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Das Nest des Teufels (German Edition)

Das Nest des Teufels (German Edition)

Titel: Das Nest des Teufels (German Edition)
Autoren: Leena Lehtolainen
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mich in letzter Sekunde. Im Laufen sah ich, dass auch Gezolian sich in den Lieferwagen drängte, wie von weit her hörte ich die beiden Männer fluchen, ihre Stimmen schienen leiser zu werden, obwohl wir immer näher kamen, schon fast auf ihrer Höhe waren, nur noch einige Meter von ihnen entfernt.
    «Hände hoch, Polizei!», rief Jaan auf Russisch und hielt seine Waffe mit beiden Händen vor sich. Ich tat es ihm gleich. Jaan zielte auf Gezolian, ich auf Lescha, obwohl ich am liebsten weitergerannt wäre, in den Wald, um nachzusehen, was Juri mit David gemacht hatte. Im Unterholz bewegte sich etwas, vielleicht ließ meine Aufmerksamkeit deshalb kurz nach.
    Lescha nutzte die Gelegenheit. Er sprang in den Lieferwagen, der tatsächlich anfuhr, obwohl Jaan auf die Reifen feuerte. Jaan zerschoss die Windschutzscheibe. Gezolian hatte sich zu Boden geworfen und versuchte, seinen Kopf zu schützen. Lescha setzte blindlings zurück, und Jaan und ich schrien beide auf, als er direkt auf Gezolian zufuhr. Der linke Hinterreifen rollte über Gezolians Kopf, dann der Vorderreifen. Lescha merkte vermutlich nicht, was er tat, er versuchte nur, seine eigene Haut zu retten. Er wendete noch einmal, überrollte diesmal Gezolians Hals, gab Gas und schaffte es irgendwie, von der Lichtung zu kommen.
    «Lass ihn!», rief Jaan und eilte zu Gezolian, dem roter Schaum aus dem Mund trat und dessen Augen im Entsetzen erstarrt waren. Jaan tastete nach seinem Puls, aber mich interessierte Gezolians Schicksal nicht.
    «David!», rief ich in den Wald.
    Ich bekam keine Antwort. Sicher hatte Juri einen Schalldämpfer auf seiner Waffe. Während wir uns auf Gezolian und Lescha konzentriert hatten, hatte er David erledigt. David, der Handschellen trug und nicht fliehen konnte, und die Handschellen hatte ich ihm angelegt …
    «David!», brüllte ich erneut. «David! Juri! Tu es nicht!» Ich lief zu der Stelle, wo die beiden Männer verschwunden waren, als ich sie vom Hügel aus beobachtet hatte.
    Ich sah einen dunklen Kopf aus dem Dickicht aufragen und richtete meine Waffe auf ihn. David lag zu Juris Füßen, Gesicht und Körper blutig. Juri zielte auf seine Schläfe und murmelte unablässig vor sich hin.
    «Bitte um Entschuldigung, du Schwein. Fleh um Gnade. Sag, dass du leben willst. Fleh um Gnade.»
    Ich wusste nicht, ob David bei Bewusstsein war, ob er Juris Worte hörte. Jaan erschien neben mir, auch er hielt die Waffe auf Juri gerichtet, zielte aber auf die Beine. David bewegte sich, versuchte auf die Knie zu kommen. Juri presste ihm den Lauf an die Stirn.
    «Bitte um Entschuldigung, Stahl. Entschuldige dich, zum Teufel. Die hätten dich abgeknallt wie einen räudigen Hund, wenn ich nicht gekommen wäre. Du verdankst mir dein Leben. Jetzt entschuldige dich endlich, verdammt!» Juris Stimme brach, er blinzelte unruhig. David richtete sich auf die Knie auf, obwohl es ihm schwerfiel, weil seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Er versuchte Juris Blick zu fangen. Jaan fasste mich am Arm.
    «Nicht auf den Kopf zielen», wisperte er. Juri schien uns nicht zu hören. Er sah nur David. Ich senkte den Lauf meiner Waffe um anderthalb Meter.
    «Wofür soll ich mich entschuldigen?» David sprach nuschelnd, er spuckte Blut und Zahnstückchen aus.
    «Bitte mich, dich am Leben zu lassen! Fleh mich auf den Knien an!» Juri versetzte David einen Tritt, der ihn auf den Rücken warf, auf seine gefesselten Hände. Da konnte ich nicht mehr an mich halten.
    «Hör auf, Juri! Lass David gehen! Paskewitsch und Gezolian sind tot. Es ist vorbei.»
    Juri starrte mich an, die Augen voller Bitterkeit, aber er zielte immer noch auf Davids Kopf, auch wenn seine Hand leicht zitterte.
    «Du weißt, dass ich fähig bin, zu töten! Erschieß mich doch, wenn Stahl dir so lieb ist.»
    Ich hörte Jaans Atem neben mir, ich sah, wie David sich wieder auf die Knie kämpfte, wie seine Lippen sich öffneten. Er würgte und spuckte Blut, bevor er sprechen konnte.
    «Juri, ich entschuldige mich für alles, was du willst. Bring mich nicht um.» Nachdem er das gesagt hatte, sackte David mit dem Gesicht voran auf den Waldboden, als habe ihn alle Kraft verlassen.
    Juri betrachtete ihn eine Weile, wandte sich dann ab und ging einige Schritte in den Wald hinein. Seine Hand zitterte so stark, dass die Pistole hin und her schwang. Jaan hatte seine Waffe bereits weggesteckt und lief zu David. Juri drehte sich zu mir um.
    «Bitte sehr!», rief er, als habe er mir ein Geschenk angeboten, das
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