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Das München-Komplott

Das München-Komplott

Titel: Das München-Komplott
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Griechenland, einem Land, das ihnen in kultureller, politischer, aber auch klimatischer und sogar sprachlicher Hinsicht fremd gewesen sein muss. Insgesamt verließen etwa 1,2 Millionen »Griechen« und etwa fünfhunderttausend »Türken« ihre Heimat. Damit ging die dreitausend Jahre währende Besiedlung des Schwarzen Meeres durch Griechen zu Ende. Das Trauma, das aus dieser Entscheidung folgte, jedoch nicht.
    Vielleicht waren diese Vertreibungen der Grund dafür, dass Trabzon eine Hochburg des gewalttätigen türkischen Nationalismus war. Von hierher stammte der Mörder des Schriftstellers Hrant Dink, und in Trabzon wurde auch ein italienischer Priester in seiner Kirche erschossen.
    Das Taxi brachte Georg zum Zorlu Grand Hotel. Zwei Pagen rissen ihm Koffer und Tasche aus der Hand und führten ihn zur Rezeption. Er hatte nicht oft in einem so prächtigen Hotel übernachtet. Die Hotelhalle wirkte mit einem großen Glasdach wie ein riesiges Zelt, es war hell und freundlich – und sehr vornehm.
    »Einen Stock tiefer findet der Kongress statt«, sagte der Mann an der Rezeption. Heute Abend gäbe es draußen in dem Fischrestaurant Murat am Meer eine große Party.
    Dengler brachte sein Gepäck auf das Zimmer. Es war eine kleine Suite, mit einem Arbeitsraum und einem separatenSchlafzimmer. Er verstaute sein Gepäck und fuhr dann mit dem Aufzug in das Erdgeschoss.
    Am Eingang zu der Konferenz stand ein Tisch mit zwei Sekretärinnen, die auf langen Listen die Teilnehmer überprüften. Dengler stellte sich auf Englisch als deutscher Polizist des Bundeskriminalamtes vor. Er wolle Acun Güres¸ sprechen. Eine der beiden Frauen sagte, sie werde Herrn Güres¸ informieren. Er solle einen Augenblick warten.
    Nach einigen Minuten kam sie zurück. Acun Güres¸ wäre in einer Stunde oben in der Lobby und würde sich freuen, den deutschen Polizisten kennenzulernen.
    Dengler verließ das Hotel. Auf der Straße davor stauten sich die Sammeltaxis. Ständig hupte es, und die Autos kamen bestenfalls im Schritttempo voran. Menschen drängten sich auf den Bürgersteigen. Der Mörder würde wohl kaum von der Straße aus schießen, auch nicht im Hotel. In diesem Gewühl würde er kaum entkommen können.
    Bestenfalls zu Fuß.
    Er ging in einen nahe gelegenen Park. Auch hier drängten sich die Menschen, Paare tranken Tee, zehn Schuhputzer polierten in einer Reihe nebeneinander Schuhwerk, ein ambulanter Händler verkaufte Nussknacker aus Plastik.
    Es würde für einen Mörder schwer sein zu entkommen, wenn er verfolgt wurde.
    Dengler ging ins Hotel zurück und setzte sich in eine Couch in der Lobby. Er bestellte einen Kaffee und wartete.
    »Sie müssen der deutsche Polizist sein.«
    Acun Güres¸ war ein untersetzter Mann, schwarzhaarig und kräftig gebaut. Er trug einen vornehmen dunkelblauen Anzug. Er drückte Dengler freundlich die Hand.
    »Wie gefällt Ihnen Trabzon, meine Heimatstadt? Ich bin viel zu selten hier.«
    »Sehr gut, Herr General.«
    »Die Menschen sind so freundlich hier. Friedlich gehen sie ihrer Arbeit nach.«
    »Herr General, wir machen uns Sorgen um Ihre Sicherheit.«
    Güres¸ sah ihn verdutzt an und lachte dann.
    »Die deutsche Polizei macht sich Sorgen um meine Sicherheit. Das ehrt mich. Wirklich. Warum sorgen Sie sich?«
    »Ich bearbeite den Tod des deutschen Generals Nauber. Sie kennen ihn.«
    »Ich habe Klaus gut gekannt. Er war ein Freund. Tragisches Ende, wirklich.«
    »Sie sind der letzte Überlebende des Allied Clandestine Committee der Nato. Alle anderen Mitglieder fielen Mordanschlägen zum Opfer.«
    »Ich weiß. Aber ich bin sicher.«
    Er wies mit einer kurzen Handbewegung auf zwei kräftige Männer mit Sonnenbrillen, die ihn nicht aus den Augen ließen.
    »Die beiden hat die türkische Regierung mir ausgeliehen. Ich komme mir vor wie ein Popstar. Sehr lästig, aber meine Frau mag die jungen Leute.«
    »Ich glaube, dass Ihr Mörder bereits in der Stadt ist.«
    Güres¸ schwieg und sah ihn an.
    Dengler sagte: »Herr General, was hat dieses Komitee getan? Worin bestand seine Arbeit? Wir müssen das wissen, um in der Sache Klaus Nauber weiterzukommen.«
    Güres¸ Augen wurden schmal.
    »Sie wissen, wir dürfen über militärische Dinge nicht reden. Nicht einmal zur deutschen Polizei. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.«
    Er sah zur Uhr.
    »Jetzt muss ich aber in den Saal. Die Konferenz geht weiter.«
    Er drückte Dengler die Hand und eilte zum Aufzug. Die beiden Leibwächter umrahmten ihn.
    Dengler zog sein
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