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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf
Autoren: Stefan Wolf
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sich damit kaputt macht. Ich glaube fast: Wer Rauschgift nimmt, hat einen
Haß auf sich selbst. Kann sich selbst nicht leiden. Deshalb stört es ihn auch
nicht, wenn immer wieder in der Zeitung steht, ein Süchtiger sei umgekommen.“
    „Oder er denkt, ihm könnte es
nicht passieren“, sagte Gaby.
    „Was sagt dein Vater? Weshalb
nehmen Jugendliche Rauschgift?“
    „Da gibt’s viele Gründe:
Langeweile, Angst vor irgendwas, auch — wie du meinst — Haß auf sich selbst,
Haß auf die Eltern. Manchmal ist es nur Neugier. Damit fängt manche Sucht an.
Und viele wissen nicht, was sie machen sollen, weil sie sich für nichts
interessieren, und schlittern dann einfach so rein.“
    „Glaubst du, daß bei uns auf
der Penne Süchtige sind?“
    „Klar.“
    „Wieso?“
    „Ich weiß es. Von meinem Papi.
Natürlich nichts Genaues. Aber die Anzeichen sprächen dafür, sagt er.“
    „Mist! Mich stört das. Himmel,
Gaby, es ist unsere Schule! Mir kommt das vor, als hätte ich ‘ne tote Ratte
unterm Bett.“
    Gaby bürstete noch eine Weile
an Galan, dem winzigen Yorkshireterrier, herum. Dann sagte sie: „So ist das nun
mal.“
    „Aber damit finde ich mich
nicht ab“, sagte Tarzan dickköpfig. „Wenn dieser Mist an unserer Schule
anfängt, dann bleibt das irgendwie an allen hängen. Nein! Wir sollten was
dagegen tun. Feststellen, wer fixt. Versuchen, demjenigen zu helfen. Und — vor
allem — rauskriegen, wer die Drogen liefert. Wer die andern süchtig macht,
verführt und gewissenlos ins Elend treibt. Ich finde, sowas gehört zu den
schlimmsten Verbrechen. Und wenn mir so ein Typ zwischen die Finger gerät...“
    Er sprach nicht weiter. Aber
das war auch nicht nötig. Daß Tarzan wie jedermann lieber in Frieden mit seiner
Umwelt lebt, war selbstverständlich. Doch das galt nicht mehr, wenn er auf
Ungerechtigkeit und Gemeinheit stieß. Mit der Ausdauer eines Fährtenhundes ging
er der Sache dann nach. Und für Übeltäter war es eine Katastrophe, Tarzan zum
Feind zu haben.
    „Ich kann mir schon denken, daß
du den beiden Maskierten nachspüren willst. Aber warte damit wenigstens, bis
deine Mutter wieder weg ist.“
    Tarzan nickte und sah auf die
Uhr. „Bis jetzt ist sie noch gar nicht da. Genau in einer Stunde kommt ihr Zug.
Wenn Karl und Klößchen nicht pünktlich sind, können sie mir den Buckel
runterrutschen.“
    „Die kommen“, besänftigte Gaby.
„Kennst sie doch! Auf die ist Verlaß. Das wird ein großer Empfang für deine
Mutter.“
    Tarzan lächelte. „Darauf freue
ich mich! Himmel, freue ich mich! Ist ja leider viel zu selten, daß sie mich
besuchen kann. Aber wenn sich die Gelegenheit bietet wie jetzt — prima!“
    Tarzans Mutter war Witwe, seit
Jahren schon. Damals, vor sechs Jahren, hatte sein Vater, ein Diplom-Ingenieur,
bei einem Unfall sein Leben verloren. Seitdem war das Geld knapp, und Frau
Carsten mußte hart arbeiten, um sich und ihren Sohn durchzubringen. Trotzdem
hatte sie ihn auf die beste und teuerste Schule gegeben. Für Tarzan, der sich
großartig mit ihr verstand, war ihr kein Opfer zu groß. Früher — vor ihrer
Heirat — war Frau Carsten Sekretärin gewesen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte
sie sich weitergebildet und arbeitete jetzt als Buchhalterin in einer großen
Firma. Leider war Tarzans Zuhause mindestens vier Bahnstunden von hier
entfernt. Das Fahrgeld war teuer, und deshalb konnte er nur während der Ferien
nach Hause fahren. Für ein Wochenende mitten im Quartal reichte es nur ganz
selten.
    Um so größer war Tarzans
Freude, als seine Mutter gestern angerufen und ihren Besuch für heute
angekündigt hatte. Es handelte sich um eine Dienstreise im Auftrag ihrer Firma,
nach Salzburg in Österreich, wo eine Zweigstelle war. Frau Carsten wollte diese
Gelegenheit nutzen, um einen Abstecher zu ihrem Sohn zu machen. Leider konnte
sie nur übers Wochenende bleiben. Aber das war schon viel. Selbstverständlich
hatte Tarzan gleich ein Zimmer bestellt: Im Hotel Kaiserhof, ganz dicht beim
Bahnhof.
    „So“, sagte Gaby und setzte
Galan auf den Boden, „Gabys Hundesalon schließt für heute. Jeder bedankt sich
und gibt, bitte, die Pfote! Los, Bello, Pfote! Brav! Und du auch...“
    Alle Vierbeiner bedankten sich
artig. Sogar Peggy, der Basset Hound streckte die rechte vordere ,Laufwarze’
aus.
    Gaby nahm jeden Hund an die
Leine.
    „Kannst mir helfen, Tarzan.
Jetzt werden sie bei Herrchen und Frauchen abgeliefert. Wenn du Bello und Chico
zurückbringst... Bevor wir zum Bahnhof gehen,
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