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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen
Autoren: Campus
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ist. Diese Kurve mit ihren amerikanischen Bezeichnungen gehört heute exakt so zum Allgemeinwissen der Berater.
    Die Kurve stellt dar, wie viel Hype oder »Medienrummel« (
to hype up
bedeutet auch »sich einen Schuss Drogen setzen«) über die Zeit um eine neue Idee oder Erfindung gemacht wird. Ein Erfinder propagiert eine neue Technologie (»Technology-Trigger«). Die wird in der Presse besprochen. Manche Ideen schaffen es dabei, sich fortzupflanzen und zu verbreiten. Die werden dann immer mehr und öfter, auch großartiger besprochen. Es wird bald spekuliert, ob da nicht Milliardengeschäfte winken könnten. Der Hype steigt rasant an. Alle überschlagensich vor Begeisterung. Das liegt oft an den Presseleuten, die sehr froh sind, endlich einmal über etwas Neues schreiben zu können. Sie stürzen sich auf das Neue und treiben den Hype nach oben. Dadurch werden die Leser und Hörer neugierig – alle wollen mehr darüber wissen! Nun schreiben sich die Redakteure und Blogger die Finger wund. Der Hype erreicht eine Spitze: »The Peak of inflated Expectation«, die Spitze einer aufgeblasenen oder übersteigerten Erwartung.
    [Bild vergrößern]
    Gartners Hype-Curve
    Jetzt wollen die Leser aber das Neue wirklich einmal sehen. Ist es wirklich so toll? Das neue iPad? Das neue iPhone? Ein Tom Tom? Die ersten Leute probieren es aus und mäkeln herum. »Mein neues Navi merkt im Fußgängermodus nicht, dass ich mich im Stadtzentrum umdrehe, es sagt immer noch ›geradeaus‹ und ich bin total verwirrt. Das GPS findet den Satelliten erst nach zehn Minuten, das ist aber gerade die Zeitspanne, in der ich mich nicht auskenne, wenn ich aus dem fremden Innenstadtparkhaus zurück nach Hause fahre.« Wir finden, dass das Neue noch nicht alle Erwartungen einlöst, die wir in etwas Neues gesetzt haben. »Dafür ist es zu teuer!«, schimpfen wir.
    Der Hype klingt nun merklich und oft dramatisch ab. Die Journalisten stürzen sich auf den nächsten Hype. Die Medien berichten nicht mehr davon. Die Kunden sind desillusioniert, die Produzenten enttäuscht. »Trough of Desillusionment«, das Tal der Tränen.
    Nun müssen die Produzenten fieberhaft lernen, wie die Innovation zu retten wäre, ihnen geht ein Licht auf (»Enlightenment«) und sie bauen schließlich etwas wirklich Taugliches. Das merkt die Presse gar nicht, weil es still und langsam geschieht und keiner mehr darauf achtet. Die ersten Kunden kaufen jetzt das Neue. Unmerklich werden die Produkte besser und billiger (»Plateau of Productivity«). Sie sind jetzt im breiteren Markt angekommen.
    Die echt harte Arbeit findet nach Gartners Sicht in der Phase zwischen der Desillusion und dem langsamen Erkennen statt, wie sich das Neue wirklich gut in unser Leben einpassen lässt. Der Ruhm und die Pressepräsenz werden weit vor der eigentlichen Innovation oder lange vor dem Anpassen des Neuen an die Bedürfnisse der Pragmatiker verteilt.
Tipping Points
    Das Tal der Tränen in Gartners Auffassung von einer technologischen Neuentwicklung ist durch harte Arbeit an vielen Widerständen geprägt, die technisch bedingt sein können (»Die Batterie hält nicht lange«) oder aus Befürchtungen resultieren (»Facebook macht süchtig«). Im Grunde ringt das Neue mit den Umständen und kann es eventuell doch zu einem Durchbruch bringen.
    Es gibt aber auch Innovationen, bei denen normaler Hype vollkommen ausreicht. Ein bekanntes und deshalb immer wieder angeführtes Beispiel ist der Red-Bull-Energydrink. Die Werbung »Red Bull verleiht Flüüügel!« verhalf ihm zum Durchbruch. Plötzlich kaufen »alle«, eben die Aufgeschlossenen, ein Produkt aufgrund einer Werbung oder eines rührenden oder spektakulären Ereignisses. So wird das Tal der Tränen oder das Chasma der Innovation im Sinne von Moore fast ruckartig überwunden.
    Man spricht hier seit einigen Jahren von einem »Tipping Point« oder einem Umschlagpunkt. Die Vorstellung oder Denkfigur des Umschlagpunkts wurde durch das Buch
Tipping Point – How Little Things Can Make a Big Difference
von Malcolm Gladwell bekannt, das erstmalsim Jahr 2000 erschien. Gladwell zeigt an vielen Beispielen, wie oft nur winzig kleine Veränderungen an Systemen eine Lawine auslösen können. Diese Beispiele legen sofort nahe, solche Phänomene mit der Ausbreitung von Epidemien oder der Verbreitung »schlagender Ideen« oder Meme im Sinne von Richard Dawkins in Verbindung zu bringen.
    Natürlich ist es der Traum eines jeden Innovators, einen solchen Hebel zu finden,
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