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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Handy und rief beim Kriminaldauerdienst des BKA an.

    Zum Wasser waren es nur wenige Minuten. Das Schwarze Meer lag friedlich da. Kinder spielten auf Wiesen. Junge Frauen gingen ohne sich umzusehen an ihm vorbei. Auf den Parkbänken saßen alte Männer und rauchten.
    Vom Murat Fischrestaurant hatte er einen wunderbaren Blick über das Meer und den Hafen. Dengler setzte sich auf die Veranda und bestellte Tee. Einige Möwen veranstalteten ein krächzendes Konzert, und ein Motorboot schaukelte draußen auf den Wellen.
    Der Tee war gut, kräftig und wirkte belebend. Er sah dem Motorboot zu, das nun langsam in den Hafen zurück fuhr.
    Dengler stand auf und zahlte.
    Er schlenderte hinunter zum Hafen. Ein Mann befestigte gerade die Leine des Motorbootes am Kai. Er starrte Dengler an.
    »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich verhindere einen Mord.«
    »Lassen Sie uns einen Kaffee trinken. Vielleicht dort in der kleinen Hafenbar.«
    »Gerne.«
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ich habe gesehen, dass Sie nach Istanbul geflogen sind. Dort haben Sie wahrscheinlich einen Wagen nach Trabzon genommen. Sie waren in Italien und in den Vereinigten Staaten, als die anderen Mitglieder des Nato-Komitees erschossen wurden.«
    »Das sind keine Beweise, oder?«
    »Ich habe keine Beweise gegen Sie.«
    »Nur einen Verdacht.«
    »Ja, nur einen Verdacht.«
    »Und Sie wollen mich verhaften.«
    »Ohne Beweise?«
    »Dengler, Sie wissen, was diese Männer angerichtet haben? Sie haben mir meine Frau und meine beiden Kinder genommen. Sie haben unzähliges Leid wahllos und willkürlichunter Hunderte von völlig Unschuldigen gebracht. Wissen Sie Bescheid über dieses Komitee?«
    »Dort wurden Attentate geplant, die sie von Neofaschisten ausführen ließen, um es der Linken in die Schuhe zu schieben und die politische Stimmung in Europa zu verändern. Die Menschen sollten wieder nach dem starken Mann rufen. Ich habe das Field Manual aufmerksam gelesen.«
    »Ich habe fast dreißig Jahre gebraucht, um dahinterzukommen.«
    »Warum sind Sie damit nicht zur Polizei gegangen?«
    »Da war ich. Mit dem Ergebnis, dass ich dort nun als verrückter Verschwörungstheoretiker gelte.«
    Dengler mochte den Mann noch immer.
    Alexander Merkle schien kein schlechtes Gewissen zu haben. Er bestellte zwei türkische Kaffees. Sie warteten, bis der Kellner den Mokka brachte, dann schlürften sie vorsichtig.
    »Wo haben Sie die Waffen her?«, fragte Dengler.
    »Aus einem der Waffenlager, das die Polizei mittlerweile ausgehoben hat. Ich musste mir das Schießen mühsam beibringen. Aber Munition war in dem Erdloch ja genug vorhanden. Außerdem habe ich zwei Keramikgewehre genommen. Mit ihnen komme ich durch jeden Zoll. Sie sind während der Durchleuchtung unsichtbar. Außerdem fand ich mündungsfeuerfreie Munition.«
    »Der Kaffee ist gut.«
    »Dengler, hören Sie: Wer hätte diese Männer für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen, wenn ich es nicht getan hätte?«
    Dengler trank noch einen Schluck Kaffee.
    »Niemand«, sagte er.
    »Haben sie es verdient?«
    »Erschossen zu werden?«
    »Ja.«
    Dengler überlegte.
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann lassen Sie mich die Sache zu Ende bringen. Dieser türkische General ist der Letzte auf meiner Liste.«
    Sie saßen lange schweigend zusammen.
    Dann sagte Dengler: »Der Kaffee ist wirklich ausgezeichnet.«

Epilog
    Dengler flog von Trabzon nach Istanbul und von dort zurück nach Stuttgart.
    Als er im Landeanflug die Häuser unter sich sah, akkurat aufgereiht, weiß und hell und sauber, dachte er, dass es in Deutschland so ordentlich und aufgeräumt war, so als gäbe es keine Monster in diesem Land.
    Aber er hatte sie gesehen, und er würde sie nie vergessen.
    Von dem Tod des Generals Güres¸ las er in der Zeitung. Es war nur eine kleine Notiz. Bei einer Party in einem Fischrestaurant sei er erschossen worden. Trabzon sei bekannt für gewalttätige Morde.
    Er dachte lange darüber nach, ob es richtig gewesen war, nicht einzugreifen. Er grübelte, kam aber zu keinem endgültigen Ergebnis.

    Dann stand Olga wieder vor seiner Tür. Ihre Mutter war gestorben. Alles hatte sich hinausgezögert.
    »Ich hoffe, dir war nicht langweilig, während ich weg war«, sagte sie.
    Dengler schüttelte den Kopf. Plötzlich stiegen ihm die Tränen in die Augen. Es war ihm peinlich, Olga merkte es und legte ihre Arme um ihn.
    Martin Klein drehte sich noch immer suchend um, wenn er durch die Stadt ging oder im Basta saß. Aber Betty kam nie wieder.
    Bei den
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