche ich mir um die
nächste Versetzung keine Sorgen zu machen. Vielleicht erlebe ich die gar
nicht.“
    Aber das war nicht ernst
gemeint.
    Und Tarzan sagte auch gleich:
„Die Gefahr, daß du dich an Schokolade zu Tode futterst, ist sicherlich
hundertmal größer. Kommt jetzt! In fünf Minuten ist der Zug da.“

4. Tarzans Mutter kommt an
     
    Donnernd fuhr der Zug in die
Halle. Auf dem Bahnsteig kribbelte alles durcheinander wie in einem
Ameisenhaufen. Tarzans Blick huschte hin und her. Noch während seine Mutter
ausstieg, hatte er sie entdeckt. Im nächsten Moment lagen sich die beiden in
den Armen.
    Tarzan war ganz außer sich vor
Freude. Am liebsten hätte er seine Mutter hochgehoben und um sich geschwenkt.
Aber das hätte doch etwas seltsam ausgesehen — hier auf dem Bahnhof und vor den
Augen seiner
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