Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
ein Risiko einzugehen, anscheinend wußte er irgendwas. Ihn dazubehalten würde nichts nutzen, er wollte Paquelin sehen. Solange er ihn nicht gesehen hätte, würde er Schwachsinn an Schwachsinn reihen und dabei im gesamten Kommissariat Krümel verstreuen. Ihn aber mit seiner Geschichte von den panierten Schweinsfüßen zu Paquelin zu schicken bedeutete ebenfalls, ein Risiko einzugehen, mit der Gewißheit, sich einen Anpfiff einzufangen. Es sei denn, der Typ würde versuchen, Paquelin zu nerven, und das wäre es wert, das würde ihn erleichtern. Lanquetot sah auf.
    »Essen Sie Ihr Sandwich nicht zu Ende?«
    »Ich warte, bis ich bei Paquelin bin, das ist eine strategische Waffe. Natürlich kann man sie nicht ständig einsetzen, da muß man Hunger für haben.«
    »Wie ist Ihr Name? Ich meine, der richtige …«
    Kehlweiler taxierte den Inspektor. Wenn der Typ sich nicht verändert hatte, wenn er noch immer der Beschreibung entsprach, die Adamsberg von ihm gegeben hatte, konnte er loslegen. Aber manchmal kann man unter einer neuen Rute auf den Geschmack kommen, sich beugen und sich verändern. Kehlweiler verließ sich auf das Gesicht.
    »Kehlweiler«, antwortete er. »Louis Kehlweiler, hier sind meine Papiere.«
    Lanquetot nickte. Er wußte Bescheid.
    »Was wollen Sie von Paquelin?«
    »Ich erhoffe seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand. Ich will ihm eine Sache anbieten, die er ablehnen wird. Wenn er sie annimmt, habe ich Pech gehabt. Wenn er ablehnt, womit ich rechne, werde ich mir allein zu helfen wissen. Und wenn mich diese Sache irgendwo hinführt, werde ich ihn wegen Nachlässigkeit in der Ausübung seines Berufs in Schwierigkeiten bringen.«
    Lanquetot zögerte noch immer.
    »Es kommt nicht in Frage, Sie in die Sache zu verwickeln«, sagte Louis. »Ich bitte Sie nur darum, mich zu ihm zu bringen und den Dummkopf zu spielen. Wenn Sie bei unserem Gespräch dabeisein könnten, gäbe das eine Zeugenaussage, falls sie gebraucht wird.«
    »Das ist einfach. Es reicht aus, daß man gehen will, und schon befiehlt Paquelin einem zu bleiben. Was ist das für eine Sache?«
    »Es handelt sich um ein kleines, ungebräuchliches, verworrenes und sehr interessantes Nichts. Ich denke, daß Paquelin mich rauswerfen wird, bevor er die ganze Tragweite begriffen hat. Paquelin versteht nichts von Verwirrung.«
    Lanquetot griff nach dem Telefon.
    »Kommissar? … Ja, ich weiß, viel Arbeit. Aber ich habe hier im Gang einen etwas seltsamen Typen, der darauf besteht, Sie zu sehen … Nein, es wäre klüger, ihn vorzulassen … er hat was im Gegenzug … ziemlich undurchsichtig … ja, die Geschichte mit dem Knast … davon hat er gesprochen … Möglich, daß er stören will, möglich, daß er nur angibt, aber mir wäre lieber, daß Sie ihn selbst abfertigen. Das müßte gehen, er hat nicht mal seine Papiere bei sich. Einverstanden, ich bringe ihn hoch.«
    Lanquetot sammelte Kehlweilers Papiere ein und steckte sie in die Tasche.
    »Wir gehen. Ich werde Ihnen ein bißchen zusetzen und Sie in sein Büro schubsen, um wirklichkeitsgetreuer zu sein.«
    »Aber ich bitte Sie.«
    Als sie das Büro des Kommissars erreichten, warf Lanquetot Kehlweiler mehr hinein, als daß er ihn hineinführte. Louis verzog das Gesicht, die Wirklichkeitstreue der Szene schmerzte sein Bein.
    »Da ist der Kerl, Herr Kommissar. Keine Papiere. Alle zwei Minuten ändert er den Namen. Granville, Gravilliers, ganz nach Belieben. Ich geh dann.«
    »Wo gehen Sie hin, Lanquetot?« fragte der Kommissar.
    Er hatte eine heisere Stimme, sehr lebhafte Augen, ein schmales, gut geschnittenes Gesicht mit diesem abscheulichen Mund, an den sich Louis noch erinnerte. Louis hatte sein Sandwich wieder hervorgezogen und krümelte auf den Boden.
    »Ich gehe einen Kaffee trinken, Herr Kommissar – wenn Sie gestatten. Ich bin völlig erschöpft.«
    »Sie bleiben hier, Lanquetot.«
    »Gut, Herr Kommissar.«
    Kommissar Paquelin sah Kehlweiler prüfend an, ohne ihn aufzufordern, Platz zu nehmen. Louis setzte Bufo auf den leeren Stuhl. Der Kommissar beobachtete die Szene, ohne ein Wort zu sagen. Paquelin war geschickt, man würde ihn nicht wegen einer Kröte auf einem Stuhl zum Explodieren bringen.
    »Also, Freundchen? Machen wir uns hier ein bißchen über andere lustig?«
    »Möglich.«
    »Name, Vorname, Staatsangehörigkeit, Beruf?«
    »Granville, Louis, Franzose, mehr.«
    »Was, mehr?«
    »Beruf: Hab keinen mehr.«
    »Was ist das für eine Masche?«
    »Keine Masche. Ich bin hier, weil
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher