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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas
Autoren: Fred Vargas
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Bescheid zu sagen. Doch, Paquelin, das ist mein Recht.«
    Ohne abzuwarten, hatte sich Kehlweiler das Telefon geschnappt und die Nummer gewählt.
    »Apparat 229 bitte, ja, persönlich und dringend. Von Ludwig.«
    Louis saß mit einer Pobacke auf Paquelins Schreibtisch und beobachtete den Kommissar, der aufgestanden war und beide Fäuste auf den Tisch gelegt hatte. Schöne Hände, wirklich schade mit diesem Mund.
    »Meine Frau ist immer sehr beschäftigt«, erklärte Louis. »Es dauert sicher einen Moment. Ach nein, da ist sie … Jean-Jacques? Hier ist Ludwig. Sag mal, ich habe hier eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Kommissar Paquelin vom 5. ja, mit ihm persönlich. Er will mich einbuchten, weil ich mich über eine womöglich vermißte Person im Viertel erkundigt habe … Genau, ich erklär’s dir. Regel das doch bitte für mich, sei so gut. Einverstanden, ich geb ihn dir …«
    Liebenswürdig hielt Louis dem Kommissar den Hörer hin.
    »Für Sie, Kommissar, ein Gespräch mit dem Innenministerium. Jean-Jacques Sorel.«
    Während Paquelin den Hörer nahm, klopfte sich Louis die Krümel ab und steckte Bufo wieder in die Tasche. Der Kommissar hörte zu, sagte ein paar Worte und legte dann langsam auf.
    »Ihr Name?« fragte er erneut.
    »Kommissar, es ist doch wirklich Ihre Sache, zu wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Ich weiß doch auch, wer Sie sind. Also, gründlich nachgedacht? Wollen Sie sich nicht mit der Kleinigkeit befassen? Zusammenarbeiten? Mir Ihre Berichte geben?«
    »Ein hübscher Coup, den Sie sich da ausgedacht haben, nicht wahr?« erwiderte der Kommissar. »Und das Ganze mit Hilfe der Etappenschweine im Innenministerium … Ist das alles, was Ihnen eingefallen ist, um zu versuchen, mich reinzureiten? Halten Sie mich wirklich für so bescheuert?«
    »Nein.«
    »Lanquetot, schaffen Sie mir den Kerl raus, bevor ich ihn zwinge, seine Kröte zu fressen.«
    »Niemand rührt meine Kröte an. Die ist ein empfindliches Tier.«
    »Weißt du, was ich mit deiner Kröte mache? Weißt du, was ich mit Typen wie dir mache?«
    »Aber natürlich weiß ich das. Du willst doch wohl nicht etwa, daß ich das in Gegenwart deiner Untergebenen erzähle?«
    »Verschwinden Sie.«
    Lanquetot ging hinter Kehlweiler die Treppe hinunter.
    »Ich kann Ihnen Ihre Papiere jetzt nicht zurückgeben«, flüsterte Lanquetot. »Er kann Sie überwachen.«
    »Sagen wir zwanzig Uhr, Metrostation Monge.«
    Gleich nachdem sich Lanquetot vergewissert hatte, daß Louis Kehlweiler auf der Straße war, ging er wieder zu Paquelin hinauf. Dem Chef standen ein paar Schweißperlen auf den Lippen. Er würde zwei Tage brauchen, um sich zu beruhigen.
    »Haben Sie das gehört, Lanquetot? Kein Sterbenswörtchen zu irgend jemandem hier im Laden. Und wer beweist mir schließlich, daß ich wirklich Jean-Jacques Sorel am Apparat hatte? Man könnte es überprüfen, im Ministerium anrufen …«
    »Sicher, Herr Kommissar, aber wenn es Sorel war, dann gibt das ziemlichen Ärger. Er ist kein verträglicher Mensch.«
    Paquelin setzte sich schwerfällig.
    »Sie waren schon vor mir hier im Viertel, Lanquetot, zusammen mit diesem heruntergekommenen Adamsberg. Haben Sie schon mal von dem Kerl gehört? ›Ludwig‹ oder Louis Granville? Sagt Ihnen das irgendwas?«
    »Nicht das geringste.«
    »Verschwinden Sie, Lanquetot. Und denken Sie daran: kein Sterbenswörtchen.«
    Schweißgebadet kam Lanquetot in sein Büro zurück. Als erstes die Vermißtenmeldungen des 5. Arrondissements überprüfen.

5
    Lanquetot kam pünktlich. Louis Kehlweiler war bereits da und lehnte sich an das Geländer des Metroeingangs. Er hielt seine Kröte in der Hand und schien ganz ins Gespräch vertieft zu sein, Lanquetot wagte nicht, ihn zu unterbrechen. Aber Louis hatte ihn gesehen, er drehte sich um und lächelte ihm zu.
    »Hier sind Ihre Papiere, Kehlweiler.«
    »Danke, Lanquetot, das war perfekt. Entschuldigen Sie mich bei Ihren Untergebenen.«
    »Ich habe nach möglichen Vermißtenmeldungen im 5. Arrondissement gesucht. Ich habe sogar nach welchen aus dem 6. dem 13. na ja, eben aus der ganzen Umgebung gesucht. Nichts. Niemand hat irgendwas gemeldet. Ich werde mir noch die anderen Arrondissements ansehen.«
    »Welchen Zeitraum haben Sie überprüft?«
    »Den ganzen letzten Monat.«
    »Das sollte genügen. Ich denke, daß es eher gestern oder in den vergangenen drei, vier Tagen passiert sein müßte, es sei denn, es wäre ein ganz außergewöhnlicher Zufall. Und nicht weit von der Place de la
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