Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Netz der Chozen

Titel: Das Netz der Chozen
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
du wegkommst! Es reicht!«
    Sie keuchte, aber mehr vor Erregung als vor Erschöpfung.
    »Ich denke nicht daran!« rief sie. »Denen verpasse ich einen Denkzettel!«
    Mit einem Satz erreichte sie eine offenstehende Tür und verschwand im Gebäude. Sie kannte sich darin aus, genau wie ich; sie waren alle gleich, ohne Ausnahme, überall.
    Es gab keine Schlösser mehr in dieser perfekten Gesellschaft.
    Marsha hüpfte den langen Korridor entlang, eine Treppe hinauf, und tippte mit dem linken Vorderhuf auf die kleine Druckplatte neben einer Apartmenttür. Sie glitt auf, und Marsha sprang hinein. Eine Frau war im Wohnzimmer. Völlig nackt lehnte sie am Fenster und blickte hinaus. Sie fuhr herum, als Marsha hereindonnerte, und schrie gellend auf. Marsha blieb stehen, ging dann langsam auf die hysterisch schreiende Frau zu. Die wich in eine Ecke des Zimmers zurück und blieb dort stehen, an die Wand gepreßt, wie eine in die Enge getriebene Maus. Marsha trat so nahe auf sie zu, daß sie den hastigen Atem der Frau in ihrem Gesicht spürte.

    Trunken von dem Machtgefühl, das sie erfüllte, bedeckte sie Brüste und Unterleib der Frau mit einem Gewebefaden, dann trat sie ans Fenster. Der Platz war jetzt voller Menschen. Sie konnte sie hören, aber das Fenster blockierte die Sonarstrahlen. Es waren ausgerechnet versiegelte Doppelfenster.
    »Marsha!« rief ich. »Nein!«
    Sie drehte sich um und hämmerte mit ihren Hinterhufen gegen die Scheiben. Das Plastizin zersprang in Millionen winziger Splitter. Dann trat sie einen Schritt zurück und sprang durch das offene Fenster fast zehn Meter in die Tiefe.
    »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben«, murmelte George fast ehrfürchtig.
    Überall liefen jetzt aufgeregte Menschen hin und her. Plötzlich sah ich die Gefahr.
    »Marsha!« schrie ich. »Roboter! Mach, daß du weg kommst!«
    Es waren riesige Burschen. Bauroboter, an denen man nicht so leicht vorbeikam. Die hatten das Gebäude bereits umstellt, und die Menschen zogen sich hinter sie zurück. Marsha stand den mechanischen Giganten allein gegenüber.
    Sie wich nicht zurück, aber sie hatte nun Angst, das spürte ich.
    »Sie schneiden mir den Weg ab!« schrie sie fast hysterisch.
    »Ich weiß nicht...«
    »Warum kommt der Abwehrton nicht?« rief ich George zu.
    George saß reglos. »Ich weiß nicht . . . es sei denn . . . Oh, mein Gott! Warum haben wir das nicht von Anfang an bemerkt!
    Wir hatten es doch deutlich vor Augen! Es waren immer nur die Männchen! Nur die Männchen! Niemals Eva! Niemals die anderen!«
    Er hatte recht!
    »Achtung! Alle Männer! Sofort auf den Platz!« schrie ich.
    »Marsha braucht Hilfe!«
    »Schon unterwegs«, meldeten sich mehrere Stimmen, aber ein rascher Scan zeigte mir, daß sie noch ein gutes Stück entfernt waren.
    Noch nie zuvor hatte ich mich so hilflos gefühlt. Niemand, dachte ich wütend, niemand besiegt Bar Holliday!
    Die riesigen Roboter rückten langsam gegen Marsha vor. Sie wollten ein freies Schußfeld. Sie wollten Marsha töten, ohne die Gebäude zu treffen.

    Sie war in Panik und blickte ängstlich von einer Seite zur anderen, wie eine Maus, die verzweifelt ein Schlupfloch sucht.
    Plötzlich tauchten hinter der Reihe von Robotern vier weitere Gestalten auf, und wir durchschauten die Abwehraktion. Alle Bewegungen schienen in Zeitlupe abzulaufen.
    George sprang erregt zurück. »Laser!« schrie er. »Sie schießen mit einem Laser auf sie, und wir können ihn nicht sehen!«
    Marsha wirkte sekundenlang verwirrt. Dann sprang sie mit einem gewaltigen Satz direkt auf einen der Roboter los.
    Der Laserstrahl folgte ihr. Wir sahen es daran, daß eine Sektion des riesigen Roboters, neben dem sie gelandet war, plötzlich absplitterte.
    Der Mann im Kontrollraum, der diesen Roboter führte, war durch den Abwehrton der Chozen paralysiert und konnte nicht reagieren. Das gab Marsha die Gelegenheit, an ihm vorbei die Kette zu durchbrechen. Der Laserstrahl schoß wild hin und her.
    Er traf einen der Bohrroboter, die zur Verstärkung herangezogen worden waren. Der Roboter zerbarst in Stücke, Maschinenteile wirbelten durch die Luft.
    Ich sah Marsha stolpern, als ob sie getroffen worden wäre. Sie schrie auf und sank zusammen.
    »Zum Teufel!« knurrte ich. »Ich gehe nach unten!«
    Das Schiff schoß senkrecht auf den Planeten zu, und ich setzte es unmittelbar neben der Siedlung auf. Dann stieß ich das Schleusenluk auf und rief die anderen.
    »Marsha ist verwundet!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher