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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Autoren: Heiko Rolfs
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Mädchen war unter Frauen aufgewachsen, zudem in einem
Kloster, wo es als unschicklich galt, die Stimme zu erheben. Diese Männer
schrien sich fast an und zunächst glaubte sie sogar, sie hätten Streit miteinander
und gerieten sich jeden Moment in die Haare. Aber bei näherer Betrachtung
stellte sie fest, dass es der normale Tonfall zu sein schien. Sie scherzten
sogar miteinander und lachten unschicklich laut. Als auch noch einer der Jungen
zu ihr herüberschaute, pfiff und ihr etwas zurief, wandte Line sich schnell ab
und machte, dass sie weiterkam. Hinter ihr hörte sie Gelächter. Lachten diese
Kerle etwa über sie?
    Eine Obstverkäuferin, die lautstark ihre Waren anpries, sah
vertrauenswürdig aus und Line wagte es, sie nach Grete, der Wehmutter, zu
fragen. Sie hatte so leise gesprochen, dass sie ihre Frage wiederholen musste,
bevor sie beachtet wurde. Die Frau sah sie von oben bis unten an und zuckte mit
den Schultern. Erst am übernächsten Stand kannte man Grete. „Was willst du von
ihr?“, fragte sie eine ältere Frau und musterte sie misstrauisch.
    „Sie ist, ähem, meine Großmutter.“ Schon wieder griff Line
zu einer Notlüge und prompt schoss ihr die Röte ins Gesicht.
    „Ich wusste gar nicht, dass das alte Kräuterweib eine
Enkelin hat“, krähte ein dürrer Mann neben der Frau.
    „Was weißt du überhaupt?“, giftete die Frau zurück, dann gab
sie Line einen Tipp. „Am ehesten wirst du sie beim Apotheker finden, die
Apotheke ist direkt am Markt, Ecke Untere Bachgasse.“ Sie zeigte in die
Richtung, in der sie die Apotheke finden konnte. Etwas verstört über den rauen
Umgangston zwischen den Beiden, die vermutlich Eheleute waren, ging das Mädchen
in die ihr gewiesene Richtung. Jetzt fiel ihr ein, dass auch Irmhilde damals
vom Apotheker gesprochen hatte, den Grete regelmäßig aufsuchen würde.
    Hoffnung keimte in ihr auf, als sie das unverkennbare
Gildeschild der Apotheke an einem festen Steingebäude am Rande des Marktes
entdeckte. Die große Tür war einladend geöffnet und Line trat zögernd ein.
Sofort war sie von einer Wolke aus duftenden Kräutern und den verschiedensten
Ingredienzien eingehüllt, die sie unwillkürlich an die Klosterapotheke
erinnerte. 
    Der Apotheker war ein hagerer, älterer Herr, der das junge
Mädchen freundlich begrüßte. Als er erfuhr, dass sie die Enkelin einer seiner
besten Kundinnen war, bot er ihr an, in seinem Laden zu warten. Wie an jedem
Markttag tauchte die alte Grete im Laufe des Tages sicher bei ihm auf.
    Dankbar setzte Line sich auf einen Schemel und wartete,
während sie sich neugierig umschaute.
    Während der Apotheker etwas mit einem Mörser zerkleinerte,
stand am anderen Ende des massiven Verkaufstisches eine etwas mollige Frau, die
gerade die Regale nachfüllte und sie keines Blickes würdigte.
    Die Apotheke machte einen guten Eindruck. Unzählige Tiegel
und Fläschchen standen ordentlich aufgereiht auf den Regalen, von der Decke
hingen Kräuterbündel zum Trocknen, in der Mitte des massiven  Verkaufstisches
stand eine teure Messingwaage mit den verschiedensten Gewichten.
    Es war ziemlich viel Betrieb im Laden, so dass der Apotheker
alle Hände voll zu tun hatte und kaum auf Line achtete. Das war ihr ganz recht,
denn sie wollte niemandem zur Last fallen und möglichst unauffällig bleiben.
    Inzwischen hatten mehrere Kunden die Apotheke betreten und
wieder verlassen. Nun kam eine ältere Magd herein, während der Apotheker gerade
mit einem Fräulein beschäftigt war, die nach einem Mittel gegen Kopfweh fragte.
    Die mollige Frau unterbrach ihre Arbeit, grüßte die ältere
Magd, die sie offenbar gut kannte und erkundigte sich höflich nach der
Gesundheit ihrer Herrschaft.
    Die Kundin seufzte. „Deshalb bin ich hier, Frau Apothekerin,
dem Herrn geht es gar nicht gut. Der Medikus hat gesagt, er hätte sich den
Magen verdorben und hat ihm eine Medizin aufgeschrieben. Die Magd reichte ihr
eine Wachstafel, auf der der Arzt die Zutaten für das Mittel eingeritzt hatte.
    Hilfe suchend schaute die Apothekerin zu ihrem Ehemann
herüber, der noch immer mit der jungen Dame beschäftigt war.
    Dann zuckte sie mit den Schultern und begann, die
Schriftzeichen auf der Wachstafel zu entziffern, was ihr sichtlich schwer fiel.
Während sie die Zutaten von der Tafel ablas, wog sie jede Ingredienz sorgfältig
ab und murmelte die Mengenangaben dabei halblaut vor sich hin. Es handelte sich
um Koriander, Nelken und andere Ingredienzien, die – wie Line wusste -
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