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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf
Autoren: Stefan Wolf
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Was, potztausend! war das nur? Ah,
so! Ja, danken wollte ich dir. Ohne dich, Tarzan, wäre es mir schlimm
ergangen.“
    „Ich hatte den Eindruck, Herr
Oberst, Sie hätten sich heldenmütig gewehrt.“
    „Heldenmütig? Ja, heldenmütig!
Sehr gut, mein Junge, wie du das erkannt hast. Aber inzwischen ist der Held von
damals müde geworden. Der Tribut (Zwangsopfer) ans Alter. Womit, mein
Junge, kann ich dich belohnen?“
    „Mit nichts, Herr Oberst! Ich
habe geholfen, weil das selbstverständlich ist.“
    „Brav, sehr brav! Trotzdem!“
    Er griff in seine Brieftasche,
die er immer noch in den Händen hielt.
    Tarzan traute seinen Augen
nicht, als der Alte ihm einen 100-Mark-Schein zusteckte. Erst wollte er ihn
nicht nehmen. Aber der Oberst bestand darauf, sonst wäre er gekränkt gewesen.
Und das wollte Tarzan ihm natürlich nicht antun. Schmunzelnd stopfte er den
Schein in seine Hosentasche, wo er neben Taschenmesser, Fahrradschlüssel,
Notizbuch, Kugelschreiber und einem Knäul Nylonstrippe kaum noch Platz hatte.
    Tarzan bedankte sich. Auch der
Oberst bedankte sich nochmals, nannte seine Adresse und sagte, er hoffe sehr
darauf, daß Tarzan ihn besuche. Dann zog er eine Tüte mit Meisenfettfutter
hervor, um seine ,gefiederten Freunde’, wie er sich ausdrückte, zu versorgen.
    Ernsthaften Schaden hatte
Oberst Grewe von dem Überfall offenbar nicht davongetragen. Die Polizei zu
verständigen, kam ihm nicht in den Sinn.
    Gar nicht übel für einen
80jährigen Opa, dachte Tarzan, als er weiterging. Andere würden jammern, und
die Ambulanz müßte kommen. Außerdem haut er immer noch zu wie ein alter
Haudegen. Das merke ich an meinem Rücken.
    Wieder rutschten Schneelawinen
von den schwerbeladenen Zweigen der Fichten. In der Stille war das Plumpsen zu
hören, als Schnee auf Schnee fiel. Ein schwarzes Eichhörnchen huschte über den
Weg. Blaue Schatten lagen unter den Bäumen, obwohl es früher Nachmittag war.
Ein Freitag, mit wolkenverhangenem Himmel und einem Geruch in der Luft, der
Neuschnee versprach.
    Wer waren die beiden? überlegte
Tarzan. Kenne ich sie? Irgendwas hat mich stutzig gemacht. Richtig! Der Name
war’s! Toni! Ist ja nicht gerade selten. Aber — so viele Tonis gibt es nun auch
wieder nicht. Fünf oder sechs haben wir auf der Penne. Die werde ich unter die
Lupe nehmen. Außerdem... Klar! Der andere — ich glaube, ich kenne den. Wie er
sich bewegte. Und diese schlacksige Figur. Aber gibt’s denn das? Zwei von
unserer Penne, die wie richtige Verbrecher alte Leute ausrauben?!
    Knirschend faltete sich etwas
unter der Sohle seines Stiefels zusammen.
    Tarzan bückte sich und hob
einen abgegriffenen, ledernen Tabaksbeutel auf.
    Der Reißverschluß klemmte. Aber
er kriegte ihn auf.

    Verwundert starrte er auf den
Inhalt: Ein Löffel, eine halbe Zitrone in einer Plastiktüte, ein altes
Sturmfeuerzeug und eine Einwegspritze, die so verdreckt war, daß kein Arzt sie
benutzt hätte.
    „Mann!“ flüsterte Tarzan in die
Stille des Winterwaldes. „Ein Besteck!“
    Er wußte, was das war, obwohl
er es bisher nur auf Bildern gesehen hatte: Das Handwerkszeug eines Rauschgiftsüchtigen,
eines Fixers, eines armen todgeweihten Teufels, der sich Heroin ins Blut
spritzt.
    Und plötzlich wußte Tarzan:
Einer der Maskierten hatte diesen Beutel verloren. Fixer waren das. Und den
Oberst hatten sie überfallen, um sich Geld zu beschaffen.
    Geld für Rauschgift.

2. Gabys Hundesalon
     
    So gern Tarzan im Internat war
und so sehr er sich dort auch bewährte — ohne seine drei Freunde wäre das nur
eine halbe Sache gewesen. Wie Pech und Schwefel hielten die vier Freunde
zusammen. Das war mittlerweile in der ganzen Schule bekannt.
    Willi Sauerlich, genannt
Klößchen, teilte mit Tarzan die Bude: Das ADLERNEST. Also war auch Klößchen
Heimschüler, obwohl seine Eltern, millionenschwere Schokoladenfabrikanten, in
der Stadt wohnten. Aber zu Hause langweilte sich Klößchen, deshalb war er im
Internat.
    Karl Vierstein, genannt
Computer, war ein sogenannter Externer. Er wohnte bei seinen Eltern in der
Stadt. Sein Vater war Mathematikprofessor an der hiesigen Universität. Karl
hatte ein Supergedächtnis, dem nichts entfiel. Deshalb sein Spitzname.
    Das einzige Mädchen im Bund
hieß Gaby Glockner. Auch sie war 13 vorbei — wie die Jungs —, eine Externe. Wie
Karl, kam sie jeden Morgen aus der Stadt in die Schule.
    Aus den Anfangs-Buchstaben der vier
Vornamen (T wie Tarzan, K wie Klößchen, K wie Karl und G wie Gaby) setzte
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