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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Freimaurers?«
      »Holmes!«
      »Ganz einfach, mein lieber Watson. Aber steigen wir hinab in die Praxis. Ich muß einräumen, dieser Fall, der mir zuerst so lächerlich simpel vorkam, daß ich ihn kaum meiner Kenntnisnahme wert befand, gewinnt sehr schnell ein völlig anderes Aussehen. Wenn Sie auch bei der Ausführung Ihres Auftrags alles Wichtige übersehen haben, so geben doch bereits jene Dinge, die sich Ihrer Aufmerksamkeit von selber aufdrängten, Anlaß zu ernsten Gedanken.«
      »Was habe ich übersehen?«
      »Seien Sie nicht verletzt, mein lieber Junge. Sie wissen, ich meine es nicht persönlich. Niemand hätte es besser gemacht. Manche womöglich nicht einmal so gut. Aber offensichtlich ist Ihnen einiges von Bedeutung nicht aufgefallen. Was denken die Nachbarn über diesen Mann Amberley und seine Ehefrau? Das ist auf jeden Fall wichtig. Wie denkt man über Dr. Ernest? Ist er der heitere Lothario, wie man vermuten würde? Mit Ihrem natürlichen Charme, Watson, könnten Sie jede Dame zur Gehilfin und Komplizin machen. Wie haben Sie es mit dem Fräulein von der Post oder mit der Frau des Gemüsehändlers gehalten? Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Sie der jungen Wirtin vom ›Blauen Anker‹ zart Nichtigkeiten zuflüstern und dafür als Gegengabe harte Tatsachen erfahren. Das alles haben Sie unterlassen.«
      »Ich kann es noch nachholen.«
      »Das ist schon geschehen. Dank des Telefons und der Hilfe des Yard kann ich gewöhnlich das für mich Wesentliche erlangen, ohne dieses Zimmer verlassen zu müssen. Wie die Dinge liegen, erhärten meine Informationen die Geschichte des Mannes. In der Gegend gilt er als Geizhals und als mürrischer, strenger Ehemann. Es stimmt, er bewahrte eine große Summe Geldes in diesem gesicherten Raum auf. Ebenfalls stimmt es, daß der junge Dr. Ernest, ein unverheirateter Mann, mit Amberley Schach spielte, und womöglich spielte er auch mit dessen Ehefrau. Das alles scheint eine klare Sache zu sein, und man sollte annehmen, daß nichts mehr dazu zu sagen wäre… und dennoch!… und dennoch!«
      »Wo liegen die Schwierigkeiten?«
      »In meiner Einbildung, vielleicht. Gut, lassen wir sie dort, Watson. Entfliehen wir dieser mühseligen Alltagswelt durch die Seitentür der Musik. Carina singt heute abend in der Albert Hall, und wir haben noch Zeit, uns anzuziehen, zu dinieren und uns zu amüsieren.«

    Am Morgen war ich zeitig auf, aber an einigen Toastkrümeln und zwei leeren Eierschalen erkannte ich, daß mein Gefährte noch früher dran war. Auf dem Tisch fand ich eine flüchtig hingeworfene Mitteilung.

    ›LIEBER WATSON,
    Es gibt ein oder zwei Punkte, die ich mit Mr. Josiah Amberley klären sollte. Wenn ich das erledigt habe, können wir den Fall als abgetan betrachten – oder auch nicht. Ich möchte Sie nur bitten, um drei Uhr zur Verfügung zu stehen, da ich es für möglich halte, daß ich Sie brauche.
    S. H.

    Ich sah den ganzen Tag nichts von Holmes, aber zur genannten Stunde kehrte er zurück, ernst, gedankenvoll, distanziert.
      »War Amberley schon hier?«
      »Nein.«
    »Ich erwarte ihn.«
      Er wurde nicht enttäuscht. Der alte Bursche stellte sich augenblicklich ein, auf dem strengen Gesicht lag ein Ausdruck von Besorgnis und Verwirrung.
      »Ich habe ein Telegramm erhalten, Mr. Holmes. Ich kann damit nichts anfangen.« Er reichte das Blatt Holmes, und der las es laut.
      »Unbedingt sofort kommen. Kann Ihnen Informationen zu Ihrem kürzlichen Verlust geben. – Elman. Vikariat.«
      »Aufgegeben um zwei Uhr zehn in Little Purlington«, sagte Holmes. »Little Purlington liegt in Essex, glaube ich, unweit von Frinton. Gewiß wollen Sie sofort aufbrechen. Das Telegramm kommt offensichtlich von einer ernst zu nehmenden Person, dem Vikar des Ortes. Wo ist mein Crockford? Ja, hier haben wir ihn. J. C. Elman, M. A., wohnhaft in Mossmoor-cum-Little Purlington. Schauen Sie nach den Zügen, Watson.«
      »Einer fährt fünf Uhr zwanzig ab Liverpool Street.«
      »Hervorragend. Am besten, Sie begleiten ihn, Watson. Er könnte Hilfe oder Rat benötigen. Sicherlich steht die Affäre jetzt vor der Entscheidung.«
      Aber unser Klient schien keineswegs auf die Fahrt versessen.
      »Das ist total absurd, Mr. Holmes«, sagte er. »Wie soll dieser Mann überhaupt wissen, was hier passiert ist? Es wäre Vergeudung von Zeit und Geld.«
      »Er hätte Ihnen nicht telegrafiert, wenn er nicht irgend etwas wüßte. Telegrafieren Sie sofort
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