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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin
Autoren: Christopher Pike
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Schwänzen und kalten, toten Augen. Sie sitzen um ein eckiges Schaltzentrum herum und betätigen irgendwelche Funktionen. Aber eine von ihnen ist deutlich wichtiger als die anderen. Sie ist am größten und hat das stärkste Energiefeld. Es erscheint mir wie eine riesige rote Sonne von der anderen Seite der Galaxie. Und ich weiß, daß es dieses Wesen ist, das ich angreifen muß
    Im nächsten Augenblick bin ich in seinem Körper.
    Seinem Geist. Welch ein Abgrund!
    Es ist ein Setian, ein wahrhaftiger Dämon. Seine Leidenschaften und Wollüste scheinen sich in einem reißenden Strudel zu drehen, doch er ist hochintelligent, und er hat lange und hart dafür gearbeitet, die Position, die er jetzt einnimmt, zu erreichen. Seine Vorgesetzten haben ihn auf diese bedeutende Mission geschickt, um die Krone alles Menschlichen zu ihnen zu bringen. Sollte er Erfolg haben, wird man ihm die Möglichkeit geben, die Energie des Kindes in sich aufzunehmen, das er gefangengenommen hat. Sein Name ist Croka, und er lebt von Gefühlen wie Haß und Angst. Er ernährt sich von ihnen wie von den Menschen. Er will das heilige Kind verzehren und gestärkt daraus hervorgehen.
    Gleichzeitig sehe ich, wie in seiner Welt dunkle Rituale vollzogen werden, um das Fest vorzubereiten.
    Aber Croka weiß noch nicht, daß ich in seinen Geist eingedrungen bin.
    Das Schiff landet in der Wüste, und die sechs Setiane schlängeln sich hinaus in die Nachtluft. Noch immer in Crokas Kopf, bewege ich mich mit ihnen.
    Gleichzeitig weiß ich, daß dieses Schiff und diese Kreaturen nicht wirklich physisch existieren. Ein Mensch, wenn er gerade an diesem Ort vorbeikäme, würde nichts sehen, doch er oder sie würde vermutlich große, unerklärliche Furcht empfinden. Allein in Crokas Kopf zu sein ist eine der größten Qualen, die ich je empfunden habe. Es ist nicht weniger schmerzhaft als meine eigene Tochter sterben zu sehen. Aber ich bin fest entschlossen, alles zu tun, damit ihr Tod nicht vergeblich war.
    James kann die Setiane sehen. Er verbeugt sich, als sie sich im Halbkreis um ihn niederlassen. Er selbst bleibt respektvoll stehen, das Kind in den Händen.
    Der kleine John schaut sich verblüfft um, und ich sehe das gefährliche rote Licht um seine blaue Aura funkeln. Ohne Zweifel kann das Baby die Geschöpfe sehen, trotzdem weint es nicht. Die Reptilien sind riesig; obwohl sie sitzen, überragen sie James noch um ein gutes Stück. Derjenige, der am weitesten von Croka entfernt sitzt, fordert James auf, das Kind näher zu bringen. Es scheint, als wolle das Monster es anfassen, vielleicht selbst halten. Dieser Gedanke ist mir unerträglich, obwohl ich weiß, daß diese Kreatur dem Kind nichts tun wird.
    Das Fest soll später stattfinden – auf dem Höllenplaneten der Setiane.
    James trägt das Kind nacheinander zu allen sechs Ungetümen, und jedes berührt es kurz. Das Kind schreit nicht, was sowohl die Besucher als auch James zu verärgern scheint. Schließlich bringt er es zu Croka, doch bevor dieser es berühren kann, fixiert mein Blick den des Kindes. Damit sind die Augen des Setians gegen seinen Willen auf dasselbe gerichtet – den ungewöhnlich tiefsinnigen Ausdruck des kleinen Jungen. In diesem Moment begreift der Setian, daß ich mich in seinem Kopf festgesetzt habe, und mir ist klar, daß dies der Augenblick der größten Gefahr ist. Denn Croka ist, wie die meisten bedeutenderen Setiane, ein Meister des Säens, der Manipulation des Willens, und so spüre ich auch jetzt sofort, wie sich sein mächtiger Wille gegen den meinen erhebt.
    Doch er greift zu spät nach mir, denn ich bin bereits durch den Blick des Kindes geschützt, habe Schutz durch den machtvollen Schild des Erretters. In der Gegenwart eines Heiligen geht die Saat nicht auf. Wie in alten Zeiten Ory, so trägt auch jetzt Croka ein Messer in seinem silbernen Gürtel, und ich greife mit Crokas eigenem Arm danach. Bevor der Setian mich aufhalten kann oder aber James erkennt, was ich damit vorhabe, stoße ich das Messer in James linkes Auge.
    Dann bin ich plötzlich wieder in meinem eigenen vampirischen Körper.
    Ich stehe da in der Wüste, und nur James und das Kind sind noch anwesend.
    Die fliegende Untertasse und die Setiane scheinen verschwunden zu sein. Aber James hat starke Schmerzen, und ich begreife, daß ich ihm sein eigenes Messer ins Auge gestoßen habe. Diesmal muß ich für ihn geradezu aus dem Nichts erschienen sein. Bevor er sich wieder erholt, ziehe ich das Messer rasch heraus
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