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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
Autoren: Robert Ludlum
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verdunkelten Raum und wußte nur zu gut, was er sehen würde.
    Jeder Chefredakteur eines jeden Senders hatte sein Lieblingsprogramm, das, dem er besondere Aufmerksamkeit
widmete. Für Tanner war das die Woodward-Show. Eine halbe Stunde am Sonntagnachmittag, in der der beste Nachrichtenkommentator in der ganzen Branche sich mit einem Thema befaßte, gewöhnlich einer etwas kontroversen Gestalt, die im Augenblick Schlagzeilen machte.
    Heute interviewte Charles Woodward einen Ersatzmann, Undersecretary Ralph Ashton vom State Department. Der Secretary selbst hatte wegen dringender Geschäfte absagen müssen, also mußte Ashton einspringen.
    Seitens des State Department war das ein eklatanter Fehler. Ashton war ein witzloser, prosaischer ehemaliger Geschäftsmann, dessen Hauptfähigkeit darin bestand, daß er sich darauf verstand, Geld herbeizuschaffen. Daß man ihn auch nur dafür in Betracht zog, die Administration vor der Kamera zu vertreten, war ein großer Fehler. Es sei denn, andere Motive waren dafür maßgeblich.
    Woodward würde ihn ans Kreuz schlagen.
    Während Tanner sich Ashtons ausweichende, leere Antworten anhörte, war ihm bewußt, daß eine ganze Anzahl Leute in Washington bald anfangen würden, einander anzurufen. Woodwards höfliche Andeutungen konnten die wachsende Abneigung nicht verbergen, die er gegenüber dem Undersecretary empfand. Sein Reporterinstinkt wurde frustriert; bald würde Woodwards Ton eisig werden, und dann würde er Ashton schlachten. Höflich, versteht sich, aber nichtsdestoweniger schlachten.
    Tanner war es peinlich, so etwas ansehen zu müssen. Er schaltete die Lautstärke des zweiten Geräts höher. Ein Moderator schilderte gerade mit behäbiger, nasaler Stimme den Hintergrund und die politischen Positionen der Expertenteams, die im Begriff waren, den UN-Delegierten aus Ghana zu befragen. Der schwarze Diplomat sah aus, als sollte er aufs Schaffott geführt werden.

    Keine Konkurrenz also.
    Der dritte Sender war besser, aber auch nicht gut genug. Keine Konkurrenz.
    Tanner beschloß, daß er genug hatte. Das Ganze war schon viel zu weit gediehen, als daß es noch Sinn gehabt hätte, sich Sorgen zu machen, und außerdem würde er sich Woodwards Band morgen ansehen. Es war erst zwanzig Minuten nach fünf, und die Sonne schien noch auf den Pool. Er hörte die Schreie seiner Tochter, die vom Country Club zurückkehrte, und den widerstrebenden Abzug von Raymonds Freunden aus dem Hinterhof. Seine Familie hatte sich versammelt. Alle drei saßen jetzt wahrscheinlich draußen und warteten, bis er mit Fernsehen fertig war und das Feuer für die Steaks in Gang setzte.
    Er würde sie überraschen.
    Er schaltete die Geräte ab und legte Block und Bleistift auf den Schreibtisch. Jetzt war Zeit für einen Drink.
    Tanner öffnete die Tür seines Arbeitszimmers und ging in den Wohnraum. Durch die Hinterfenster sah er Alice und die Kinder sich einander über das Sprungbrett und durch den Pool jagen. Sie lachten, waren glücklich und zufrieden.
    Alice verdiente das. Herrgott! Und wie sie es verdiente!
    Er beobachtete seine Frau. Sie sprang – in vorbildlicher Haltung-ins Wasser und kam sofort wieder an die Oberfläche, um sich zu vergewissern, daß die achtjährige Janet gut abkam.
    Bemerkenswert! Nach all den Jahren liebte er seine Frau mehr denn je.
    Er erinnerte sich an den Streifenwagen, tat den Gedanken dann aber ab. Die Polizisten würden sich einfach eine abgelegene Stelle suchen, um sich auszuruhen oder sich ungestört das Spiel anzuhören. Er hatte gehört, daß Polizisten in New
York so etwas taten. Warum also nicht in Saddle Valley? Saddle Valley war viel sicherer als New York.
    Saddle Valley war wahrscheinlich der sicherste Ort auf der Welt. Wenigstens schien es John Tanner an diesem Sonntagnachmittag so.
     
    Richard Tremayne schaltete seinen einzigen Fernseher ab, zehn Sekunden nachdem John Tanner seine drei abgeschaltet hatte.
    Die Mets hatten also doch gewonnen.
    Seine Kopfschmerzen waren verflogen und damit auch seine Gereiztheit. Ginny hatte recht gehabt, dachte er. Er war einfach unruhig, aber das war noch lange kein Grund, das an der Familie auszulassen. Sein Magen fühlte sich jetzt besser. Wenn er eine Kleinigkeit aß, würde alles wieder in Ordnung sein. Vielleicht würde er Johnny und Ali rufen und mit Ginny zu den Tanners hinübergehen, um ein paar Runden im Pool zu schwimmen.
    Ginny fragte ihn immer wieder, warum sie nicht auch einen hätten. Ihr Einkommen war weiß Gott
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